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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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ließen sie ärgerliches Krächzen hören; und die Elstern saßen ringsum im Dickicht und lachten boshaft.
    Es war am Nachmittag des sechsten Tages, bei großer Hitze, als der Magister vom Baume fiel. Die Wärme hatte ihn eingeschläfert, und ein Bienenschwarm hatte sich auf seinem Kopf niedergelassen. Voll Schrecken fuhr er aus dem Schlaf und begann um sich zu schlagen, und dann fiel er schreiend zu Boden; mit ihm Bienen, Früchte und abgebrochenes Gezweig. Die Zwillinge und deren Spielkamerad waren die ersten, die dieser Umtrieb zur Stelle rief; sie guckten ihn verwundert an, und Ulf, der Bub, fragte ihn, warum er denn herabgefallen sei. Aber er blieb jammernd liegen und behauptete, seine letzte Stunde sei gekommen. Die Kinder machten sich nun vergnügt ans Essen der herabgefallenen Kirschen, aber bald wurden sie bange vor den Bienen und erhoben lautes Geschrei. Alles Hofgesinde war beim Einholen von Schilf drunten am Fluß, und schließlich war es Ylva selbst, die mit einigen Mägden dem Magister zu Hilfe kam und ihn in die Webkammer schaffte, wo er zu Bett gebracht wurde. Als es sich nun herausstellte, wie das Unglück geschehen war, brachen die Mägde in so lautes Gelächter aus, daß Ylva ihnen Ohrfeigen gab und ihnen befahl, sofort den Vater Willibald zu holen, der mit den anderen drunten am Fluß war.
    Ylva hatte Mitleid mit dem Magister; sie tat für ihn, was sie nur konnte, und gab ihm zur Stärkung von ihrem besten Bier; die Bienen hatten ihm nichts angetan, aber er meinte, ihm sei die Schulter gebrochen. Ylva glaubte darin die Strafe Gottes zu sehen für das, was er mit Torgunn im Walde vorgehabt, und er gab zu, daß sie recht haben könnte.
    »Aber wieviel weißt du denn davon?« fragte er.
    »Ich weiß alles«, sagte Ylva, »denn Torgunn hat es mir selbst erzählt; aber du brauchst nicht zu fürchten, daß jemand davon erfahren wird, denn wenn es nötig ist, verstehen wir beide, den Mund zu halten. Und ich kann dich damit trösten, daß sie viel zu deinem Lobe gesagt hat und daß sie nicht bereut, was ihr dort miteinander getrieben habt, obschon es um ein Haar schlimm ausgegangen wäre.«
    »Aber ich bereue es«, sagte der Magister, »trotzdem ich weiß, daß es gar nichts nützt. Denn Gottes Fluch liegt auf mir, so daß ich mit einer jungen Frau nicht allein sein kann, ohne daß mich Begier packt. Ja, nicht einmal diese Tage im Kirschbaum haben mir geholfen, denn ich habe dort oben weniger an Gott als an die Sünden des Fleisches gedacht.«
    Ylva lachte.
    »Aber der Bienenschwarm und der Sturz vom Baum haben dir ja doch genützt«, sagte sie, »denn nun bist du hier mit mir allein und eine gute Weile lang kann uns niemand stören; dazu kommt, daß ich nicht schlechter auszusehen glaube als Torgunn. Und doch meine ich, daß du zum Sündigen jetzt wenig taugst, du armer Unglücksvogel.«
    »Du weißt nicht, wie mächtig der Fluch ist, der auf mir liegt«, sagte der Magister und streckte die Hand nach Ylva aus.
    Was nun alles zwischen ihnen geschah, hat niemand mit Sicherheit je erfahren; als Vater Willibald heimkam, um nach den Verletzungen des Magisters zu sehen, lag dieser leise wimmernd im Schlaf, während Ylva am Webstuhl fleißig war.
    »Er ist allzu gut, um auf Bäume zu klettern, und von nun an mag es ihm erlassen sein«, sagte sie an diesem Abend zu Orm und dem Hausgesinde, als man beim Abendbrot saß und über den Magister im Kirschbaum viel gelacht wurde.
    »Wie gut er ist, weiß ich nicht recht«, sagte Orm, »aber wenn du sagst, daß er zu einfältig ist, um auf Bäume zu klettern, so stimme ich gern bei. Wozu er eigentlich taugt, kann ich nicht recht herausbringen; dahinter mögen die Smaländer kommen. Jetzt sind die Kirschen zum größten Teil reif und können, bevor die Vögel sie stehlen, gepflückt werden, daher ist der Schaden nicht groß. Aber es ist gut, daß es nicht mehr lange bis zum Thing ist.«
    »Und bis dahin werde ich selbst für ihn sorgen«, sagte Ylva bestimmt, »denn ich will nicht, daß er während der letzten Tage, die er bei Christen zubringt, übel daran ist und obendrein noch verhöhnt wird.«
    »Da sieht man’s: die Frauen sind immer auf seiner Seite, was er auch anstellt«, sagte Orm. »Aber in dieser Sache magst du es halten, wie du willst.«
    Alle auf dem Hof lachten sich schief, sobald die Rede auf den Magister und seinen Bienenschwarm kam. Äsa aber sagte: das sei für ihn ein günstiges Zeichen gewesen, denn sie habe kluge alte Leute oft sagen hören, daß

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