Die Achse des Blöden
auch »Mrs. Minirock« genannt.
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Sie wurde verhaftet, als sie zwei Angestellte der
Stadtverwaltung zuerst 1996 und dann noch einmal 1997
gebeten hatte, ihren damaligen Gatten zu ermorden, damit sie seine Lebensversicherung kassieren konnte.59 (Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, daß auch sie sich wegen Wahlbetrugs verantworten mußte.)
Mrs. Minirock widersprach allen Anklagepunkten. »Ich habe gute Beine«, sagte sie. »Ich bin groß. Ich sehe gut aus. Und, nun ja, ich explodiere leicht. Dann schreie ich ungefähr fünf Minuten lang rum, aber anschließend beruhige ich mich wieder. Auf jeden Fall bringe ich keine Leute um.«
1999 begann der Prozeß gegen Mrs. Oliveros. Sicher haben Sie schon erraten, daß ihr Verteidiger kein anderer war als Ed Shohat, der Empfänger des harmlosen Aktenkoffers mit 150.000
Dollar in bar, allesamt durch saubere Arbeit erworben.
Im Prozeß warf die Staatsanwaltschaft Oliveros vor, sie habe eine Affäre mit Julio Martinez, dem früheren Bürgermeister von Hialeah, gehabt (nicht zu verwechseln mit dem gegenwärtigen Bürgermeister von Hialeah, Raul Martinez, der zweimal
wiedergewählt wurde, während sein Berufungsverfahren in Sachen unlautere Geschäftsgebaren und Erpressung lief). Die Verteidigung hingegen behauptete, die Hauptbelastungszeugen gegen Mrs. Minirock seien miteinander verbandelte Schwule, die sich gegen die Bürgermeisterin verschworen hätten, weil sie mit ihr ein Hühnchen zu rupfen hätten.
Dennoch wurde Mrs. Minirock zu vier Jahren Gefängnis
verurteilt. Ich bin ganz zuversichtlich, daß sie nach ihrer Entlassung ihre politische Karriere fortsetzen kann, vielleicht schon vorher.
59 Wenn Sie mich fragen, hätte die Frau nicht verurteilt werden dürfen, denn es ist doch ganz klar, was passiert, wenn man Angestellte der Stadtverwaltung um etwas bittet: gar nichts.
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Ich habe mich in diesem Kapitel auf einige wenige Politiker, Anwälte und Beamte von Südflorida beschränkt, die wegen diverser Verbrechen verurteilt wurden und es in unseren großzügigen, verständnisvollen Kommunen dennoch zu
Wohlstand und Ansehen gebracht haben. »Leben und leben
lassen« lautet halt die Devise hier.
Diese Großzügigkeit ist nicht neu. Schon Al Capone hat sich aus genau diesem Grunde hier niedergelassen, ebenso Meyer Lansky und Richard Nixon. Und selbstverständlich hat sich auch O. J. Simpson auf der Suche nach einem Plätzchen, das zu ihm paßt, für Südflorida entschieden. Hier ist einfach jeder willkommen!
Südflorida gilt als Schmelztiegel. Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, wo Menschen in einem Tiegel schmelzen, dann hier.
Die größten Gruppen, die um friedliche Koexistenz Bemühten sind:
Die Ureinwohner: Hier handelt es sich um zirka 27
Menschen, die in Südflorida geboren und aufgewachsen sind und immer noch hier wohnen. Sie erzählen einem dauernd, wie schön es hier war, bevor all die anderen Leute herzogen und alles kaputt gemacht haben... daß es keinen Verkehr gab, keine Kriminalität, eine stete Brise, freundliche, pazifistische und/oder vegetarische Moskitos, Freibier, Flamingos auf dem Biscayne Boulevard und große, fleischige Fische und Schalentiere, die freiwillig aus dem Meer direkt auf den Gartengrill sprangen. Es war himmlisch! Allerdings ist die Haut vieler Ureinwohner vollkommen zerstochen und zerkratzt.
Rentner: Das sind Leute, die nach Beendigung ihres
Arbeitsleben (oder, in manchen Fällen, ihres Leben überhaupt) hierher gezogen sind, um zu relaxen, Bingo zu spielen, sich die Hosen bis unter die Brust hochzuziehen, um 16.30 Uhr
Abendbrot zu essen und in ihrem 87er Oldsmobile überall
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konstant Tempo 30 zu fahren, auch bei roter Ampel, auf der Autobahn und in Fußgängerzonen. Manchmal fahren sie auch in Häuser hinein, aber dafür kann man sie insofern nicht
verantwortlich machen, als sie gar keine Gebäude mehr
erkennen können. Rentner hocken gern in großen Wohngruppen aufeinander und verbringen ihre goldenen Jahre damit, sich gegenseitig anzukeifen.
New Yorker: Davon scheint es hier Millionen zu geben, und ich kann, ehrlich gesagt, nicht verstehen, warum. Pausenlos erzählen sie sich gegenseitig in einer Lautstärke, die bis zu den umliegenden Planeten dringt, daß es in New York viel schöner ist. Wenn man sie von New Yorks gemütlichen Stadtvierteln, der überlegenen Kultur, spannenden Sportveranstaltungen, chinesischen Restaurants etc. schwärmen hört, bekommt man den Eindruck, New York sei ein
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