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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sich niemand verstehen, denn alle wußten, daß sie ebensogut ihr Silber hätten ins Wasser werfen können.
    »Du bist widerspenstig, Gudmund, das wissen wir alle«, sagte schließlich Sone, der Hellseher. »Aber es ist doch gut, daß man dich wie die anderen überreden kann. Und nun fällt mir ein, daß Orm Tostesson, als er hier noch ein Neuling war, dich einmal hat überreden können, als du ihm weder Getreide zur Aussaat noch Futter zu angemessenem Preise verkaufen wolltest. Dabei kam auch ein Brunnen vor; aber das meiste habe ich, da ich anfange alt zu werden, vergessen. Während nun du, Gudmund, dir überlegst, wie du dein Sechstel vollmachen könntest, würden wir uns von Orm gern erzählen lassen, auf welche Weise er dich damals überredet hat. Dergleichen zu wissen, kann immer nützlich sein.«
    Dieser Vorschlag wurde mit lebhaften Zurufen begrüßt, und Orm erhob sich und sagte, diese Geschichte sei kurz und leicht zu erzählen. Jetzt aber fuhr Gudmund auf und schrie, daß er nichts davon hören wolle.
    »Orm und ich haben uns längst deswegen verglichen«, rief er, »so daß jetzt kein Wort mehr darüber zu verlieren ist. Wartet bloß eine kleine Weile, denn mir ist ein Mann eingefallen, den ich vergessen habe; ich werde bald mit dem, was noch fehlt, zur Stelle sein.«
    Er eilte davon, aber nun riefen viele, daß sie von dieser Überredung gern etwas hören würden. Aber Orm sagte, danach müßten sie sich bei einem anderen als bei ihm erkundigen.
    »Denn es ist so, wie Gudmund gesagt hat«, fuhr er fort. »In dieser Sache sind wir längst verglichen. Und warum sollte ich ihn nun unnütz reizen, da er doch in seiner Angst, die Geschichte könnte erzählt werden, nach mehr Silber gelaufen ist? Nur deshalb hat ja der weise Sone die Rede darauf gebracht.«
    Weiter war er noch nicht gekommen, als Gudmund keuchend von seinem Lagerplatz zurückkam und das Fehlende mitbrachte. Toke wog es nun, und alles stimmte; die zwei Drittel von Slattes und Agnes Buße wurden Glum und Askman in die Hände gegeben, und damit erkannten diese die Räuber ihrer Töchter als vollgültige und einwandfreie Schwiegersöhne an. Das letzte Drittel, das Slatte und Agne selbst zu zahlen hatten, sollte erst nach dem Winter und in Fellen erlegt werden.
    Aber sobald alles dies geordnet war, sagte Olof Sommervogel, er wolle nun gern hören, wie Orm den Gudmund überredet habe; dazu riefen alle Schöffen Beifall, und Ugge selbst ergriff in dieser Sache das Wort.
    »Es ist immer gut«, sagte er, »lehrreiche Geschichten zu hören, und diese ist eine, die ich noch nicht kenne. Mag sein, daß Gudmund sie nicht erzählt haben will; du mußt aber bedenken, Gudmund, daß du uns allen in dieser Sache viel Mühe gemacht hast und daß wir ein Drittel für dich bezahlt haben, obschon du das eigentlich nicht nötig gehabt hättest. Für das viele Silber, das dir so erspart worden ist, kannst du es wahrlich ertragen, daß dieses Begebnis nun hier berichtet wird, und du magst es gern selbst tun, wenn dir das lieber sein sollte. Orm Tostesson ist ja hier und kann dir weiterhelfen, wenn dein eigenes Gedächtnis dich im Stich lassen sollte.«
    Jetzt wurde Gudmund rasend und fing nach seiner Art zu heulen an; es war eine alte Gewohnheit, nach der er mitunter »der Heuler« genannt wurde. Er zog den Kopf zwischen die Schultern; sein ganzer Körper warf sich in Zuckungen hin und her, er ballte die Fäuste und heulte wie ein Werwolf. Im stillen hoffte er, man würde das für den Anfang eines Berserkerganges halten, und in seinen jüngeren Jahren war es ihm mitunter geglückt, die Leute damit zu schrecken. Aber nun wollte es dazu nicht recht langen, und je mehr er heulte, desto lauter wurde gelacht. Plötzlich verstummte er und blickte umher.
    »Ich bin ein gefährlicher Mann«, sagte er schließlich. »Mich reizt keiner, ohne es bereuen zu müssen.«
    »Stört ein Schöffe den Thingfrieden«, sagte Toke, »durch Drohung oder schmähliche Rede, durch Trinklärm oder böses Geschrei, so trifft ihn eine Buße von… ja, wieviel soll er denn zahlen? Das wissen andere besser als ich.«
    »Er soll vom Gerichtsplatz verwiesen werden«, sagte Sone. »Sträubt er sich aber oder kommt er zurück, dann büßt er mit seinem Bart. So will es das alte Gesetz.«
    »Bloß zweimal hab ich gesehen, daß einem Schöffen der Bart abgenommen wurde«, sagte Ugge nachdenklich, »und keiner dieser Männer hat die Schande lange überlebt.«
    Viele waren nun gegen Gudmund aufgebracht:

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