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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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dabei bemerkte er, daß ein Stückchen weiter Schwejk in einer Gruppe stand und ebenfalls etwas erläuterte. Dub näherte sich daher diesem Ort und vernahm die biedere Stimme Schwejks: »Man kanns nehmen wie man will, es is doch nur Kriegsbeute. Man wird zwar aufn ersten Blick stutzig, wenn man hier auf der Lafette k. u. k. Artilleriedivision liest. Aber es wird wahrscheinlich so sein, daß die Kanone den Russen in die Hände gefalln is, und wir uns sie ham zurückerobern müssen, und so eine Beute is viel wertvoller, weil …
    Weil«, sagte er feierlich, als er Leutnant Dub bemerkte, »weil man den Feinden nichts in den Händen lassen darf. Das habt ihr wie in Przemyśl oder mit dem Soldaten, dem der Feind beim Gefecht die Feldflasche aus der Hand gerissen hat. Das war noch in den napoleonischen Kriegen, und der Soldat is in der Nacht ins feindliche Lager gegangen und hat sich wieder die Feldflasche zurückgeholt und hat noch dabei verdient, weil der Feind auf die Nacht Schnaps gefaßt hat.« Leutnant Dub sagte nur: »Schaun Sie, daß Sie verschwinden, Schwejk. Daß ich Sie hier ein zweites Mal nicht mehr sehe!«
    »Zu Befehl, Herr Lajtnant.« Schwejk schritt auf eine andere Waggonreihe zu; wenn Leutnant Dub gehört hätte, was er noch hinzufügte, wäre er sicher aus der Uniform gefahren, obwohl es ein ganz unschuldiges Bibelwort war: »Über ein kurzes, und ihr werdet mich sehen, und über ein kurzes, und ihr werdet mich nicht mehr sehen.«
    Nachdem Schwejk gegangen war, war Leutnant Dub noch so dumm, die Soldaten auf einen herabgeschossenen österreichischen Aeroplan aufmerksam zu machen, auf dessen Kupferreifen deutlich »Wiener-Neustadt« zu lesen stand.
    »Den haben wir den Russen bei Lemberg heruntergeschossen«, sagte Leutnant Dub. Diese Worte hörte Oberleutnant Lukasch; er kam näher und fügte laut hinzu: »Wobei beide russischen Flieger verbrannt sind.«
    Dann ging er wortlos weiter, wobei er dachte, daß Leutnant Dub ein Rindvieh ist.
    Hinter dem zweiten Waggon begegnete er Schwejk und |595| trachtete, ihm auszuweichen, denn an Schwejks Gesicht, als er Oberleutnant Lukasch anblickte, konnte man merken, daß der Mann viel auf dem Herzen hatte und es seinem Oberleutnant gern sagen wollte.
    Schwejk schritt geradewegs auf Oberleutnant Lukasch zu: »Melde gehorsamst, Kompanieordonnanz Schwejk bittet um weitere Befehle. Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich Sie schon im Stabswaggon gesucht hab.«
    »Hören Sie, Schwejk«, sagte Oberleutnant Lukasch in durchaus abweisendem und feindlichem Ton, »wissen Sie, wie Sie heißen? Haben Sie schon vergessen, wie ich Sie genannt habe?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich so eine Sache nicht vergessen hab, weil ich nicht ein gewisser Einjährigfreiwilliger Eisner bin. Nämlich da waren wir damals, noch lang vorm Krieg, in der Karolinenthaler Kaserne, und dort gabs einen gewissen Oberst Fliedler von Bumerang oder so was.«
    Oberleutnant Lukasch lachte unwillkürlich über dieses »so was« auf, und Schwejk fuhr fort: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß unser Herr Oberst die Hälfte von Ihrer Größe hatte, er hat Vollbart getragen wie der Fürst Lobkowitz, so daß er ausgesehn hat wie ein Affe, und wenn er sich aufgeregt hat, is er zweimal so hoch gesprungen wie er hoch war, so daß wir ihn Kautschukgreis genannt ham. Damals war grad Erster Mai, und wir ham Bereitschaft gehabt, und er hat am Abend vorher am Hof an uns eine große Ansprache gehalten, daß wir darum morgen alle in der Kaserne bleiben und uns nicht herausrühren dürfen, damit wir auf höchsten Befehl, wenns nötig wär, die ganze Sozialistenbande niederschießen können. Deshalb, welcher Soldat heut Überzeit hat und nicht in die Kaserne zurückkommt und bis zum nächsten Tag bummelt, der hat herich Landesverrat verübt, weil so ein besoffener Kerl nicht mal jemanden trifft, wenns zu Salven kommt, und in die Luft schießen wird. Also der Einjährigfreiwillige Eisner is aufs Zimmer zurückgekommen und sagt, daß der Kautschukgreis doch nur einen guten Einfall gehabt hat. Es is ja im ganzen großen wahr, morgen wird man niemanden in die Kaserne lassen, so is es herich am besten, überhaupt nicht zu |596| kommen, und das hat er auch, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, wirklich gemacht wie ein Ehrenmann. Aber dieser Oberst Fliedler, das war Ihnen, Gott hab ihn selig, so ein niederträchtiges Luder, daß er am nächsten Tag in Prag herumgegangen is und die Leute gesucht hat, was

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