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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Arbeit wert war, ich kannte das Genie Genod Gannius' und ahnte voller Qual und Reue den Ausgang des Kampfes voraus.
    Was ich tun würde, stand bereits fest; diesmal sollte mich nichts davon abhalten.
    Das rote Tuch steckte in meiner Tunika. Ich wollte das Rot anlegen, mein Langschwert ziehen und die Lanzenträger von hinten angreifen, sobald der Angriff rollte. Vielleicht gab es dann eine kleine Chance für die Krozairs, die Roten Brüder, die Krieger Zairs. Die Chance war denkbar gering; trotzdem konnte ich nicht anders.
    Plötzlich zuckte ein Schatten über den Boden, wir blickten hoch und sahen den zweisitzigen Voller mit König Gannius in einer prachtvollen grüngoldenen Rüstung; er beugte sich über die Flanke und ermutigte seine Truppen.
    Wenn er Brandgeschosse dort oben hatte ...
    Die Armee der Grünen stieß ein dumpfes Willkommensgebrüll aus. Die Roten antworteten mit trotzigem Geschrei. »Grodno! Zair! Grün! Rot!« So hallte es durcheinander.
    Die zairische Kavallerie griff an, eine Sturzflut aus roten Bannern, die sich auf die Masse der Piken zuwälzte. Ich zügelte Blaue Wolke ein Stück hinter den anderen Adjutanten Gafards Sie hatten sich in den Steigbügeln aufgestellt, um das Drama unter uns besser verfolgen zu können. Jetzt war der Augenblick gekommen, das Rot anzulegen und hinabzupreschen. Das mochte zwar kein Jikai sein, doch bei den Krozairrufen, die zu mir heraufschallten, und dem Engagement der Roten konnte ich nicht anders ...
    Aus dem Augenwinkel nahm ich einen Schatten wahr und drehte mich hastig um, das rote Tuch halb hervorgezogen.
    Ein Pachak, dem ein Arm als blutiger Stumpf herabhing, war zu Gafard geritten. »Mein Herr – Verrat – wir wurden überrascht – getötet – Männer in Schwarz ...«
    Der Pachak stürzte aus dem Sattel seiner erschöpften Hebra.
    Gafard hob den Kopf und stieß einen Schrei aus.
    Ich schob das rote Tuch in mein Gewand zurück und trieb Blaue Wolke an.
    »Gadak! Dir traue ich. Nimm Grogor! Nath ti Hagon! Nimm dir Männer – egal, wen, und reite los, Gadak! Meine Frau der Sterne – meine Perle, mein Liebling ... reite, Gadak! Reite so, wie du mich liebst!«
    Ich liebte den Teufel zwar nicht, doch die Frau der Sterne – das war etwas anderes.
    Was weiß ich heute noch über meine Gedanken und Gefühle jenes Moments? Ich wußte, daß die zairische Armee unter mir verloren war, denn ich hatte das Instrument ihrer Vernichtung selbst geschaffen. Doch es würde andere Gelegenheiten geben, andere Schlachten.
    Auch im nachhinein bedaure ich meine Entscheidung für die Frau nicht. Hätte ich nur Zauberkräfte besessen! Doch ich bin ein sterblicher Mensch, und die Fantasievorstellung der abrupt erfüllten Wünsche gehört in die kregischen Mythen und Legenden und nicht in die krasse Wirklichkeit dieser schönen und schrecklichen Welt unter den Sonnen von Scorpio.
    Ich ritt los.
    Grogor, Gafards Stellvertreter, zögerte keinen Augenblick lang. Er gab einer Abteilung Sectrixreiter, ausgewählten Apim und Diffs, einen knappen Befehl, riß sein Tier herum und war mit flatternder Mähne und wehenden Federn losgeprescht. Wir verständigten noch Nath ti Hagon, Gafards Schiffs-Hikdar, und ritten dann als geschlossene Gruppe vom Schlachtfeld. Wir ließen den Kampf hinter uns, die sichere Niederlage der Roten, die der geniale König Genod die Schlacht von Pynzalu nannte.
    Wo immer Gafard seine geliebte Frau auch versteckt hatte, die Schwarzgekleideten hatten sie gefunden. Eine Hoffnung blieb mir allerdings. Der Voller war von Genod selbst gesteuert worden, und er hatte sich über dem Schlachtfeld aufgehalten. So ging der Kampf gegen Männer, die Sectrixes ritten wie wir.
    Doch in einem Detail war meine Beurteilung der Lage falsch.
    Wir galoppierten durch das fast verlassene Lager, den Troß durcheinanderwirbelnd. Wir rasten an den Reihen der Zelte vorbei. Ich hatte mit Blaue Wolke die Spitze übernommen.
    Der Pachak, der Gafard gewarnt hatte, mußte nicht nur mutig sondern auch sehr intelligent gewesen sein. Er hatte gekämpft, bis er erkannte, daß die Lage hoffnungslos war. Dann hatte er nicht etwa weitergemacht und sein Leben sinnlos verschwendet, sondern war geflohen, um den Kämpfer des Königs zu unterrichten. Kurz hinter dem Lager sahen wir plötzlich einige grüne Mäntel im Winde wehen. Eine Gruppe Sectrixreiter bewegte sich die Dünenhänge hinab, ihr Ziel war offensichtlich der Strand. Ein Ruderer wartete dort, die Heckleiter war herabgelassen. Unter den grünen

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