Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
sagten, sie stammten aus Norwegen und seien nun auf dem Heimweg; noch mehr aber mochten sie nicht sagen. Sie waren friedlich und duldsam, und wo man ihnen ein Nachtlager verweigerte, zogen sie wortlos weiter, als berühre sie dergleichen kaum.
    So kamen sie nach Gröning, und Orm trat ihnen vor dem Haus entgegen, ihm zur Seite der Vater Willibald.
    Als sie den Priester gewahr wurden, fielen sie auf die Knie und baten mit großem Ernst um seinen Segen, den er ihnen gern erteilte. Sie schienen sich zu freuen, auf einen christlichen Hof geraten zu sein, am meisten aber darüber, daß sie einen Priester gefunden hatten. Sie aßen und tranken wie Leute, die lange gehungert hatten, und als sie satt waren, saßen sie ernst da, als ob anderes ihnen viel zu denken gäbe, und starrten vor sich hin, ohne auf das, was geredet wurde, viel zu achten. Sie ließen Vater Willibald nach ihren Wunden sehen, am meisten aber war ihnen an seinen Segenssprüchen gelegen, und deren konnten sie gar nicht genug bekommen. Als sie nun hörten, daß der folgende Tag ein Sonntag sei, wünschten sie dableiben zu dürfen, um sowohl Messe wie Predigt zu hören. Das gestattete Orm ihnen gern, obschon es ihn ein wenig verdroß, daß sie nichts über sich mitteilen wollten.
    Es war ein schöner Sonntag, und viele Leute, die ihr Taufgelübde gehalten hatten, kamen zur Kirche geritten. Aber ganz vorn durften die Fremden sitzen, und sie lauschten aufmerksam den Worten des Priesters. Wie stets in diesem Jahre redete er davon, daß der Untergang der Welt in Kürze – wenn auch niemand dessen ganz sicher sein könne – zu erwarten sei und daß man daher am besten täte, sich bereit zu halten. Bei diesen Worten sah man einige der Fremden lächeln, doch ohne daß dabei Freude in ihren Mienen zu lesen war; anderen aber rannen Tränen über die Wangen. Nach der Messe baten sie wieder um einen kräftigen Segensspruch, und Vater Willibald tat ihnen den Willen.
    »Du bist ein guter Mann«, sagten sie ihm nachher, »aber du weißt nicht, daß der Untergang der Welt schon geschehen ist. Denn Christus hat den König zu sich genommen, wir aber sind hier vergessen worden.«
    Niemand konnte verstehen, was sie meinten, und es war schwer, noch mehr aus ihnen herauszubringen; zuletzt aber berichteten sie von dem, was ihnen widerfahren war. Doch taten sie das wortkarg und mit gleichgültiger Stimme, als ob nichts auf Erden ihnen noch etwas bedeute.
    Sie sagten, ihr König, Olof Tryggvesson von Norwegen, den sie nächst Christus für den erhabensten aller Lebenden hielten, sei in einer großen Schlacht gegen Dänen und Svealänder gefallen. Sie selbst seien von den Männern aus Svealand lebend ergriffen worden; denn große Übermacht sei auf ihre Schiffe gelangt, als sie schon sehr müde waren oder auch vor Wunden den Arm nicht mehr hatten heben können; und da habe man sie zwischen die Schilde gepreßt. Die mehr Glück gehabt hatten, seien dabei dem König zu Christus gefolgt. Sie selbst und viele andere habe man auf ein Schiff gebracht, das heimgerudert werden sollte; insgesamt seien es vierzig Gefangene gewesen. Eines Nachts hätten sie vor der Mündung eines Flusses gelegen, und dieser, so sagte man ihnen, heiße der heilige Fluß. Der Name habe ihnen verheißungsvoll geschienen; wer irgend konnte, habe die Fesseln abgestreift und auf die Männer von Svealand losgeschlagen. Die seien zuletzt alle getötet worden, und von ihrer eigenen Schar seien da die meisten zum König gegangen. Aber sechzehn Mann seien übriggeblieben und hätten, solange sie es vermocht, das Schiff stromauf gerudert, bis fünf von ihnen, die die schwersten Wunden gehabt, an den Rudern, froh lächelnd, gestorben seien. Da hätten die übrigen elf die Waffen der Feinde an sich genommen und das Schiff verlassen, um quer durch das Land gen Mailand und von dort weiter nach Norwegen zu ziehen. Denn nun, sagten sie, hatten sie begriffen, daß sie von allen Mannen des Königs die schlechtesten seien, denn sonst hätten sie nicht, während alle anderen ihm folgen durften, auf Erden zurückbleiben müssen. Und sie hätten sich des Lebens nicht selbst berauben wollen aus Furcht, er werde sie dann nicht mehr kennen wollen. Sie glaubten, es sei ihnen nun als Buße bestimmt, nach Norwegen zu ziehen und dort von dem, was dem König geschehen, zu berichten. Jeden Tag, sagten sie, hätten sie alle Gebete gesprochen, die sie gewußt – es seien derer leider weniger, als man wünschen könnte, gewesen –, auch

Weitere Kostenlose Bücher