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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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zeigen, und in jeden wird unterhalb des Eisenbeschlages ein Querholz gut befestigt. Darauf werden die Speere, mit den Spitzen aufwärts, dicht beieinander bis zur halben Länge in die Erde getrieben, und dann wirft man den Totschläger hinauf. Dort muß er hängen bleiben, bis seine Knochen zu Boden fallen.«
    »Ja, so ist es«, sagte Ugge, »und das einzige, was du vergessen hast, ist dies: er muß auf den Rücken zu liegen kommen, so daß sein Gesicht dem Himmel zugewandt ist.«
    Ein zufriedenes Gemurmel ging durch die Schar der Thingversammlung, als man von dieser Strafe erfuhr, die so alt und so selten war, daß noch niemand ihr zugeschaut hatte. Der Magister hatte sich nun beruhigt; er stand, mit geschlossenen Augen vor sich hinmurmelnd, da; unter den Frauen aber entstand große Unruhe. Sie riefen laut, so sei es ja ganz verkehrt, und sie hätten es anders gemeint; einige, die mit Ugge verwandt waren, drängten sich an diesen heran, und, ihn einen alten Pinsel nennend, fragten sie ihn, warum er das denn nicht gesagt habe, bevor sie ihr Zeugnis ablegten? Ihre Absicht dabei sei gewesen, so auszusagen, daß sie den Christenpriester behielten, denn er gefalle ihnen; und ihrer Meinung nach tauge er mehr als Styrkar; sie hätten gefürchtet, er werde freigelassen werden und mit den Göingern davonziehen, wenn sie anders ausgesagt hätten.
    Am schlimmsten von allen schrie ein altes Weib, das die Nichte Styrkars gewesen war, und schließlich schwiegen die anderen, um sie anzuhören. Sie war groß und grobknochig und bebte vor Wut, während sie Ugge gegenüberstand. Sie sagte, in Värend würde es keine Ordnung geben, ehe nicht die Frauen Gericht hielten und die Greise vor den Holzschuppen gestellt würden, um dort mit Spänen zu spielen.
    »Ich habe Styrkar, dem alten Troll, viele Jahre lang das Haus besorgt«, schrie sie, »und habe durch ihn meinen Unterhalt gehabt. Wovon soll ich leben, nun da er tot ist? Begreifst du wohl, Alter, was ich sage? Und da kommt nun ein anderer Priester einher, ein schöner junger Mann, der klug und fügsam aussieht und jenem zum Tode verhilft, und niemand kann leugnen, daß es dazu an der Zeit war. Und welche Entschädigung bietest du mir? Du willst diesen jungen Mann auf die Speere werfen, was ja doch niemand Nutzen bringt! Aber ich sage dir, daß er mir zugesprochen werden soll, um Styrkar, den ich verloren habe, zu ersetzen. Er ist ein tüchtiger Priester, und den Tanz um den Stein leitete er zuletzt zu aller Zufriedenheit, und nach neun Monaten wird man in ganz Värend sehen können, wie wirksam seine Zaubersprüche waren. An einen solchen Priester werden viele sich halten und mit allerhand Geschenken zu ihm kommen; und daher werde ich gut versorgt sein, ob ich ihn nun zum Mann nehme oder ihn mir als Knecht halte. Was soll er denn auf den Speeren? Lege dich lieber selbst dort oben hin, da dich Alter und Gelehrsamkeit verrückt gemacht haben! Wenn es Gerechtigkeit auf der Welt gibt, dann muß er als Buße für den Totschlag mir zufallen. Verstehst du wohl, was ich sage?«
    Sie schüttelte die geballten Fäuste dicht vor seinem Gesicht und schien ihn am liebsten anspucken zu wollen.
    »Sie hat recht, sie hat recht! Katla hat recht!« riefen die Frauen. »Wir wollen ihn an Styrkars Stelle haben! Einen Priester wie ihn brauchen wir!«
    Ugge winkte mit beiden Händen ab und rief, so laut er konnte, sie sollten schweigen, während neben ihm Olof Sommervogel vor Vergnügen über die Bedrängnis des Alten nahe daran war, rücklings vom Stein zu fallen.
    Aber nun erhob sich Sone, der Hellseher, und redete mit einer Stimme, die alles verstummen machte.
    »Friede ist über dieses Thing gesprochen«, sagte er, »und kluge Männer haben mit Frauen Geduld. Es wäre schlimm, wenn wir sagen müßten, der Thingfriede sei gestört worden, und am schlimmsten wäre das für euch Frauen; denn dann könnten wir euch dazu verurteilen, hier vor allem Volk die Rute zu schmecken, die man euch von saftigen Birken oder Haselnußsträuchern schneiden würde, und an solcher Schmach würdet ihr schwer zu tragen haben. Denn so lange ihr lebt, wird jeder bei eurem Anblick lächeln müssen, und das dürfte keiner von euch nach Wunsch sein. Darum kein Geschrei und Geschimpfe mehr! Aber bevor ihr von hinnen geht, sagt mir eins: wurde Styrkar wirklich vom Christenpriester geschlagen?«
    Die Frauen waren still geworden. Sie antworteten einmütig, daß der Magister den Styrkar überhaupt nicht angerührt habe; er habe

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