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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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»denn ich weiß ja, daß du ein Mann von der rechten Art bist. Und aus deinem kleinen kahlköpfigen Priester wird man auch nicht leicht klug, denn ich höre, daß er hier auf dem Thing allen Kranken gern hilft, ohne für seine Mühe Entgelt zu verlangen. Euch beide schätze ich ebensosehr wie solche, die dem Christentum noch nie nahegekommen sind; dennoch mußt du zugeben, Orm, daß ihr mit meinem Verwandten hart verfahren seid, als ihr ihn zwangt, sich taufen zu lassen. Diese Schande hat ihn nun um den Verstand gebracht, und es mag sein, daß der Axtschlag noch dazu beitrug, den er auf den Schädel bekam. Nun ist er menschenscheu geworden und streift meist im Walde umher, oder er liegt in seiner Kammer und jammert vor sich hin. Zum Thing wollte er nicht mitkommen; aber er kaufte sich die beiden Priesterknechte für teures Geld und schlug ihnen sogleich die Köpfe ab; die schickte er dann mit einem Knecht hierher als einen Gruß an dich und den kleinen Priester. Für seinen Anschlag gegen dich ist er wahrhaftig schwer gestraft worden, denn du nahmst ihm nicht nur seinen ganzen Reichtum ab und zwangst ihn zur Taufe, sondern er verlor obendrein auch noch den Verstand; doch will ich, obwohl er mein Verwandter ist, nicht sagen, er habe mehr aufs Fell bekommen, als er verdient hat. Denn er war zu reich und von zu angesehenem Geschlecht, als daß er sich zu einem solchen Handel mit König Sven hätte hergeben dürfen. Das habe ich ihm gesagt und auch, daß seinetwegen keine Klage gegen dich erhoben werden wird; aber so viel ist sicher, daß er dich bei günstiger Gelegenheit gern töten würde. Er glaubt, erst wenn er dich und den kleinen Priester getötet hat, wird er wieder munter und guter Dinge sein können.«
    »Für diese Worte danke ich dir«, sagte Orm. »Nun weiß ich, wie es für mich steht. Was die beiden von ihm geköpften Priester angeht, so ist da nichts mehr zu machen, und mir steht es nicht zu, sie zu rächen. Gegen ihn selbst will ich gut auf der Hut sein, wenn seine Tollheit ihm eingeben sollte, sich noch einmal an mich zu wagen.«
    Olof Sommervogel nickte und goß wieder Wein in die Becher.
    Es war nun still im Lager, und man hörte nichts als das Atmen der schlafenden Männer. Ein schwacher Wind wehte über die Büsche hin, und es raschelte im Espenlaub. Sie tranken nun wieder miteinander, und dabei hörte Orm im Gebüsch das Gezweige hinter sich knacken. Als er sich nun vorbeugte, um den Becher wieder an seinen Platz zu setzen, hörte er ein Keuchen, wie wenn jemand tief Atem schöpfte; Olof wandte sich halb um, er sah etwas heranfliegen und konnte sich schnell noch tiefer beugen.
    »Und es war ein Glück, daß ich ein feines Ohr habe und keine Zeit verlor«, sagte er hinterher, »denn der Speer strich so nahe an mir vorbei, daß er mich im Nacken ritzte.«
    Nun hörten sie es im Gestrüpp aufheulen und mit entblößtem Schwert rannte ein Mann hervor. Es war Östen auf Öre; und es war leicht zu sehen, daß er verrückt war, denn die Augen standen ihm wie einem Kobold unbeweglich im Kopf und Geifer hing ihm in den Mundwinkeln. Orm hatte keine Zeit mehr, das Schwert zu ziehen oder auch nur auf die Füße zu springen; er warf sich zur Seite und es gelang ihm, die Beine des Verrückten zu fassen, so daß der über ihn hinstürzte und ihn dabei durch einen Hieb über die Hüfte verwundete. Darauf hörte man einen Schlag, dem ein Aufwinseln folgte, und als Orm auf die Füße kam, sah er Olof Sommervogel mit dem Schwert in der Hand dastehen und Östen wie vorhin am Boden liegen; aber er war jetzt tot.
    Nun kamen Männer gelaufen, die das Geheul aus dem Schlaf geweckt hatte. Olof Sommervogel stand bleich da und blickte auf den Toten nieder.
    »Da liegt er, gefallen durch meine Hand«, sagte er, »und doch war er von meinem Geschlecht. Aber ich will nicht, daß mein Gast überfallen wird, und sei es auch durch einen Verrückten. Außerdem hat sein Speer meine kostbare Kanne zerschlagen, und dafür hätte ich jeden, wer es auch sei, umgebracht.«
    Der Krug lag in Scherben am Boden, und man beklagte Olof sehr wegen dieses Verlustes, denn ein solches Kleinod konnte schwerlich ersetzt werden.
    Er ließ den Toten zum Sumpf tragen und dort versenken, wobei man ihm spitze Stangen durch den Körper stieß und ihn so festmachte; denn sonst gingen Verrückte gern um und gebärdeten sich schlimmer als andere abgeschiedene Geister.
    Orm war mit einer Schramme im Nacken und einer verwundeten Hüfte davongekommen. Die

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