Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
überhaupt Schweinefleisch zu essen. Jede Unmäßigkeit auf dem Marsch schadet.«
    Leutnant Dub antwortete kein Wort, sondern dachte nur: Deine Gelehrsamkeit werde ich dir schon austreiben, Kerl. Dann überlegte er sichs doch und antwortete Biegler mit einer recht dummen Frage: »Sie denken also, Kadett Biegler, daß ein Offizier, dem gegenüber Sie sich Ihrer Charge gemäß als Untergebener betrachten müssen, unmäßig ist? Wolln Sie damit vielleicht sagen, Kadett Biegler, daß ich mich überfressen habe? Ich danke Ihnen für diese Gemeinheit. Seien Sie versichert, daß ich mit Ihnen abrechnen werde; Sie kennen mich noch nicht, aber bis Sie mich kennenlernen werden, dann werden Sie an Leutnant Dub denken.«
    Bei den letzten Worten hätte er sich beinahe die Zunge abgebissen, weil sie auf der Straße über eine Spalte sausten.
    Kadett Biegler antwortete wieder nicht, was Leutnant Dub abermals aufstachelte, weshalb er grob fragte: »Hören Sie, Kadett Biegler, ich denke, Sie haben gelernt, daß Sie auf Fragen Ihres Vorgesetzten antworten sollen.«
    »Allerdings«, sagte Kadett Biegler, »einen solchen Passus gibt es. Aber es ist erforderlich, vorher unser gegenseitiges Verhältnis zu analysieren. Soweit mir bekannt ist, bin ich noch nirgendshin zugeteilt, so daß von einer unmittelbaren Subordination Ihnen gegenüber überhaupt keine Rede sein kann, Herr Leutnant. Das Wichtigste jedoch ist, daß man auf Fragen von Vorgesetzten in Offizierskreisen nur in dienstlichen Angelegenheiten antwortet. So wie wir zwei hier im Auto sitzen, stellen wir keine militärische Einheit dar. Zwischen uns besteht kein Dienstverhältnis. Wir fahren beide zu unseren Truppenkörpern, und es wäre entschieden keine dienstliche Äußerung, wenn ich Ihre Frage, ob ich sagen wollte, daß Sie sich überfressen haben, beantworten würde, Herr Leutnant.«
    »Sind Sie fertig?« brüllte Leutnant Dub ihn an, »Sie einer, Sie …«
    »Jawohl«, erklärte Kadett Biegler mit fester Stimme, »ver gessen Sie nicht, Herr Leutnant, daß über das, was zwischen |786| uns geschehen ist, wahrscheinlich das Offiziersehrengericht entscheiden wird.«
    Leutnant Dub war beinahe ohnmächtig vor Zorn und Wut. Er hatte die merkwürdige Gewohnheit, in der Aufregung noch mehr Dummheiten und Blödsinn zu sprechen, als wenn er ruhig war.
    Deshalb murmelte er auch: »Über Sie wird das Kriegsgericht entscheiden.«
    Kadett Biegler benützte diese Gelegenheit, um Dub vollständig aus der Fassung zu bringen; deshalb sagte er in freundschaftlichstem Ton: »Du scherzest, Kamerad.«
    Leutnant Dub rief dem Chauffeur zu, er möge halten.
    »Einer von uns muß zu Fuß gehen«, stotterte er.
    »Ich fahre«, sagte Kadett Biegler hierauf ruhig, »und du mach, was du willst, Kamerad.«
    »Fahren Sie weiter«, donnerte Leutnant Dub den Chauffeur mit einer Stimme an, die wie im Delirium zitterte, und hüllte sich dann würdevoll in Schweigen, wie Julius Cäsar, als ihm die Verschwörer mit Dolchen nahten, um ihn zu erstechen.
    So langten sie in Zoltanecz an, wo sie die Spur des Bataillons fanden.

    Während Leutnant Dub und Kadett Biegler noch auf der Treppe darüber stritten, ob ein Kadett, der noch nirgends eingereiht ist, Anspruch auf die Leberwürste jener Ration hat, die dem Offizierskorps der einzelnen Kompanien zugeteilt ist, hatte man sich unten in der Küche bereits gesättigt und auf die breiten Bänke gelegt; jetzt wurde über alles mögliche geplaudert, wobei, was das Zeug hielt, die Pfeifen qualmten.
    Koch Jurajda erzählte: »Heut hab ich euch eine großartige Erfindung gemacht. Ich glaube, daß sie einen vollständigen Umsturz in der Kochkunst bedeuten wird. Du weißt doch, Wanĕk, daß ich nirgends in diesem verdammten Dorf Majoran für die Leberwürste auftreiben konnt.«
    »Herba majoranae«, sagte Rechnungsfeldwebel Wanĕk, der sich darin erinnerte, daß er Drogist war.
    Jurajda fuhr fort: »Es ist unerforschlich, wie der menschliche Geist in der Not zu den verschiedensten Mitteln greift, |787| wie sich ihm neue Horizonte erschließen, wie er anfängt, die unmöglichsten Dinge zu erfinden, die sich die Menschheit bisher nicht einmal träumen ließ. – Ich suche also in allen Bauernhöfen Majoran, lauf herum, versuch alles mögliche, erklär ihnen, wozu ich ihn brauch, wie er aussieht …«
    »Du hast noch den Geruch beschreiben solln«, ließ sich von seiner Bank her Schwejk vernehmen. »Du hast sagen solln, daß Majoran so riecht, wie wenn man in einer Allee von

Weitere Kostenlose Bücher