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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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der Faust auf den Tisch.
    »Sie sind ein Ochs. Ich hab Ihnen doch deutlich gesagt, Entlassungspapiere ausfertigen.«
    Und alles, was sich während des Tages in der Seele des Auditors angehäuft hatte, Hauptmann Linhart und Schwejk, ergoß sich jetzt wie ein Sturzbach auf den Stabsprofos und endete mit den Worten: »Und jetzt werden Sie begreifen, daß Sie ein gekrönter Hornochse sind.«
    Das soll man eigentlich nur von Königen und Kaisern sagen, aber nicht einmal der gewöhnliche Stabsprofos, ein ungekröntes Haupt, war damit zufrieden. Nachdem er den Auditor verlassen hatte, traktierte er auf dem Gang den Arrestanten, der den Gang aufräumte, mit Fußtritten.
    Was Schwejk betrifft, nahm sich der Stabsprofos vor, ihn wenigstens noch eine Nacht im Garnisonsarrest schlafen zu lassen, damit er auch »noch was genieße«.

    Die im Garnisonsarrest verlebte Nacht gehört jederzeit zu seinen angenehmen Erinnerungen.
    Neben Nummer 16 befand sich der »Einzlik«, ein düsteres Loch, die Einzelhaft, wo auch in dieser Nacht das Gewinsel |103| eines eingesperrten Soldaten ertönte, dem Feldwebel Řepa wegen irgendeines Disziplinarvergehens auf Befehl des Stabsprofos Slawik die Rippen brach.
    Als das Gewinsel verstummte, wurde in Nummer 16 das Knacken der Läuse vernehmbar, die den Arrestanten beim Suchen in die Hände gerieten.
    Über der Tür in einer Maueröffnung verbreitete die mit einem Schutzgitter versehene rauchende Petroleumlampe ein fahles Licht. Petroleumgestank vermischte sich mit den natürlichen Ausdünstungen der ungewaschenen menschlichen Körper und dem Gestank des Eimers, dessen Oberfläche sich nach jeder Benützung teilte, um eine neue Welle von Gestank in Nummer 16 zu werfen.
    Die schlechte Nahrung verursachte bei allen einen beschwerlichen Verdauungsprozeß, und die Mehrzahl litt an Winden, die sie in der nächtlichen Stille fahrenließen, wobei sie einander unter verschiedenen Scherzen mit diesen Signalen Antwort gaben.
    Auf den Gängen war der gemessene Schritt der Wachposten vernehmbar, von Zeit zu Zeit öffnete sich die Klappe in der Tür, und der Aufseher schaute durchs Guckloch.
    Auf dem mittleren Kavallett ließ sich leise eine erzählende Stimme vernehmen: »Bevor ich weglaufen wollt und bevor sie mich dann hergegeben ham zwischen euch, war ich auf Nummer 12. Dort sind nämlich die Leichtern. Einmal ham sie euch einen Menschen hingebracht, von irgendwo am Lande. Der liebe Mann hat vierzehn Tage gefaßt, weil er Soldaten bei sich hat schlafen lassen. Zuerst hat man gedacht, daß es eine Verschwörung is, aber dann hat sichs aufgeklärt, daß ers für Geld gemacht hat. Er hat zwischen den Leichtesten eingesperrt wern solln, aber weil dort voll war, so is er zu uns gekommen. Aber was der sich alles von zu Haus mitgebracht hat und was man ihm noch geschickt hat, weil er weiß Gott wie erlaubt gehabt hat, daß er sich selbst verköstigen und zubessern kann. Sogar rauchen hat er dürfen! Er hat zwei Schinken gehabt, solche Riesenlaiber Brot, Eier, Butter, Zigaretten, Tabak, na, kurz, an was man sich erinnert, hat er in zwei Rucksäcken mitgehabt. |104| Und der Kerl hat geglaubt, daß ers allein auffressen muß. Wir ham angefangen, ihn anzubetteln, wies ihm nicht eingefalln is, mit uns zu teiln, wie die andern geteilt ham, wenn sie was gekriegt ham, aber der geizige Kerl hat gesagt, daß herich nicht, daß er vierzehn Tage eingesperrt sein wird und daß er sich mit Kohl und verfaulten Erdäpfeln, was man uns als Minasch gibt, den Magen verderben möcht. Daß er uns seine ganze Minasch und das Kommißbrot geben wird, das mag er herich nicht, das solln wir uns herich unter uns teiln oder der Reihe nach abwechseln. Ich sag euch, das war so ein feiner Mensch, daß er sich nicht mal aufn Kibl setzen wollt und bis am nächsten Tag aufn Spaziergang gewartet hat, daß ers im Hof auf der Latrine macht. Er war so verwöhnt, daß er sich sogar Klosettpapier mitgebracht hat. Wir ham ihm gesagt, daß wir ihm auf seine Portion pfeifen, und ham ein, zwei, drei Tage gelitten. Der Kerl hat Schinken gefressen, hat sich Butter aufs Brot geschmiert, hat sich Eier geschält, kurz, hat gelebt. Er hat Zigaretten geraucht und niemandem nicht mal einen Schluck geben wolln. Wir dürfen herich nicht rauchen, und wenns der Aufseher sehn möcht, daß er uns einen Schluck gibt, möcht man ihn herich einsperren. Wie gesagt, wir ham drei Tage zugeschaut. Am vierten Tag in der Nacht is es losgegangen. Der Kerl is früh aufgekommen, und

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