Die Abenteuer von Aguila und Jaguar
bat um eine Prise des Pulvers für seinen Freund Timothy, aber Michael Mushaha versicherte ihm, Timothy sei von der Bisswunde des Mandrills genesen und erwarte sie gesund und munter in Nairobi. Die Pygmäen behandelten indes Adrien und Nzé damit, und man konnte zusehen, wie ihre Wunden verheilten. Deshalb fasste sich Alex schließlich ein Herz und bat um etwas Pulver aus dem Ipemba-Afua, denn er wollte es seiner Mutter mitbringen. Die Ärzte sagten zwar, sie habe den Krebs vollständig besiegt, aber bestimmt würde ihr dieses Mitbringsel ein langes Leben schenken.
Angie war entschlossen, ihre Angst vor den Krokodilen durch einen Handel zu überwinden. Zusammen mit Nadia kletterte sie auf die Palisade des Brunnens und schlug den großen Echsen eine Abmachung vor, die Nadia radebrechend übersetzte, denn ihre Kenntnisse der Krokodilsprache waren sehr bescheiden. Angie erklärte den Tieren, sie könne sie erschießen, sofern ihr der Sinn danach stand, aber stattdessen werde sie ihnen die Freiheitschenken und dafür sorgen, dass sie zum Fluss gebracht wurden. Dafür erwarte sie, dass sie nicht gefressen wurde. Nadia wusste weder, ob die Tiere sie verstanden hatten, noch ob man ihnen trauen konnte, oder ob sie überhaupt in der Lage waren, diese Abmachung an die übrigen Krokodile in Afrika weiterzugeben, aber sie sagte Angie dennoch, dass sie ab jetzt nichts mehr zu fürchten habe. Sie würde nicht in einem Krokodilbauch enden. Mit ein bisschen Glück würde sie, wie gewünscht, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen.
Kosongos Frauen, nun fröhliche Witwen, wollten Angie zum Dank ihren Goldschmuck schenken, aber da hatten sie die Rechnung ohne Bruder Fernando gemacht. Er breitete eine Decke auf dem Boden aus und nötigte die Frauen, ihren Schmuck darauf zu legen.
»Was ich von Kosongo habe, gehört mir!«, sträubte sich Angie und umklammerte ihre Armreifen.
Bruder Fernando warf ihr einen seiner Weltuntergangsblicke zu und streckte die Hand aus. Murrend gab Angie ihm den Schmuck. Zusätzlich nahm der Missionar ihr das Versprechen ab, dass sie ihm das Funkgerät aus dem Flugzeug überlassen und mindestens alle zwei Wochen auf eigene Kosten nach Ngoubé fliegen werde, um das Dorf mit dem Notwendigsten zu versorgen. Zu Anfang würde sie die Sachen aus der Luft abwerfen müssen, bis eine Fläche gerodet wäre, auf der sie landen konnte, was angesichts der Verhältnisse hier noch etwas dauern konnte.
Der Missionar band die vier Ecken des Tuchs zusammen und schleifte den Goldschmuck zu Königin Nana-Asante.
»Dieses Gold und ein Paar Stoßzähne sind unser ganzer Reichtum in Ngoubé. Sie werden wissen, was damit zu tun ist«, sagte er.
Nana-Asante hatte sich einverstanden erklärt, dass Bruder Fernando in Ngoubé blieb und seine Missionsstation und eine Schule einrichtete, sofern sie ihre Weltanschauungen unter einen Hut bringen konnten. Genau wie die Menschen würden auch die Götter lernen müssen, in Frieden miteinander zu leben. Das Herz der Menschen sollte groß genug sein, um die unterschiedlichen Götter und Geister darin zu beherbergen.
EPILOG
Zwei Jahre später
Mit einer Flasche Wodka für seine Großmutter und einem Strauß Tulpen für Nadia stand Alex vor Kates Wohnungstür in New York. Nadia hatte ihm gesagt, sie werde zur Abschlussfeier der Schule auf keinen Fall diese scheußlichen Blumengebinde um die Handgelenke oder am Ausschnitt tragen, die alle anderen Mädchen von ihren Begleitern geschenkt bekamen. Die Tulpen hatten auf der Fahrt durch die Stadt arg gelitten, obwohl die Maihitze von einer leichten Brise gemildert wurde. An das Wetter hier würde er sich nie gewöhnen, dachte Alex und war froh, dass er es nicht musste. Er besuchte die Universität von Berkeley, und wenn alles glatt ging, würde er seinen Abschluss in Medizin in Kalifornien machen. Nadia hatte sich über seine Bequemlichkeit amüsiert: »Wie willst du als Arzt in den ärmsten Ländern der Welt arbeiten, wenn du nicht ohne die italienische Pasta deiner Mutter und ohne dein Surfbrett überleben kannst?« Alex hatte Monate gebraucht, um sie zu einem Studium an seiner Universität zu überreden, aber schließlich hatte er es geschafft. Ab September würde sie in Kalifornien sein, und er würde nicht mehr den ganzen Kontinent überqueren müssen, um sie zu sehen.
Die Wohnungstür ging auf, und er stand da mit seinen welken Tulpen und roten Ohren und war sprachlos. Er hatte Nadia seit sechs Monaten nicht gesehen, und das Mädchen
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