Die Abtrünnigen von Kregen
mit Gold gedankt. Wir wußten durchaus, was wir getan hatten; doch die Männer unter Grogors Kommando waren ausgesuchte Kämpfer, die Gafard persönlich ergeben waren. Niemand konnte dem Kämpfer des Königs vorwerfen, daß er schwarzgekleidete Mörder und Entführer getötet hatte.
Trotzdem gab Genod das Kommando über die Armee bei erster Gelegenheit an Genal Furneld, den Rog von Giddur, und rief Gafard nach Magdag zurück. Dieser Vorgang wurde der Armee gegenüber damit erklärt, daß Prinz Glycas in Kürze sowieso die Gesamtarmee übernehmen würde, während der Kämpfer des Königs für andere Aufgaben gebraucht wurde.
Genal Furneld war ein Oberherr Magdags von der unangenehmen Sorte, und ich ging ihm aus dem Weg. Er war kampfesdurstig an der Südküste eingetroffen. Die Armee hatte einen Mann wie ihn verdient. Gafard hatte sich nichts anmerken lassen und leichthin gesagt, Genal Furneld könne seinetwegen vor Pynzalu hockenbleiben und anfrieren. Niemand glaubte, daß der Neue die Stadt mit dem Schwung des Meeres-Zhantils erobern würde. Das hatte mich doch etwas aufgemuntert.
Die Frau der Sterne kehrte in ihre Gemächer im Turm der Wahren Zufriedenheit zurück, und Gafard unterstellte mich dem Kommando Grogors in seinem Wachbataillon.
Von Grogor erwartete ich nichts Gutes, doch der Mann überraschte mich. Er saß in dem kleinen Wachraum in der Maue neben dem Eingang zum Turm, ein karges, zweckmäßig eingerichtetes Zimmer. »Gadak, der einmal ein Zairer war, möge mir zuhören, und zwar gut.«
Ich hatte meine Pläne, sonst hätte ich ihn vielleicht niedergeschlagen. Doch seine nächsten Worte brachten mich ganz davon ab.
»Du hast mir einmal gesagt, Gadak, daß es dir nicht darum ginge, meinen Platz einzunehmen. Damals glaubte ich dir nicht aber das war falsch.« Er griff nach einem Lederbeutel und trank glucksend. »Gesegnete Mutter –« Fluchend hielt er inne.
»Ja, es ist manchmal schwer«, sagte ich.
»Aye.«
»Ich diene unserer Dame. Das weißt du.«
Grogors schweißfeuchtes Gesicht erhellte sich. »Bei Grodno! War das nicht ein toller Kampf? Wir haben sie wie Leems in Stücke gerissen!«
»Dafür ist uns aber die Schlacht entgangen.«
Er blickte zu mir auf, denn ich hatte mich nicht gesetzt. »Aye. Na und?«
»Nichts. Nur scheinst du mir ein Mann zu sein, der einen guten Kampf liebt.«
»Allerdings.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Tür, die in den Turm führte. »Und sollte jemand anderer als unser Herr oder Leute mit seinem Symbol durch die Tür da treten wollen, entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod.«
»Das verstehe ich.«
»Gut. Es tut wirklich gut, daß wir uns verstehen.«
Ebenerdig gab es keinen Zugang in den Turm. Der einzige Weg führte durch den Wachraum in der Mauer. Und diesen Raum und die Umgebung des Turms bewachten wir.
Neben dem Wachraum befand sich eine zweite Kammer, in dem die abgelösten Wächter schlafen und ihre Ausrüstung säubern konnten. Hier roch es nach Spucke und Politur, nach Schweiß und zu fett gekochten Speisen. Eines Tages, so hatte mir Gafard angekündigt, würde er eine neue Wachkammer bauen lassen.
Ich ließ mich formell bei Gafard melden. Er empfing mich in der Waffenkammer, wo er eine neue Lieferung Genodder inspizierte.
»Du wolltest mich sprechen?«
»Aye, Gernu. Ich bewache den Turm und bin froh darüber, fühle mich geehrt ...«
»Zur Sache!«
»Wir bewachen die Tür. Aber das Dach ... wir alle haben ein gewisses Flugboot gesehen ...«
Er ließ ein Kurzschwert auf den Tisch fallen.
»Bei Grodno! Kein ehrlicher Mann würde an so etwas denken – was nur beweist, daß du kein ehrlicher Mann bist und mir daher viel nützen kannst. Bei Goyt! Sollten es Onker wagen, sich wie Volgodonts auf mein Dach zu setzen, werden sie etwas erleben! Wir spießen die Rasts auf!«
Dies besagte natürlich nur, daß er nicht wie ich in einer Kultur gelebt hatte, in der Flugboote und Flugtiere alltäglich sind. Aus seiner Erfahrung heraus hätte er an eine solche Vorsichtsmaßnahme nicht gedacht. Jetzt jedoch ließ er das Dach sichern, wie man es in den Unwirtlichen Gebieten nicht besser hätte tun können.
Kregen ist bei all ihrer Schönheit eine harte, grausame Welt, und jeder einzelne muß hier für die Seinen sorgen, auch eine Frau. Ich hatte mich in letzter Zeit wenig darum gekümmert, glaubte mich aber auf meine Delia verlassen zu können. Sie hätte mir sicher beigepflichtet, daß ich richtig handelte, wenn ich die unbekannte Zairerin, die
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