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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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zwischen Sir George Burnwell und Ihrer Nichte Mary gegeben. Sie sind nun zusammen geflohen.«
    »Meine Mary? Unmöglich!«
    »Unglücklicherweise ist es mehr denn nur möglich; es ist gewiß. Weder Sie noch Ihr Sohn kannten den wahren Charakter dieses Mannes, als Sie ihm Zutritt zu Ihren Familienkreisen gewährt haben. Er ist einer der gefährlichsten Männer in England – ein ruinierter Spieler, ein absolut verzweifelter Schurke; ein Mann ohne Herz noch Gewissen. Ihre Nichte wußte nichts über solche Männer. Als er ihr seine Schwüre zugeflüstert hat, wie schon hundert anderen vor ihr, hat sie sich geschmeichelt, sie allein habe sein Herz gerührt. Der Teufel weiß selbst am besten, was er alles gesagt hat, aber schließlich wurde sie sein Werkzeug und hat ihn fast jeden Abend getroffen.«
    »Ich kann und will das nicht glauben!« rief der Bankier mit aschgrauem Gesicht.
    »Dann will ich Ihnen erzählen, was sich in jener Nacht in Ihrem Haus ereignet hat. Als sie dachte, daß Sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hätten, ist Ihre Nichte heimlich nach unten gegangen und hat sich durch das Fenster, das auf den Weg zu den Stallungen schaut, mit ihrem Liebhaber unterhalten. Seine Fußspuren waren durch den Schnee hindurch eingedrückt, so lange hat er dort gestanden. Sie hat ihm von der Krone erzählt. Seine üble Gier nach Gold wurde durch die Neuigkeiten entfacht, und er hat ihrer Nichte seinen Willen aufgezwungen. Ich zweifle nicht daran, daß sie Sie geliebt hat, aber es gibt Frauen, in denen die Liebe zu einem Liebhaber alle anderen Neigungen auslöscht, und ich glaube, sie muß zu diesen gehören. Sie hatte kaum seine Anweisungen angehört, als sie Sie die Treppe herunterkommen sah; daraufhin hat sie rasch das Fenster geschlossen und Ihnen von der Eskapade einer Dienerin mit ihrem holzbeinigen Liebhaber erzählt, was völlig zutreffend war.
    Ihr Sohn, Arthur, ist nach seinem Gespräch mit Ihnen zu Bett gegangen, aber er hat schlecht geschlafen, weil ihm wegen seiner Schulden im Club unwohl in seiner Haut war. Mitten in der Nacht hörte er leise Schritte an seiner Tür vorübergehen, deshalb ist er aufgestanden und hat hinausgeschaut, und zu seiner Überraschung sah er seine Cousine ganz verstohlen den Korridor entlanggehen, bis sie in Ihrem Ankleidezimmer verschwunden war. Zuerst war er starr vor Staunen, dann hat der Junge sich einige Kleider übergeworfen und in der Dunkelheit gewartet, um zu sehen, was sich aus dieser seltsamen Sache ergibt. Ihre Nichte ist bald wieder aus dem Zimmer gekommen, und im Schein der Flurlampe hat Ihr Sohn gesehen, daß sie die kostbare Krone in Händen hielt. Sie ist die Treppe hinabgegangen, und er ist völlig entsetzt bis zum Vorhang nahe Ihrer Tür gelaufen und hat sich dort verborgen; von dort aus konnte er sehen, was unten in der Diele geschah. Er sah, wie sie vorsichtig das Fenster öffnete, die Krone jemandem draußen in der Dunkelheit reichte, dann das Fenster schloß und wieder zu ihrem Zimmer zurückeilte, wobei sie ganz dicht an dem Vorhang vorbeikam, hinter dem er sich versteckte.
    Solange sie auf dem Schauplatz war, konnte er nichts unternehmen, ohne die Frau, die er liebte, entsetzlich bloßzustellen. Aber in dem Moment, als sie gegangen war, ist ihm klargeworden, welch ein furchtbares Unheil das alles für Sie sein würde, und wie überaus wichtig es war, alles wieder in Ordnung zu bringen. Er ist also, so wie er war, barfuß hinabgelaufen, hat das Fenster geöffnet, ist hinaus in den Schnee gesprungen und den Weg zu den Ställen entlanggelaufen, wo er im Mondlicht eine dunkle Gestalt sehen konnte. Sir George Burnwell hat versucht, zu entkommen, aber Arthur hat ihn erreicht, und zwischen ihnen ist es zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der Ihr Sohn an der einen Seite der Krone zerrte und sein Widersacher an der anderen. Bei dem Handgemenge hat Ihr Sohn Sir George geschlagen und ihn über dem Auge verletzt. Dann ist plötzlich etwas zerbrochen, und Ihr Sohn stellte fest, daß er die Krone in Händen hielt; er ist zurückgelaufen, hat das Fenster geschlossen, ist in Ihr Zimmer emporgegangen und hatte eben bemerkt, daß die Krone bei der Auseinandersetzung verbogen worden war, und versuchte, sie geradezubiegen, als Sie auf der Szene erschienen sind.«
    »Ist das möglich?« ächzte der Bankier.
    »Dann haben Sie ihn in Wut versetzt, indem Sie ihn beschimpft haben, in einem Augenblick, da er das Gefühl hatte, er hätte Ihren wärmsten Dank verdient. Er konnte

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