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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Jeder von ihnen hatte eine Tochter verloren: mannbare Jungfrauen in schönster Blüte, die von zwei Otterjägern aus Göinge in der Wildnis östlich der Großen Ochsenfurt geraubt worden waren. Man kannte die Räuber; Agne in Sleven hieß der eine, er war ein Sohn Kolbjörns, des Ausgebrannten, und der andere war Slatte, »Fuchs« genannt, ein Neffe des Gudmund zu Uvaberg, der auf dem Thing zu den Schöffen der Göinger rechnete. Der Raub war vor einem Jahr verübt worden; die jungen Frauen befanden sich, wie es hieß, noch immer in der Gewalt der Räuber, und Askman und Glum forderten nun für jedes der Mädchen das Dreifache der üblichen Kaufsumme für Bräute und dazu eine angemessene Buße für den Schaden, der Glums Schwester Gudny, einer Witwe, entstanden war; denn diese war bei den Mädchen gewesen, als der Raub verübt wurde, und ihr war so übel mitgespielt worden, daß sie noch lange nachher ihrer Sinne kaum mächtig war. Diese Witwe, sagten die Kläger, hätten sie zum Thing mitgebracht als eine Frau, die seit je für ihre ehrliche Zunge bekannt war; und da viele dafür einstehen konnten, daß sie jetzt wieder ganz bei Verstand war, könnte sie besser als sonst wer den ganzen Hergang bezeugen.
    Gudny, die Witwe, mußte nun vortreten. Sie war eine kräftige und stattliche Frau und noch nicht alt genug, um Männer zu schrecken; sie berichtete genau und ernsthaft, wie alles zugegangen war. Sie war mit den Mädchen in die Wildnis gegangen, um heilende Kräuter zu pflücken, und da diese nun anfingen, selten zu werden, hatten sie den ganzen Tag lang suchen müssen. Dabei waren sie tiefer in den Wald geraten, als sie anfänglich gewollt, und plötzlich hatte sie ein furchtbares Unwetter überrascht: es donnerte und hagelte, der Regen fiel in Strömen, so daß sie ganz durchnäßt wurden und in ihrer Angst nicht aus noch ein wußten. Ohne einen Pfad oder eine Spur zu finden, irrten sie umher, bis sie an einem Fluß eine Erdhöhle entdeckten, in der sie Schutz fanden; da waren sie von Müdigkeit, Kälte und Hunger schon arg mitgenommen. In der Höhle, sagte die Witwe, seien zwei Männer gewesen, Jäger, die dem Otterfang oblagen, und es habe ihr zum Trost gereicht, daß sie nicht gefährlich ausschauten. Die Männer hatten sie freundlich aufgenommen, ihnen am Feuer Platz gemacht und ihnen gewärmtes Bier und Essen gegeben; dort hatten sie darauf gewartet, daß das Unwetter vorbeizog; aber da sei es bereits Nacht gewesen.
    Bis dahin, sagte sie, habe sie sich nur vor dem Unwetter gefürchtet, allerdings auch vor den Schmerzen, die sie bereits im Rücken spürte, da sie in nassen Kleidern hätte dasitzen müssen. Aber nun begann sie, für die Mädchen zu fürchten, und das war schlimmer. Denn die Männer zeigten sich nun höchlich zufrieden und sagten, besser hätte es gar nicht kommen können, denn Frauen hätten sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie waren freigebig mit dem Bier, davon es in der Höhle ein ganzes Fäßchen gab, und der Kälte wegen wärmten sie immer noch mehr davon, so daß den Mädchen bei ihrer Jugend und Unerfahrenheit allmählich schwindlig wurde. Sie selbst habe sich nun eifrig nach dem Heimweg erkundigt und auch Bescheid erhalten; im übrigen aber sei es den Männern nur darum zu tun gewesen, bei den Mädchen zu sitzen und nachzufühlen, ob sie wohl schon trocken geworden seien. Und bald, sagte sie, war es so weit, daß Slatte, der Fuchs, ihnen zwei kleine Hölzchen hinhielt und sie zu losen bat, welchen der Männer jedes der Mädchen in allernächster Nähe bei sich haben wolle. Da habe sie streng gesagt: nun sollten die Mädchen heim und im Dunkeln den rechten Weg zu finden versuchen. Sie selbst aber müsse in der Höhle zurückbleiben, da sie durch die Nässe nun große Schmerzen habe.
    »Und das sagte ich, weil ich hoffte, die Männer würden sich fügen und die Mädchen ruhig ziehen lassen, wenn ich zurückblieb; mir schien es der Mädchen wegen am besten, dieses auf mich zu nehmen; denn was auch die Männer mit mir vornehmen würden, so hätte es mir nicht so sehr wie ihnen geschadet. Aber die Männer gebärdeten sich wie rasend, sie gaben mir die schlimmsten Namen, packten mich und warfen mich zur Hütte hinaus; dabei versprachen sie, mit Pfeil und Bogen nachzuhelfen, wenn ich mich nicht schnellstens davonmache. Und die ganze Nacht lang irrte ich in Angst vor wilden Tieren und vor Geistern im Walde umher; endlich fand ich heim und berichtete, was geschehen war, worauf man zur Hütte

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