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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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sich unterstanden ham, von unserm Regiment aus der Kaserne auszugehn, und irgendwo beim Pulverturm hat er auch glücklich den Eisner getroffen und is gleich auf ihn losgezogen: ›Ich wer dir geben, ich wer dich lehren, ich wer dir schon deinen Dienst versüßen!‹ Er hat ihm noch mehr gesagt und ihn zammgepackt und in die Kaserne mitgeschleppt, und am ganzen Weg hat er ihm verschiedene häßliche Drohungen gesagt und ihn immerfort gefragt, wie er heißt. ›Eisner, Eisner, das wirst du abscheißen, ich bin froh, daß ich dich erwischt hab, ich wer dir den Ersten Mai zeigen. Eisner, Eisner, jetzt bist du mein, ich laß dich einsperren, fein einsperren!‹ Dem Eisner war schon alles egal. Wie sie also übern Poříc gegangen sind, am Rozvaříl 1 vorbei , is der Eisner in einen Hausflur gesprungen und is ihm durchs Durchhaus verschwunden und hat dem Kautschukgreis die große Freude verdorben, daß er ihn ins Arrest sperren wird. Den Oberst hats so aufgeregt, daß er ihm weggelaufen is, daß er vor Wut vergessen hat, wie sein Delinquent heißt, er hat sichs verwechselt, und wie er in die Kaserne gekommen is, hat er angefangen, zum Plafond zu springen, der Plafond war niedrig, und der, was Bataillonsinspektion gehabt hat, hat sich gewundert, warum der Alte auf einmal gebrochen tschechisch spricht und schreit: ›Den Kupfermann einsperren, den Kupfermann net einsperren, den Bleier einsperren, den Nickelmann einsperren!‹ Und so hat der Alte Tag für Tag sekkiert und hat fort gefragt, ob sie schon den Kupfermann, den Bleier und den Nickelmann erwischt ham, und hat auch das ganze Regiment ausrücken lassen, aber sie ham schon den Eisner, von dem sies alle gewußt ham, aufs Marodenzimmer gegeben, weil er Zahntechniker war. Bis es dann einmal einem von unserm Regiment gelungen is, einen Dragoner im Gasthaus bei Bruck zu erstechen, was seinem Mädl nachgelaufen is, und da |597| hat man uns ins Karree gestellt, alle ham heraus müssen, auch das Marodenzimmer, wer sehr marod war, den ham zwei gehalten. So hat auch das nichts genützt, der Eisner hat aufn Hof ausrücken müssen, und dort hat man uns den Regimentsbefehl vorgelesen, ungefähr so, daß Dragoner auch Soldaten sind und daß es verboten is, sie zu erstechen, weils unsere Kriegskameraden sind. Ein Einjähriger hats übersetzt, und unser Oberst hat dreingeschaut wie ein Tiger. Zuerst is er an der Front vorbeigegangen, dann is er wieder nach hinten gegangen, is ums Karree herumgegangen, und auf einmal hat er den Eisner entdeckt, was wie ein Berg war, so daß es schrecklich komisch war, Herr Oberlajtnant, wie er ihn ins Karree hineingezogen hat. Der Einjährige hat aufgehört zu übersetzen, und unser Oberst hat angefangen, vorm Eisner in die Höh zu springen, wie wenn ein Hund auf ne Stute losgeht, und dabei hat er gebrüllt: »Also du bist mir nicht entgangen, du bist mir nirgendshin weggelaufen, jetzt wirst du wieder sagen, daß du der Eisner bist, und ich hab fort gesagt Kupfermann, Bleier, Nickelmann, Kupfermann, du Mistvieh, du Schwein, du Eisner!‹ Dann hat er ihm dafür einen Monat aufgebrummt, aber dann ham ihm in vierzehn Tage so die Zähne zu schmerzen angefangen, und er hat sich erinnert, daß der Eisner Zahntechniker is, so hat er ihn ausn Arrest ins Marodenzimmer führen lassen und hat sich von ihm einen Zahn ziehn lassen wolln, und der Eisner hat ihn ihm vielleicht eine halbe Stunde gezogen, so daß man den Alten vielleicht dreimal hat abwaschen müssen, aber der Alte is irgendwie zahm geworn und hat dem Eisner die andern vierzehn Tage verziehn. Das is halt so, Herr Oberlajtnant, wenn der Vorgesetzte den Namen seines Untergebenen vergißt, aber der Untergebene darf nie den Namen seines Vorgesetzten vergessen, wie uns auch der Herr Oberst gesagt hat, daß wir nicht mal nach Jahren vergessen wern, daß wir einmal den Oberst Fliedler gehabt ham. – War das nicht vielleicht zu lang, Herr Oberlajtnant?«
    »Wissen Sie, Schwejk«, antwortete Oberleutnant Lukasch, »je mehr ich Ihnen zuhöre, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, daß Sie Ihre Vorgesetzten überhaupt nicht schätzen. |598| Ein Soldat soll von seinen Vorgesetzten noch nach Jahren nur Gutes sprechen.«
    Oberleutnant Lukasch begann sich offensichtlich zu amüsieren.
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant«, fiel ihm Schwejk in entschuldigendem Ton ins Wort, »der Herr Oberst Fliedler is ja schon längst tot, aber wenn Sie wünschen, Herr Oberlajtnant, wer ich nur lauter Gutes von ihm

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