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Die Achse des Blöden

Die Achse des Blöden

Titel: Die Achse des Blöden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Barry
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Paradies - und nicht dieser überteuerte, überbevölkerte, dreckige Moloch, in dem alles nach Urin stinkt.
    Menschen aus Ohio: »Menschen aus Ohio« steht hier als
    Sammelbegriff für Menschen aus ganz normalen Landesteilen (also alle außer New Yorkern), die es irgendwie hierher verschlagen hat. Sie haben panische Angst vor den riesigen Insekten und den psychotischen Autofahrern und leiden unter der Luftfeuchtigkeit von vier Milliarden Prozent und der allgegenwärtigen Verrücktheit. Wenn Menschen aus Ohio
    überhaupt hierbleiben, ziehen sie nach Broward County und verschanzen sich in identischen Häusern in abgezäunten
    Siedlungen, die Namen von Naturvorkommen tragen, die es in Südflorida nicht gibt, z.B. Eichengrund und Auenwiese Sektion IV.
    Frankokanadier: Sie fallen in großer Zahl während der
    Wintermonate ein und tragen viel zum allgemeinen Frieden in Südflorida bei, denn alle anderen Gruppen, die sich sonst über gar nichts einigen können, sind in ihrem Haß auf sie einig, weil sie noch schlechter Auto fahren als Rentner, und wenn sie
    -150-
    überhaupt Trinkgeld geben, dann maximal drei Prozent.60
    Europäische Touristen: Viele Europäer kommen nach
    Südflorida, vor allem nach Miami Beach. Was ihnen dort
    besonders gefällt, ist das relaxte Ambiente kosmopolitischer Freizügigkeit - oder anders ausgedrückt: Man kann dort nackt herumlaufen. Die amerikanischen Touristen bekommen oft Stielaugen, wenn sie an den Strand gehen und sehen, wie ungeniert europäische Frauen ihre Brüste zur Schau tragen. Bei den männlichen Amerikanern führt das oft dazu, daß sie - den Blick starr auf die europäischen Nippel gerichtet, während sie so lässig und desinteressiert wie möglich zu wirken versuchen -
    schnurstracks in einen Wachturm der Rettungsschwimmer
    marschieren. Die Kehrseite der europäischen Freizügigkeit sind
    jene beutelförmigen Badehosen, nicht größer als eine
    Augenklappe. Sie werden von Männern getragen, die so
    unförmig und behaart sind wie Wasserbüffel. In der
    europäischen Urlaubssaison ist der ganze Strand ein einziges Festival der Behaarten Pofalte.
    Immigranten: Fremde schmeißen gern alle in einen Topf und bezeichnen sie als »Kubaner«. Hier gibt es viele Kubaner, und sie prägen das Leben in Miami ökonomisch wie politisch. Aber es gibt auch viele Immigranten aus anderen Teilen der Karibik, aus Zentral- und Südamerika, so viele, daß man sich in Miami manchmal - besonders wenn man aus Ohio stammt - vorkommt wie im Ausland. In großen Teilen von Miami wird nur spanisch oder kreol gesprochen. Ich habe schon Schilder in Schaufenstern gesehen, auf denen stand: HIER WIRD ENGLISCH
    GESPROCHEN.61

    60 Das soll ein Witz sein. Natürlich geben sie höchstens zwei Prozent.
    61 Eine wahre Geschichte: Meine Frau und ihre Mutter waren in Miami in einem Julio-Inglesias-Konzert. Julio, der
    normalerweise spanisch singt, begann einen Song auf Englisch.
    -151-
    Ich persönlich mag dieses internationale Flair. Schließlich stammt meine Frau aus Kuba, und das macht es leichter für mich. Inzwischen spreche ich schon fließend spanisch. Nicht daß ich jetzt die ganze spanische Sprache beherrschte, aber immerhin kann ich fließend sagen: »Un momento, mi esposa habla espanol.« (»Einen Moment bitte, meine Frau spricht spanisch«). Dann übernimmt meine Frau. 62
    Trotzdem habe ich manchmal Sprachprobleme. Wenn ich die Familie meiner Frau besuche, sprechen mir zuliebe alle
    englisch; doch manchmal benutzt jemand, um eine Sache auf den Punkt zu bringen, ein altes kubanisches Sprichwort, wovon es Tausende zu geben scheint. Hinterher wird es dann für mich übersetzt, und heraus kommt so etwas wie: »Man brauc ht keine drei Ellenbogen, um Flöte zu spielen« oder »Der Hund, der Trecker fährt, kann die Schlange auslachen.« Dann nicke ich verständnisvoll und denke: Hä?
    Auch an den Zeitbegriff der Latinos mußte ich mich erst gewöhnen, und das hat immer wieder zu Auseinandersetzungen mit meiner Frau geführt. Ich habe einen angloamerikanischen Zeitbegriff. Dieses Anglokonzept geht davon aus, daß es nur soundsoviel Zeit pro Tag gibt - ungefähr 24 Stunden. Daraus folgt: Wenn man eine Sache wirklich und ernsthaft innerhalb eines Tages erledigen will, beispielsweise zum Flughafen fahren, dann muß man irgendwann im Laufe dieses einen Tages Daraufhin sagte der Mann, der neben meiner Frau saß (auf spanisch): »Er soll spanisch singen! Wir sind hier doch in Miami! Wenn er englisch singen will, soll er

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