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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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blieben nur Ihre Nichte und die Mädchen. Wenn es aber die Mädchen wären, warum sollte Ihr Sohn sich dann an ihrer Statt bezichtigen lassen? Dafür gab es keinen denkbaren Grund. Da er aber seine Cousine liebte, gab es eine hervorragende Erklärung, weshalb er ihr Geheimnis wahrte – um so mehr, als das Geheimnis schimpflich war. Als ich mich dann daran erinnert habe, daß Sie sie am Fenster gesehen hatten und daß sie ohnmächtig geworden war, als sie die Krone wiedersah, ist meine Mutmaßung zur Gewißheit geworden.
    Und wer konnte ihr Verbündeter sein? Offensichtlich ein Liebhaber, denn wer außer einem solchen konnte die Liebe und Dankbarkeit aufwiegen, die sie Ihnen gegenüber empfunden haben muß? Ich wußte ja, daß Sie wenig ausgehen und daß Ihr Freundeskreis nicht sehr groß ist. Unter diesen Freunden fand sich aber Sir George Burnwell. Ich hatte schon vorher von ihm gehört als von einem Mann, der bei Frauen in einem üblen Ruf steht. Er mußte es sein, der diese Stiefel getragen hatte und die fehlenden Juwelen besaß. Obwohl er wußte, daß Arthur ihn entdeckt hatte, konnte er sich doch noch immer schmeicheln, sicher zu sein, da der Junge ja kein Wort sagen konnte, ohne seine eigene Familie zu kompromittieren.
    Nun wird Ihnen Ihr eigener Menschenverstand verraten, welche Schritte ich dann unternommen habe. Als Herumtreiber verkleidet bin ich zu Sir Georges Haus gegangen, habe seinen Burschen kennengelernt, erfahren, daß sein Meister sich am Vorabend den Kopf verletzt hatte und schließlich alles dadurch klargemacht, daß ich für sechs Shilling ein Paar alter Schuhe von ihm gekauft habe. Mit ihnen bin ich nach Streatham gefahren und habe festgestellt, daß sie genau zu den Abdrücken paßten.«
    »Gestern nachmittag habe ich auf dem Weg einen schlechtgekleideten Vagabunden gesehen«, sagte Mr. Holder.
    »Richtig. Das war ich. Ich wußte, daß ich meinen Mann gefunden hatte, also bin ich heimgefahren und habe meine Kleidung gewechselt. Die Rolle, die ich dann spielen mußte, war delikat, weil ich begriff, daß ein Verfahren vermieden werden mußte, um einem Skandal zu entgehen, und ich wußte wohl, daß ein so schlauer Schurke zusehen würde, daß uns in dieser Sache die Hände gebunden wären. Ich bin also zu ihm gegangen und habe mit ihm gesprochen. Zuerst hat er natürlich alles abgestritten. Als ich ihm dann in allen Einzelheiten erzählt habe, was geschehen ist, ist er grob geworden und hat einen Totschläger von der Wand genommen. Ich kannte meinen Mann aber und habe ihm die Pistole an den Kopf gesetzt, bevor er zuschlagen konnte. Dann ist er ein wenig umgänglicher geworden. Ich habe ihm gesagt, wir würden ihm für die Steine, die er hatte, einen Preis bezahlen – tausend Pfund pro Stück. Daraufhin hat er zum ersten Mal Anzeichen von Bekümmerung gezeigt. ›Oh, verflixt noch mal‹, sagte er, ›und ich habe sie für sechshundert für alle drei abgegeben!‹ Ich habe ihm sehr bald die Adresse des neuen Besitzers entlockt, mit dem Versprechen, daß man ihn nicht belangen würde. Dann habe ich mich dorthin auf den Weg gemacht und nach einigem Feilschen die Steine für tausend Pfund pro Stück bekommen. Danach habe ich Ihren Sohn besucht, ihm erzählt, daß alles in Ordnung sei, und bin schließlich gegen zwei Uhr ins Bett gekommen, am Ende von etwas, das ich getrost als hartes Tagewerk bezeichnen darf.«
    »Das Werk eines Tages, an dem England vor einem großen öffentlichen Skandal bewahrt wurde«, sagte der Bankier; er erhob sich. »Sir, ich kann keine Worte finden, um Ihnen zu danken. Sie werden mich aber nicht undankbar finden für das, was Sie getan haben. Ihre Fertigkeiten haben wirklich alles übertroffen, was ich je darüber gehört hatte. Und jetzt muß ich zusehen, daß ich schnell zu meinem lieben Jungen komme, um mich für das Unrecht zu entschuldigen, das ich ihm zugefügt habe. Was Sie mir da über meine arme Mary erzählen, tut mir im Herzen weh. Nicht einmal Ihre Fertigkeiten können mir sagen, wo sie sich nun aufhält.«
    »Ich glaube, wir können mit Sicherheit sagen«, erwiderte Holmes, »daß sie sich aufhält, wo auch immer Sir George Burnwell sich aufhält. Genauso sicher ist etwas anderes: Welche Sünden sie auch immer begangen haben mag, alle werden sehr bald mehr als nur hinlänglich bestraft werden.«

Die Blutbuchen
    »Wer die Kunst um ihrer selbst willen liebt«, bemerkte Sherlock Holmes, während er den Anzeigenteil des
Daily Telegraph
beiseite warf, »stellt oft

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