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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Oberleutnant Lukasch und Schwejk eine unangenehme Idylle mit der Dame, die ihrem Mann weggelaufen war und nun bei ihnen Hausfrau spielte.
    Als sie einmal spazierenging, hielt Oberleutnant Lukasch mit Schwejk einen Kriegsrat ab, wie man sie loswerden könnte.
    »Am besten wär, Herr Oberlajtnant«, sagte Schwejk, »wenn ihr Mann, von dem sie weggelaufen is und was sie sucht, wie Sie gesagt ham, das in dem Brief steht, was ich Ihnen gebracht hab, davon wissen möcht, wo sie is, damit er sich um sie kommt. Am besten, ihm ein Telegramm zu schicken, daß sie bei Ihnen is und daß er sie sich beheben kann. In Wschenor war voriges Jahr so ein Fall in einer Villa. Aber damals hat dieses Frauenzimmer das Telegramm selbst ihrem Mann geschickt, und der is um sie gekommen und hat beide geohrfeigt. Beide waren Zivilisten, aber in diesem Fall wird er sich auf einen Offizier nicht traun. Übrigens sind Sie gar nicht schuld dran, weil Sie niemanden eingeladen ham, und wenn sie weggelaufen is, hat sies auf eigene Faust gemacht. Sie wern sehn, so ein Telegramm leistet gute Dienste. Und wenns auch ein paar Ohrfeigen setzen sollt…«
    »Er ist sehr intelligent«, unterbrach ihn Oberleutnant Lukasch, |196| »ich kenne ihn, er handelt mit Hopfen en gros. Unbedingt muß ich mit ihm sprechen. Das Telegramm werde ich abschicken.«
    Das Telegramm, das er absandte, war ungemein lakonisch und sachlich: »Die augenblickliche Adresse Ihrer Frau ist …« Es folgte die Wohnungsadresse von Oberleutnant Lukasch.
    So geschah es, daß Frau Kati sehr unangenehm überrascht war, als der Hopfenhändler in die Tür stürzte. Er sah sehr rechtschaffen und besorgt aus, als Frau Kati, ohne in diesem Augenblick die Besonnenheit zu verlieren, beide Herren vorstellte: »Mein Mann – Herr Oberleutnant Lukasch.« Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Wendler«, forderte ihn Oberleutnant Lukasch freundlich auf, ein Zigarettenetui aus der Tasche ziehend, »ist gefällig?«
    Der intelligente Hopfenhändler nahm artig eine Zigarette und sagte, Rauchwölkchen durch die Lippen blasend, bedächtig: »Gehen Sie bald an die Front ab, Herr Oberleutnant?«
    »Ich habe um Versetzung zu den Einundneunzigern in Budweis angesucht, wohin ich wahrscheinlich fahren werde, sobald ich mit der Einjährigfreiwilligenschule fertig bin. Wir brauchen eine Unmenge Offiziere, und es ist heutzutage eine traurige Erscheinung, daß sich die jungen Leute, die Anspruch auf das Einjährigfreiwilligenrecht haben, nicht dazu melden. Lieber bleibt so ein Mensch gemeiner Infanterist, als daß er sich bemüht, Kadett zu werden.«
    »Der Krieg hat dem Hopfengeschäft sehr geschadet, aber ich glaube, daß er keine lange Dauer haben kann«, bemerkte der Hopfenhändler, während er abwechselnd seine Frau und den Oberleutnant anschaute.
    »Unsere Situation ist sehr gut«, sagte Oberleutnant Lukasch, »heute zweifelt niemand mehr daran, daß der Krieg mit dem Sieg der Waffen der Zentralmächte enden wird. Frankreich, England und Rußland sind viel zu schwach gegen den österreichisch-türkisch-deutschen Granit. Freilich, wir haben an manchen Fronten unbedeutende Mißerfolge erlitten. Sobald wir aber die russische Front zwischen dem Karpatenkamm |197| und dem mittleren Dunajec durchbrechen, wird das zweifellos das Ende des Krieges bedeuten. Ebenso droht den Franzosen in kürzester Zeit der Verlust ganz Ostfrankreichs und der Einmarsch des deutschen Militärs in Paris. Das ist vollkommen sicher. Außerdem schreiten unsere Manöver in Serbien sehr erfolgreich fort, und den Rückzug unserer Truppen, der in Wirklichkeit nur eine Umgruppierung darstellt, deuten viele ganz anders, als es die im Krieg gebotene Kaltblütigkeit erfordert. Wir werden über Nacht sehen, daß unsere vorausberechneten Manöver auf dem südlichen Kriegsschauplatz Früchte tragen werden. Da sehen Sie, bitte …«
    Oberleutnant Lukasch faßte den Hopfenhändler zart an der Schulter, führte ihn zu der an der Wand hängenden Karte des Kriegsschauplatzes und erklärte, während er ihm einzelne Punkte zeigte: »Die östlichen Beskiden sind ein ausgezeichneter Stützpunkt für uns. In den Frontabschnitten der Karpaten haben wir, wie Sie sehn, eine große Stütze. Ein mächtiger Schlag auf diese Linie, und wir machen erst in Moskau halt. Der Krieg wird früher enden, als wir ahnen.«
    »Und was ist mit der Türkei?« fragte der Hopfenhändler, während er erwog, was er beginnen solle, um zum Kern der Sache zu gelangen,

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