Die Achse des Blöden
in den Zeitungen wäre: KANDIDATEN GEBEN ZU: ES GEHT
IHNEN NUR UM PUBLICITY!)
Aber chemisch ausgelöste Ehrlichkeit ist nur ein Hammer in meinem hammerharten Programm zur Verbesserung der
Wahlkämpfe. Der zweite ist:
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2. Die Kandidaten sollen Sponsorenlogos tragen
Sehen Sie sich manchmal Autorennen im Fernsehen an? Ist Ihnen schon mal aufgefallen, daß die Schutzanzüge der Fahrer mit den Logos ihrer Sponsoren übersät sind? Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß wir das gleiche mit unseren Präsidentschaftskandidaten machen könnten? Richtig: Wir könnten sie mit 250 km/h in die Mauer krachen lassen.
Nein, das wäre sicher sehr lustig, aber ich schlage vor, sie sollten deutlich zeigen, wer sie für ihre aktuelle Meinung bezahlt. Das würde uns allen viel Verwirrung ersparen. Al Gore, beispielsweise, machte sich immer wieder für die staatlichen Schulen stark. Das verwirrte die Leute, weil man wußte, daß er seine eigenen Kinder auf exklusive Privatschulen schickte.
Wieviel klarer wäre die ganze Sache gewesen, hätte Al ein tellergroßes Abzeichen der Lehrergewerkschaft am Revers getragen. Und stellen Sie sich vor, wieviel verständlicher George W. Bushs Umweltpolitik wäre, wenn er das Logo einer Ölgesellschaft auf der Stirn tätowiert hätte. Man müßte nicht mal mehr zuhören, wenn sich die Kandidaten zu den
betreffenden Themen äußern! Man brauchte nur auf ihre Logos zu achten.
Auch der nächste Hammer meines Programms zur
Wahlkampfreform betrifft die Verständlichkeit der Kandidaten: 3. Die TV-Debatte der Kandidaten muß interessanter
werden
In den letzten Jahren haben sich immer weniger Menschen die große Fernsehdebatte angesehen. Der durchschnittliche
Amerikaner sieht lieber einen Käfer über den ausgeschalteten Bildschirm krabbeln, als daß er ein paar Scheintoten in dunklen Anzügen dabei zuschaut, wie sie, an ein Stehpult geklammert, ungefragt ihre auswendig gelernten Texte abschnurren und
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versprechen, Amerika zu führen.
Eine sichere Methode, die Einschaltquoten dieser
Fernsehdebatten zu erhöhen, wäre die Einrichtung einer Gratis-Nummer, bei der man seinen Favoriten wählt und der Verlierer wird vor laufender Kamera eliminiert. Leider gäbe es wohl rechtliche Probleme. Aber ich sehe keinen Grund, warum die Debatte nicht um eine Bademoden- und eine Talentshow
erweitert wird. Oder wie wäre es mit einem Quiz über das Weltgeschehen, bei dem jeder Kandidat, der eine falsche Antwort gibt, ein Kleidungsstück ausziehen muß? Oder man könnte jedem Kandidaten einen Zettel mit einem komischen Begriff geben, etwa »Affennase«, den er in jede Antwort einfließen lassen muß. Oder Billy Crystal könnte die
Eröffnungsmoderation machen. Oder die Kandidaten könnten sich hinter ihre Stehpulten ducken und die ganze Debatte mit Handpuppen spielen. Oder die Kandidaten müßten in eine
Badewanne voll Wackelpudding steigen und einen Zweikampf
mit Yassir Arafat führen.
Das sind nur einige Vorschläge, die mir spontan eingefallen sind. Ihnen fallen sicher noch andere ein, wenn Sie so viel Bier getrunken haben wie ich. Was uns zum nächsten
Wahlkampfreform-Hammer bringt:
4. Alle Werbespots dürfen nur noch von den
Sumpfbewohnern aus der Budweiserreklame gespielt
werden
Mit anderen Worten: Die Kandidaten lassen dieselben
Werbespots laufen wie bisher - der Kandidat im Kreise seiner Familie, der Kandidat mit besorgtem Gesicht vor einer Gruppe von Rentnern etc. - nur daß alle Figuren, inklusive Kandidat, von einem Frosch, einer Eidechse oder einem Frettchen gespielt werden. Das Frettchen müßte die Off-Stimme übernehmen, weil es für das menschliche Ohr kaum verständlich ist. Das bringt
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uns direkt zum letzten Wahlkampfhammer:
5. In jedem Kapitel muß wenigstens einmal die Gigantische Prähistorische Zucchini vorkommen
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6. KAPITEL:
Ein moderner amerikanischer
Wahlkampf
Oder: Sieben Wochen Wahrheit und
Werbung
Erste Woche
SPRECHER: Der Kongreßabgeordnete Bob Humpty kämpft
seit vierzehn Jahren für uns in Washington.
(Bob Humpty, die Hemdsärmel hochgekrempelt, spricht mit einer Gruppe von Leuten, im Hintergrund sieht man das Kapitol. Humpty gestikuliert forsch und entschlossen. Die Leute hören ihm sehr interessiert zu. Es gibt keinen Ton. Man kann nicht hören, daß es sich um Norweger handelt, denen er den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle erklärt.)
SPRECHER: Bob Humpty. Ein Ehemann. Ein Vater. Ein
Mann mit Haaren.
(Humpty mit
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