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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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würden, sagte er, die Frauen geben, die sich auf dem Platz aufhielten; doch nur, wenn sie gesinnt wären, die Wahrheit zu sprechen.
    Ugge saß nachdenklich da und sagte schließlich, es ließe sich ja wohl nichts anderes machen, als die Frauen über das, was vorzubringen sei, zu verhören.
    »Die Frauen der Virden«, sagte er, »gelten nach unserem alten Gesetz als einwandfreie Zeugen, wenn auch niemand sagen kann, wie es zu dieser Bestimmung gekommen ist. Und wir pflegen sie nur dann vorzulassen, wenn es wirklich geboten ist. Denn wenn man bei einem Mann der Wahrheit auf den Grund kommen will, so kann es sein, als suche man den Kuckuck im tiefen Wald; aber die Wahrheit suchen bei einer Frau, ist als ob man das Echo eines Kuckucksrufes einfangen wolle. Aber hier sind die Frauen die einzigen, die gesehen haben, was geschah. Und Priestertotschlag an heiligem Ort ist eine Sache, über die mit Sorgfalt gerichtet werden muß. Mögen sie also gehört werden.«
    Die Frauen hatten sich bereit gehalten und traten nun alle miteinander vor, sowohl die jungen, die um den Stein gesprungen waren, wie auch die alten Weiber, die ihnen zur Hand gegangen waren. Alle hatten sich aufs beste hergerichtet, sie trugen Armringe und Halsketten, breite Schleifen und bunte Kopftücher, zeigten sich aber befangen, als sie vor die Schöffen und Richter hintreten sollten. Sie brachten den Magister mit; der schaute elend aus; ihm waren die Hände gebunden, und um den Hals hatte er einen Strick, an dem die alten Weiber ihn führten wie tags zuvor die Böcke. Dieser Anblick rief bei den Schöffen und Zuschauern großes Gelächter hervor.
    Ugge neigte den Kopf zur Seite, kratzte sich hinter dem Ohr und betrachtete die Frauen mit bekümmerter Miene. Er sagte, sie sollten ihm nun erzählen, wie es bei Styrkars Tod zugegangen sei und ob ihr Gefangener jenem einen tödlichen Schlag gegeben habe oder nicht. Und sie sollten nur berichten, was wirklich geschehen sei; und es wäre am besten, wenn nur zwei oder drei ihr Zeugnis gleichzeitig abgeben wollten.
    Anfangs fürchteten sich die Frauen vor ihren eigenen Stimmen; sie tuschelten untereinander, und keine wollte den Anfang machen; aber bald kamen sie in Gang und legten ernsthaft ihr Zeugnis ab. Ihr Gefangener, sagten sie, sei laut rufend auf den Stein zugegangen und habe Styrkar mit seinem Kreuz über den Schädel geschlagen, so daß der laut aufschrie; darauf habe er das Kreuz dem Styrkar an den Bauch gesetzt und ihn vom Stein hinuntergestoßen. So weit waren sie alle einig; aber einige sagten, der Christenpriester habe nur einmal zugeschlagen, andere behaupteten, zweimal, und darüber gerieten sie miteinander in Wortwechsel.
    Als der Magister das alles hörte, wurde sein Gesicht vor Schreck und Staunen weiß. Er hob die gebundenen Hände gen Himmel und rief mit lauter Stimme: »Nein, nein!« Aber niemand kümmerte sich um das, was er noch vorzubringen suchte, und die alten Weiber ruckten am Strick, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Ugge sagte nun, dieses Zeugnis sei mehr als hinreichend, da so viele übereinstimmende Frauenaussagen als glaubwürdig gelten müßten. Ob der Totschläger ein- oder zweimal zugeschlagen habe, täte nichts zur Sache, und hier habe man es nun mit einem deutlichen Fall von Priestertotschlag an heiligem Ort zu tun.
    »Diese Übeltat«, sagte er, »zählt von alters her zu den schlimmsten, und sie ist so selten, daß viele ihr Leben lang im Thing sitzen, ohne daß sie ein Urteil darüber zu fällen brauchen. Und die Strafe dafür, die aus uralter Zeit stammt, weiß vielleicht keiner hier außer uns beiden Alten; doch mag es sein, daß auch du, Olof, sie kennst, da du ja klüger zu sein glaubst als wir.«
    Man konnte es Olof Sommervogel ansehen, daß diese Frage ihm nicht behagte, er antwortete jedoch schnell, daß er oft habe sagen hören, der Totschläger werde zur Strafe für diese Übeltat an den Füßen am untersten Ast eines Baumes aufgehängt und so, daß sein Kopf an einen Ameisenhaufen rühre.
    Ugge und Sone lächelten zufrieden über diese Antwort. »Daß du es nicht weißt, war zu erwarten«, sagte Ugge, »denn du bist ja so jung; weise und gelehrt werden dauert nämlich länger, als du glauben willst. Die rechte Strafe aber ist, daß der Totschläger dem Ygg geopfert wird, so war in alter Zeit bei den Vätern der Name für Odin; und nun soll Sone berichten, wie es dabei zugeht.«
    »Man nimmt zwanzig gute Speere«, sagte Sone, »deren Schäfte keine Spur von Fäulnis

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