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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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weibstollen Magister. Aber dir sag ich die Wahrheit, nämlich, daß die beiden sich mehr mit anderem abgegeben haben als mit dem Besprechen des beschädigten Knies. Sie sagt, sie habe den Magister von Anfang an gut leiden mögen, teils wegen seines schönen Gesanges, aber auch des unglücklichen Schicksals wegen, das über ihn verhängt ist, und es sei ihr unmöglich, sich einem heiligen Mann zu widersetzen. Sie sagt, als er ihr Knie berührte, habe sie wie eine gefangene Fledermaus am ganzen Körper gebebt, und er sei alles andere als schüchtern gewesen, habe vielmehr schnell genug zugegriffen. Bald seien sie beide gleichermaßen bei der Sache gewesen, und dafür könne sie nichts, sagt sie. Als beide dann zur Besinnung gekommen seien, habe er angefangen zu weinen und zu klagen, und dann habe er endlich begonnen, ihr Knie zu besprechen, aber noch bevor er weit damit gekommen war, sei Rapp zur Stelle gewesen. Daher käme es, daß die Schwellung nun so arg sei, denn die Besprechung hätte dreimal hergesagt werden sollen. Sie werde aber Gott immer danken, sagt sie, daß Rapp nicht eine kleine Weile früher kam. Und wenn du Rapp oder irgendeinen anderen davon wissen läßt, machst du mich unglücklich und andere obendrein.«
    Orm mußte lachen und versprach gern, weder vor Rapp noch vor anderen sich etwas merken zu lassen.
    »Wenn bloß Rapp nie erfährt, wie er genasführt worden ist, dann ist der Schaden nur gering oder nicht vorhanden. Dieser Magister scheint mir aber ein eigentümlicher Mann zu sein: in allem, was andere Männer können, taugt er zu nichts, aber auf Frauen scheint er sich wahrhaftig zu verstehen. Es wäre nicht gut, wenn er und Torgunn hinfort allein beisammen sind; dann könnte es schlimm enden, denn ein zweites Mal würde Rapp sich nicht narren lassen. Darum will ich mir eine laufende Beschäftigung für ihn ausdenken, die ihn von ihr fern hält; denn es ist gar nicht klar, wer von beiden am meisten darauf erpicht ist, den anderen zu treffen.«
    »Du darfst aber nicht hart gegen ihn sein«, sagte Ylva, »denn sobald er zu den Smaländern kommt, ist für den Armen die Zeit der Leiden da. Und ich will selbst, so viel ich kann, mithelfen, ihn und Torgunn getrennt zu halten.«
    Am folgenden Morgen rief Orm den Magister zu sich und sagte ihm, daß er nun eine geeignete Beschäftigung für ihn gefunden habe.
    »In allem, womit wir es bisher versucht haben, hast du nicht viel getaugt«, sagte er ihm, »aber nun wirst du dich wirklich nützlich machen können. Du siehst diesen Kirschbaum hier; es ist der beste von allen, die ich habe; und dieser Meinung bin nicht nur ich, sondern auch die Krähen. Auf den sollst du nun klettern, und du nimmst am besten gleich etwas zum Essen und Trinken mit, denn du darfst nicht eher wieder herunter, als bis die Krähen und Elstern dort sind, wo sie zu nächtigen pflegen. Und du mußt früh zur Stelle sein, denn die Krähen kommen schon im ersten Morgengrauen. Ich hoffe sehr, daß es dir gelingt, die Beeren für uns zu bewahren, ohne daß du selbst dabei allzu viele ißt.«
    Der Magister schaute betrübt am Baum hinauf; die Kirschen waren größer als die der gewöhnlichen Kirschbäume und begannen zu reifen. Alle Vögel waren auf sie erpicht, und es half nicht viel, daß Rapp und Vater Willibald versuchten, sie durch Pfeilschüsse fernzuhalten.
    »Das habe ich verdient«, sagte der Magister. »Aber ich fürchte mich, so hoch hinaufzuklettern.«
    »Du mußt dich dran gewöhnen«, sagte Orm.
    »Ich neige zu Schwindel.«
    »So halte dich gut fest, dann macht der Schwindel nichts. Und wenn du dich nicht dranwagst, so machst du dich lächerlich; am allermeisten bei den Frauen.«
    »Ja, das habe ich wahrhaftig verdient«, wiederholte der Magister traurig.
    Es endete damit, daß er mit viel Mühe in den Baum stieg, während Orm dabeistand und ihn aufforderte, noch immer höher zu klettern. Schließlich erreichte er unter Gebet einen dreifach gegabelten Ast, der unter seinem Gewicht hin und her schwankte; und Orm riet ihm, dort zu bleiben, denn die Vögel würden ihn dort am besten sehen.
    »Du hast nun einen sicheren Platz«, sagte er, »an dem du dem Himmel näher bist als wir anderen; da magst du von dem, was du mit hast, essen und trinken und Gott deine Sünden bekennen.«
    Und dort verblieb der Magister; die Krähen kamen eifrig von überallher zu den guten Früchten geflogen, aber sie scheuten erstaunt zurück, als sie einen Menschen im Kirschbaum fanden; ihn umkreisend

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