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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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auf der Bank, einem Mann namens Turne, der seiner Meinung nach am Ruder nicht das Seine tat, desto mehr aber beim Essen. Er dichtete Schmählieder, zuweilen über Turne, zuweilen über den Aufseher, und damit Orm und die anderen sie hörten, sang er sie beim Rudern.
    Aber am meisten war er damit beschäftigt, etwas auszudenken, was sie alle befreien könnte, und als er zum erstenmal mit Orm reden konnte, sagte er ihm, daß er einen schon beinah fertigen Plan habe; alles, was er brauche, sei ein Stück Eisen. Damit könne man ein Glied der Fußkette ausbiegen; das habe in einer dunklen Nacht zu geschehen, wenn das Schiff in einem Hafen läge und alle außer den Nachtwachen schliefen. Einer nach dem anderen solle dann das Eisen nehmen und sich leise losmachen. Wenn alle Nordmänner frei wären, brauchten sie bloß im Finstern, ohne dabei Lärm zu machen, die Nachtwachen zu erdrosseln; und wenn sie dann an Land gingen, würden sich schon Auswege finden lassen.
    Orm sagte, das sei ein guter Plan, wenn er sich nur ausführen lasse, und beim Erdrosseln der Wächter glaube er sich nützlich machen zu können, wenn man gegen alle Erwartung erst mal so weit gekommen sei. Aber woher sollten sie das Eisen nehmen? Und wie könnten nackte Leute, die immer bewacht waren, ein solches Eisen an Bord schaffen? Toke seufzte und sagte, das seien Schwierigkeiten, die längeres Nachdenken wohl wert seien; aber einen besseren Plan gebe es nicht, und man müsse warten und auf einen günstigen Zufall hoffen.
    Er kam auch mit Krok ins Gespräch und erzählte ihm seinen Plan, aber Krok hörte zerstreut zu und antwortete nicht viel.
    Nach einiger Zeit wurde das Schiff bei der Werft des Kalifen an Land gezogen, um abgeklopft und geteert zu werden; und viele Sklaven, zu zweien aneinander gekettet, wurden an die Arbeit gesetzt, unter ihnen auch die Nordmänner, die sich aufs Schiffshandwerk gut verstanden. Bewaffnete Wachen standen um sie herum, und der Aufseher ging mit der Peitsche unter ihnen umher und trieb sie zur Arbeit an; zwei Wachen mit Schwert und Bogen folgten ihm überall, um ihn zu schützen. In der Nähe des Schiffes wurde in einem großen Kessel Teer gewärmt, und daneben war eine Tonne mit Trinkwasser für die Sklaven.
    Krok und Gunne standen bei der Tonne und tranken, als einer der Sklaven seinen Kameraden herbeischleppte; der hatte sich den Fuß beschädigt, so daß er nicht auftreten konnte. Man setzte ihn nieder und gab ihm zu trinken, und der Aufseher kam herbei, um zu sehen, was es gäbe. Der Beschädigte lag jammernd am Boden, und der Aufseher, der mißtrauisch war, peitschte ihn, um zu sehen, ob er nicht auf die Beine gebracht werden könne. Aber er blieb liegen, und alle hatten die Augen auf ihn gerichtet.
    Krok stand wenige Schritte dahinter auf der anderen Seite der Tonne; er machte sich näher heran und zog Gunne mit sich; seine Gleichgültigkeit hatte sich plötzlich verloren. Als er nahe genug war und sah, daß die Kette reichte, tat er einen Satz, packte den Aufseher an Gurt und Nacken und schwang ihn hoch in die Luft. Jener stieß ein lautes Gebrüll aus, und die Wache, die am nächsten stand, wandte sich um und rannte Krok das Schwert in den Leib. Aber Krok schien nichts davon zu spüren, sondern ging einige Schritte zur Seite und setzte den Aufseher mit dem Kopf voran in den kochenden Teer; im gleichen Augenblick schlug die andere Wache Krok über den Schädel. Krok schwankte und hielt den Blick auf das, was vom Aufseher noch sichtbar war, gerichtet.
    Er lachte und sagte: »Nun habe ich wieder einmal Glück gehabt. «Dann fiel er zu Boden und starb, und ein großer Freudenschrei stieg auf, als die Sklaven den Aufseher ein solches Ende nehmen sahen. Aber Kroks Leute fühlten dabei auch Trauer, und sie sprachen nachher oft von Kroks Tat und von seinen letzten Worten. Sie waren sich darüber einig, daß er wie ein echter Häuptling gehandelt habe. Toke dichtete Krok zu Ehren eine Strophe:
    »Schlimm’res als Peitschenschlag spürte
Er, der Peitscher, der Häuptlings
Tief in das warme Waschfaß
Der Meerrosseflanken getaucht ward.
Krok, den unseliges Schicksal
Sklave ließ werden am Ruder,
Nahm hier Rache und Freiheit;
Nun ward das Glück ihm hold.«
    Als sie wieder aufs Meer hinausruderten, hatten sie einen neuen Aufseher bekommen; alle glaubten zu bemerken, daß er sich das Geschehene zur Lehre genommen hatte und mit der Peitsche vorsichtiger war.
     

Von Salaman und von der Herrscherin Subaida und wie Orm das

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