Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
teilnahmsvoll.
»Wir denken immer nur an den nächsten Tag. Mein Vater möchte,
daß ich morgen mit ihm zu einem großen Fest gehe, das Lady Tweed
für die Obdachlosen veranstaltet. Sie hat viele Spiele und
kostenloses Essen versprochen.«
»Wie großzügig sie ist«, bemerkte Jonathan mißtrauisch.
»Vielleicht wird sie euch in ihrem Haus wohnen lassen, bis ihr
etwas eigenes findet.«
»Vati hatte sogar mal die Nerven, sie danach zu fragen, vor
allem weil Lady Tweed für die Mietkontrollen verantwortlich ist.
Lady Tweed antwortete meinem Vater, ›Aber das wäre doch
Wohltätigkeit! Wohltätigkeit ist erniedrigend!‹ Sie erkärte ihm,
daß es viel angesehener wäre, von den Steuerzahlern zu verlangen,
uns eine Wohnung zu geben. Sie sagte, er solle Geduld haben und sie
würde alles für den Rat vorbereiten, um das Eigentum und die
Bezahlung zu übernehmen.«
Die junge Frau lächelte Jonathan an und sagte: »Übrigens, ich
bin Annie. Willst du morgen mit zu Tweeds kostenlosem Essen
kommen?«
Kapitel 32 Die Demokratiebande
Plötzlich begann jemand am Ende des Häuserblocks zu schreien:
»Die Demokratiebande! Die Demokratiebande! Bringt euch in
Sicherheit!«
»Lauft, lauft«, schrie ein Junge, der an Jonathan
vorbeirannte.
Annie sprang voller Schrecken auf. »Wir müssen hier schnell
verschwinden«, sagte sie in großer Sorge.
Die Leute, die um das Wohnhaus herumsaßen, zerstreuten sich in
alle Richtungen. Drei ganze Familien rannten mit ihren Kindern die
Stufen herab, manche warfen ihre Habseligkeiten den Freunden zu,
die unten auf sie warteten. Sie sammelten ihre Sachen zusammen und
stürzten davon.
Wenige Augenblicke später war die Straße fast leer. Nur die
langsamsten, die mit Kindern oder Bündeln beladen waren, brauchten
länger, um sich vom Ort der Aufregung zu entfernen.
Das Gebäude am Ende der Straße ging in Flammen auf.
Jonathan saß immer noch ohne Anstalten aufzustehen; er ergriff
Annies Arm: »Was passiert hier?« wollte er wissen. »Warum sind alle
so verängstigt?«
Annie zerrte heftig an seiner Hand und riß Jonathan auf die
Füße. Sie schrie: »Die Demokratiebande! Wir müssen hier
verschwinden!«
»Warum?«
»Keine Zeit für Fragen, gehen wir!« rief sie. Aber Jonathan
weigerte sich, weggezerrt zu werden und ließ nicht locker. Voller
Todesangst schrie sie: »Laß mich gehen, oder sie bekommen uns alle
beide!«
»Wer?«
»Die Demokratiebande! Sie umzingeln jeden, den sie finden
können, und sie stimmen ab, was sie mit ihm tun. Sie können dein
Geld nehmen, dich in eine Kiste einsperren oder dich sogar zwingen,
ihrer Bande beizutreten. Und niemand kann sie aufhalten!«
Jonathan verstand gar nichts mehr. Wo war denn diese
allgegenwärtige Polizei jetzt wieder? »Schützt das Gesetz die Leute
nicht vor solchen Banden?«
»Bitte«, sagte Annie und wand sich immer noch, um aus Jonathans
Hand zu entweichen. »Rennen wir jetzt, reden können wir
später.«
»Wir haben noch Zeit. Schnell, erzähl es mir.«
Sie blickte über seine Schulter. Außer sich vor Angst schluckte
sie schwer und sprach schnell: »Na gut. Als sich die Bande gebildet
hatte, brachte die Polizei sie für ihre Verbrechen vor Gericht. Die
Bande argumentierte, daß sie nur dem Prinzip der Mehrheitsregel
folgten, dem selben Prinzip, das die Grundlage für das Gesetz und
das Gericht ist. Sie behaupteten, daß die Anzahl der Stimmen alles
entscheidet - Legalität, Moral, alles!«
»Wurden sie verurteilt?« fragte Jonathan. Jetzt war die Straße
völlig verlassen.
»Müßte ich jetzt wegrennen, wenn man sie verurteilt hätte? Nein,
die Richter stimmten zwei zu eins zu ihren Gunsten. ›Das
unverletzliche Recht der Mehrheit‹ nannten sie es. Seitdem konnte
die Bande hinter jedem her sein, den sie überstimmen konnten.«
Die sinnlosen Regeln und Verhaltensweisen auf dieser Insel
machten Jonathan wütend. »Wie können es die Leute in so einem Ort
aushalten? Es muß doch eine Möglichkeit geben, sich zu
verteidigen!«
»Der einzige Schutz gegen die Demokratiebande ist, einer anderen
Bande mit mehr Mitgliedern beizutreten.«
Mit dieser Bemerkung liefen Jonathan und Annie los. Sie rannten
an Geschäften und Häusern vorbei und Annie schrie: »Ich würde nicht
rennen, wenn ich eine Waffe kaufen dürfte.«
Sie liefen und liefen durch Gassen, durch Tore, um Ecken und
über Plätze. Annie kannte die Stadt wie ihre Westentasche.
»Übrigens«, keuchte Jonathan atemlos während sie rannten: »Ich
bin Jonathan. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher