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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Richtung, aus der die Stimme erklungen war, wich dem Messer aus und zerrte einen kreischenden und sich erbrechenden Burschen über das Pflaster nach draußen – doch dann entdeckte ich einen Mann, der mit einer gespannten Armbrust auf meinen Unterleib zielte.
    »Wir haben gesagt, wir würden dir nichts tun, Gadak. Wir haben ein Anliegen an dich, das du lieber nicht mißachten solltest. Du begleitest uns jetzt.«
    Ein dritter Mann, der wie die anderen eine grünweiße Robe und einen hohen weißen Turban trug, näherte sich und zischte mir ins Ohr: »Du bist ein Onker! Es geht um einen Auftrag des Königs!«
    Im gleichen Augenblick sah ich die nächsten Burs klar vor mir – und es war keine sehr schöne Aussicht.
    Wenn man mich erkannt hatte – aber das Risiko war eigentlich sehr gering. Auf unserem Marsch durch die belebten Straßen hätte ich mich mehrfach verdrücken können, doch ich tat es nicht. Ich war davon überzeugt, daß der narbengesichtige Golitas mich nur wegen der grellen Beleuchtung erkannt hatte. Ein Blick aus dem Augenwinkel und ein greller Blitz zeigen oft mehr als der längste Blick. Unterwegs befeuchtete ich also meinen Schnurrbart und zog die Spitzen noch mehr herab. Nein – ich nahm nicht an daß der König mich sprechen wollte, weil man in mir den Erzfeind Magdags erkannt hatte, den berüchtigten Krozair Pur Dray.
    Das Haus, in das ich geführt wurde, befand sich nicht in der Nähe des Palasts; die hohe Majestät machte sich mit solchen Dingen nicht die Hände schmutzig. Der Mann, der mir seine Wünsche offenbarte, hatte einen rundlichen Bauch, Augen mit dicken Tränensäcken und einen traurigen Bart. Er stellte sich als Nodgen der Getreue vor, und man brauchte wirklich kein Genie zu sein, um zu erkennen, was die Cramphs von mir wollten.
    Ich sollte dafür sorgen, daß die Wachraumtüren offenstanden, ich sollte den Entführern den Weg freimachen – doch diesmal sollte alles besser klappen. Natürlich wußte Nodgen der Getreue nicht, was aus seiner ersten Entführergruppe geworden war. Ich sagte ihm nur, daß die Männer alle umgekommen waren.
    »Dann geht es diesmal um deinen Hals, Gadak. Wir kennen dich, Überläufer. Du würdest deine Seele für einen Ob verkaufen!«
    Das konnte sein – doch nicht auf der Erde und auch nicht auf Kregen.
    »Und der junge Genal der Sommersprossige? Werdet ihr mit mir umspringen wie mit ihm, nachdem er euch die Tür aufgemacht hatte?«
    »Er war ein Onker. Er hätte geredet.«
    »Und ich tue das nicht?«
    Er war ärgerlich. Am besten verfolgte ich dieses Thema nicht weiter, sonst mochte er mich vorzeitig aus meiner Verpflichtung entlassen – mit einer kostenlosen Passage zu den Eisgletschern Sicces. So erklärte ich mich einverstanden. Immerhin saßen diese Männer am längeren Hebel.
    »Wenn du uns verrätst, endest du auf den Ruderbänken und schuftest dir die Seele aus dem Leib ... Es würde dir nicht gefallen, das kann ich dir versichern.«
    »Woher willst du das wissen?« setzte ich an. Doch ich verzichtete auf den Zusatz: Elender Dickwanst!
    Wir schlossen unseren Handel ab. Fünfzig Goldruder. Ein stolzer Preis. Ich preßte den Männern eine Anzahlung von zehn Goldrudern ab. Zweifellos gingen sie davon aus, daß sie meiner Leiche die Summe wieder abnehmen konnten, nachdem ich ihnen die Tür geöffnet hatte. Die genaue Zeit wurde festgelegt, in drei Tagen sollte es passieren, dann wurde ich im Marktviertel wieder ausgesetzt. Ich kehrte in Gafards Jadepalast zurück. Dabei blickte ich zum Turm der Wahren Zufriedenheit empor. Ich lächelte nicht, doch ich dachte an die Frau.
    Jeder normale Mann hätte alles für den König getan, schon um den Galeeren zu entgehen.
    Was bedeutete schon ein Mädchen angesichts der Freiheit, meine Pläne am Auge der Welt weiterzuverfolgen, meinen Wunsch, zu Delia zurückzukehren. Und mußte sich nicht jedes Mädchen über die Reichtümer freuen, die ihr ein König als Gegenleistung für ihre Gunst zu bieten hatte?
    Doch ich dachte an die Zuneigung, die zwischen Gafard und der Frau der Sterne bestand, an ihre tiefe Liebe. Ob Gafard die Liebe einer so großartigen Frau verdient hatte, war mir egal. Sie wollte ihn. Er mochte sie ebenfalls begehren, aber das zählte nicht. Hier waren allein ihre Wünsche ausschlaggebend.
    Der König mußte der Onker aller Onker sein, wenn er sich einbildete, einen so freien, wilden Geist wie den ihren zähmen zu können!

17
     
     
    Ich, Gadak der Überläufer, spuckte auf meinen Gurt und

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