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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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so was sehr ernst, mein Wort geb ich nicht jedem, wenn's mal gegeben ist, wird's auch gehalten, pacta sunt servanda . Andererseits: Man muß delegieren können, und deshalb hab ich dich all die saecula schön am Leben gehalten, lieber Pinocchio.«
    »Ich soll mich ...«, sie sah aus dem Fenster, schien zu träumen, er wurde lauter: »Frau Späth?«
    »Ah? Presente. Ja.« Sie blinzelte, als wäre sie mit den Gedanken tatsächlich bereits weiter weg gewesen, als irgend jemand sonst zu denken wagte (was wahrscheinlich stimmte, gruselte er sich).
    Sankt Oswald sagte: »Das heißt, ich werde nun ... Pram ...«
    »Padmasambhava, right. Eine kleine rote Echse. Hör mal, also du wirst folgendes machen«, sie lehnte sich nach vorn. Er bewunderte die Schönheit ihrer Schultern und achtete auf jedes Wort der Instruktion: »Du wirst ein paar Roboter mieten, um für eins deiner doofen Spiele mit diesen Zuddelköpfen da ...«
    »Meine Spiele sind das nicht ...«, wehrte er schwächlich ab, sie ging drüber hinweg: »... für eins davon ein paar Echsen zu fangen. Aber du wirst die Fänger so vorbereiten, daß sie nur mit einer einzigen Echse zurückkommen. Mit ihr. Dann aber wirst du sie nicht etwa bei dir aufnehmen – tust du das, traut sie dir nicht und läuft dir weg, sie ist ein bißchen widerborstig, das hat sie von ihrer Mutter –, sondern du schenkst sie einem deiner Nobelfreunde ... diesem, wie heißt der Trottel, Eon vielleicht?«
    Er zog ein starrkrampfartiges Gesicht, sie nickte knapp, »Genau, na bitte. Und der wird's natürlich komplett vermasseln mit ihr ... ich meine, er wird schnell begreifen, daß sie für seinen Zirkusquatsch zu außergewöhnlich ist, und also wird er sich in den Kopf setzen, sie zu erziehen, sie bei den Aristoi einzuführen, ist ja schon vorgekommen ...«
    Sankt Oswald schnaufte schwer – in der Tat, das war der beliebte Stoff von sehr viel Kitsch und schlechter Kunst in den Burgen: Wie wir die wertvollen Späne, die manchmal aus dem Flammenmeer des experimentum crucis fliegen, bei uns bergen, wie wir Echsen zu Aristoi machen ...

    »Und dann wird sie ihm aus dem Ruder laufen. Da schlägt deine Stunde. Du fängst sie ab. Sammelst sie ein. Und erziehst sie, bildest sie, aber richtig, gemäß einem curriculum , das ich dir übermitteln werde.«
    »Wann?« fragte er, um wenigstens durch Ungeduld ein bißchen Eigenständigkeit zu demonstrieren.
    »Alles zu seiner ... eher: meiner Zeit, es ist wie bei der Musik«, sie lächelte, »eine Frage des Taktes, nicht. And I'll be a friend to my friends who know how to be friends. Und jetzt hätte ich mich gern geduscht – erzähl mir nicht, daß ihr in euren fabelhaften Schlössern kein fließendes Wasser habt?«
    »Mit Duft- und Reinigungszusätzen«, flötete er säuerlich.
    »Prächtig, Brettchen«, schmatzte die Unbegreifliche und schlug ihm im Aufstehen die flache Rechte ins Kreuz, daß er dachte, er müßte zersplittern.
5. Entrée
    Wenn man der späteren Schönfärberei der offiziellen Quellen nicht auf den Leim gehen will, dann darf man über Padmasambhavas Ankunft in der schönsten der Burgen eigentlich nicht sagen, die Echse habe sich dort durchgesetzt oder einen Kampf um Anerkennung und Zutritt gewonnen, auch wenn ihr selbst, erzogen zur agonalen Auffassung vom Leben durch Jahre des Tötens, eine solche Wertung naturgemäß nahelag.
    Sie bewegte sich in Wirklichkeit zu keinem Zeitpunkt zielstrebig auf die Burg VII in Hellas Planitia zu; es handelte sich eher um eine Art Drift.

    Als sie schließlich vor den Toren jener Burg in einer Kurzkoalition mit etwa sieben anderen Echsen einer anstürmenden Übermacht von zweiundvierzig weiteren trotzte, unter die sich außerdem ein halbes Dutzend opportunistischer Herzhunde gemischt hatte, drei Tage lang, heldenhaft, aber wie bei allen derartigen Widerstandsakten fast völlig sinnlos, näherten sich von den Zinnen der Burg her plötzlich neun schwarzglänzende Kampfroboter, unter gewaltigem Rotorenlärm. Erst nahmen sie Padmasambhavas Feinde unter Sperrfeuer, bis deren kümmerlicher Resthaufe sich vom Schlachtplatz zurückzog.
    Dann belegten sie die bereits vorschnell triumphierenden Bündnispartner der kleinen roten Echse mit schnellem und dichtem Beschuß. Die sanken hin, wurden zerfetzt, aber die Feuerleittechnik der Burgenroboter war so präzise, daß Padmasambhava nichts geschah. Sie überlegte, ob sie fliehen sollte, rechnete ihre Optionen durch, wählte sogar, in diesem Chaos ein ganz besonders

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