Die Abenteuer des Tom Bombadil
oder Springen . . .
Drei Tage lag sein Kahn vertäut am Steg.
Den nächsten Morgen
Verschwand er. Keiner war besorgt, man hatte andre Sorgen.
Ein Völkchen hatte ihn geholt, erzählten sich die Leute,
Von Ottern eine ganze Schar, die schleppten ihn als Beute
Flußaufwärts. Später kam ein Schwan, der packte mit dem Schnabel
Die Leine an und zog den Kahn bis an die Wurzelgabel
Der alten Weide, und von da ging's stolz und rüstig weiter,
Zaunkönig saß als Ausguck vorn, Eisvogel als Begleiter
Saß achtern. Ja, so brachten sie den Kahn vielleicht nach Hause -
Der Otter nämlich rief ganz laut: »Wir machen keine Pause,
Und, was noch mehr ist, brauchen nicht zur Hilfe neue Beine,
Wir schaffen es noch allemal mit Hilfe einer Leine!«
Ei, lirum-larum-Löffelstiel! Die Ruder blieben liegen!
Tom mußte erst nach Grindwall gehn, um sie zurückzukriegen.
Es war einmal ein Fahrensmann,
Vergnügt und immer obenan,
Der rüstete zu großer Fahrt
Ein leichtes Schiff nach Gondelart,
Vergoldete es obendrein
Mit Gold aus echtem Sonnenschein,
Dann parfümierte er den Kahn
Mit Kardamom und Majoran,
Lavendel fügte er hinzu
Und fuhr davon in aller Ruh.
Die Gunst der Winde rief er an
Für sich und seinen guten Kahn
Und zog die siebzehn Ströme quer,
Das hielt ihn auf, verdroß ihn sehr:
Er stieg an Land als Eremit,
Wo Derrilyn zu Tale zieht
Und übermütig Kiesel schleift,
Indem sie immer weiterschweift.
Er selber ging mit vielen Mühn
Ins Schattenreich durchs Wiesengrün,
Wo Hügel über Hügel steigt
Und sich alsbald zum Abgrund neigt.
Da saß er denn und sang ein Lied,
Wies einem Zauderer geschieht,
Entdeckte einen Schmetterling
Ganz nahe bei, ein hübsches Ding,
Ihr trug er gleich die Ehe an,
Sie schalt ihn bloß als Fahrensmann
Und lachte ganz erbarmungslos.
Das gab ihm einen letzten Stoß
Zum Studium der Zauberei
Und vieler Künste nebenbei.
Er wob ein luftiges Gespinst,
Sie einzuheimsen als Gewinst,
Dann schuf er sich ein Flügelpaar,
Glanzledern, nur aus Schwalbenhaar
Und Spinnenfäden, dünn und fein,
Fing sie ganz überraschend ein
Und baute ihr ein weiches Zelt,
Aus Lilienblüten hergestellt,
Darinnen stand das Hochzeitsbett,
Damit sie was zum Schlafen hätf.
Die Decke war aus Distelflaum
Und frischem Wiesenkräuterschaum.
Juwelen brachte er ihr dar,
Sie warf sie fort, mit Spott sogar!
Da kehrte er sich traurig ab,
Sie welkte hin und sank ins Grab,
Denn als sie ihn entfliehen sah,
So ging's ihr doch ein wenig nah.
Er aber flügelte davon
Und schaukelte als Luftballon
In eine ferne Inselwelt,
Wo Silbers voll der Springbrunn fällt
Und goldne Ringelblumen blühn,
Von Gold die Berge rötlich glühn.
Da schlug er sich auf Räuberei
Und Plünderung und allerlei,
Dann floh er über Beimarie
Und Thellamie und Fantasie.
Er schmiedete sich einen Schild,
Aus Elfenbein war das Gebild,
Und einen Degen aus Smaragd,
Der jeden Angriff siegreich wagt,
Entfesselte den Elfenstrauß
Und focht ihn bis ans Ende aus.
Die Elfen kamen weißberockt,
Blitzblauen Auges, blondgelockt
Und dennoch grimmig anzusehn -
Er schlug sie im Vorübergehn!
Sein Panzerhemd aus Bergkristall
Bewahrte ihn beim Überfall,
Jedoch sein Speer aus Ebenholz
Und Malachit, der war sein Stolz,
Den schwang er so, daß er gewann.
Zu frischen Taten zog er dann.
Er kämpfte gegen einen Schwärm
Von Rachenrotz und Drachenharm
Und Hummerhorn und Bienenbrand,
Gewann das Goldne Ordensband,
Entzog sich darauf der Gefahr
Zu Schiff, das ganz aus Blättern war,
Mit Spinnenweben gut verstrebt,
Das Segel ebenso gewebt,
Sah sich nun manche Insel an,
Was aber nicht sein Herz gewann:
Dort wuchs nur windbewegtes Gras.
Das machte ihm nicht Lust noch Spaß,
So riß er sich denn endlich los!
Daheim blieb ihm Erinnerung bloß
An Reiselust und Wundertat
Aus seiner Zeit als Schiffermaat.
Dann eines Tages war er leer,
Erinnerung gab nichts mehr her.
Daraus erwuchs ihm neue Kraft
Zu Gondelfahrt und Wanderschaft.
Der Feder glich er, sturmbewegt,
Die es in alle Welt verschlägt.
Prinzessin Ich-Mi,
So hold war sie,
Wies die Elfenlieder erzählen.
Sie trug Perlen im Haar,
Aufgefädelt sogar,
Ein Tüchlein, besetzt mit Juwelen,
Aus Spinnwebseide;
Und passend zum Kleide
Einen Gürtel schmal
Nach eigener Wahl
Aus Gold. War das ein Geschmeide!
Des Tages war
Sie unscheinbar
Gewandet in Nebelgrau;
Aber bei Nacht
War ihre
Weitere Kostenlose Bücher