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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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dem, auf dessen Kopf ein Bienenschwarm sich niederläßt, ein langes Leben und viele Kinder bestimmt seien. Vater Willibald sagte, dasselbe hätten auch gelehrte Männer am Hof des Kaisers zu Goslar behauptet, aber sie hätten sich nicht mit Sicherheit darüber auslassen können, ob dieses Vorzeichen, wo es sich um einen Priester handle, auch volle Gültigkeit habe.
    Vater Willibald konnte der Schulter des Magisters keine schwere Verletzung anmerken; dennoch blieb dieser noch mehrere Tage liegen und hielt sich auch nachher noch meist in der Kammer auf. Ylva versorgte ihn aufs beste, gab ihm reichlich zu essen und sah zu, daß keine ihrer jüngeren Mägde ihm in die Nähe kam. Orm neckte sie damit und fragte, ob nun auch sie in den Magister vernarrt sei; zudem verdroß es ihn ein wenig, daß nun so viele gute Bissen in die Webkammer gebracht wurden. Aber Ylva gab ernst zur Antwort, daß er sich in dieses nicht einmischen dürfe, denn gutes Essen täte dem Armen wahrhaftig not. Er müsse ja doch etwas auf den Knochen haben, bevor er sich zu den Heiden auf den Weg mache. Und was die Mägde anginge, so wolle sie ihn bloß vor neuen Versuchungen und boshaften Neckereien schützen.
    Ylva konnte es also in dieser Sache halten, wie sie wollte, und alles ging seinen ruhigen Gang, bis für die Landesbewohner zu beiden Seiten der Grenze die Zeit herankam, zum Thing am Kraka-Stein zu reiten.

Von Frauenkünsten am Kraka-Stein und wie Blauzunges Schneide eine Scharte erhielt
    Im Spätsommer jedes dritten Jahres, beim ersten Vollmond nachdem das Heidekraut in Blüte getreten war, trafen sich alter Sitte gemäß am Kraka-Stein die Männer der Grenzgegenden zwischen Schonen und Smaland, um über den Frieden zu verhandeln oder einander Unfrieden anzusagen. Und was hier bestimmt wurde, behielt Kraft bis zur nächsten Zusammenkunft. Aus Finnveden und Värend und aus allen Gegenden, wo Göinger wohnten, kamen Häuptlinge und Männer, die gewählt worden waren, und hielten Thing, und das erstreckte sich gewöhnlich über mehrere Tage. Denn auch wenn Frieden herrschte, gab es viel, worüber die Grenzbewohner sich zu vergleichen hatten: so die Zwistigkeiten wegen Jagd und Waldweide, Totschlag, der ihre Folge war, und auch Viehdiebstahl, Raub von Frauen und Knechten, die über die Grenze entlaufen waren. Alles dergleichen wurde dank der Beihilfe kluger Männer aus beiden Lagern geprüft und geschlichtet. Bisweilen gelang das im guten, so wenn Totschlag gegen Totschlag stand oder Raub gegen Raub oder wenn man sich zu hinreichenden Bußgeldern verstand. Wurde aber die Uneinigkeit zwischen kampflustigen Männern schlimm, so daß kein Vergleich sich erreichen ließ, dann wurde der Zwist durch einen Zweikampf ausgetragen, der zwischen den Streitenden auf dem ebenen Grasplatz vor dem Stein stattfand. Das galt als die denkbar beste Belustigung, und wenn nicht wenigstens zwei oder drei Tote vom Kampfplatz getragen worden waren, meinte man insgesamt: das Thing sei kläglich mißraten. Meist aber kam es so, daß das Thing am Kraka-Stein sein gutes Ansehen behielt, so daß alle zufrieden davonreiten konnten und daheim etwas zu erzählen hatten. Es wurde auf dem Thing auch viel Handel mit Knechten, Waffen und Ochsen getrieben, mit Schmiedeeisen, Tuch und Fellen, Wachs und Salz, so daß mitunter sogar Kaufleute von Hedeby oder gar von Gotland zum Kraka-Stein kamen. Früher war es vorgekommen, daß Könige ihre Beauftragten dorthin geschickt hatten, um auf dem Thing das königliche Recht zu wahren und nach Männern zu forschen, die ihnen entkommen waren: aber diese Ausgesandten – sowohl die aus Dänemark wie die des Königs von Uppsala – waren von den Bauern erschlagen worden, die ihre Köpfe über Wacholderfeuern räucherten und sie wieder heimschickten: dies den Königen zum Zeichen, daß die Grenzbewohner ihre Angelegenheiten am liebsten selber ins reine brachten. Aber die Waffenträger und Schiffshäuptlinge der Jarle in Schonen und West-Gotland ließen sich bisweilen am Kraka-Stein sehen, um tüchtiges Kriegsvolk für Auslandsreisen anzuwerben. Daher war das Thing am Kraka-Stein für die Grenzländer ein hohes Fest, so daß viele die Zeit nicht anders rechneten als von Thing zu Thing. Es hieß, daß der Stein in alter Zeit von Rolf Krake gesetzt worden sei, als dieser seinen Weg durch diese Lande genommen hatte; und weder Könige noch Grenzbewohner hatten sich seitdem erkühnt, dieses Mal zwischen Svealand und dem Dänengebiet zu verrücken. Es

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