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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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well done – und einen Salat, dazu einen trockenen Sherry und einen offenen Rotwein, das Glas zu einem Preis, für den man bei Paulus’ Lieblingsitaliener eine ganze Flasche bekommen hätte. Paulus wählte Lachsravioli und begnügte sich mit Mineralwasser.
    »Sie sagten, Sie hätten etwas, das meiner Großmutter gehörte«, begann Paulus das Gespräch. »Ich muss gestehen, ich weiß fast nichts über sie.«
    Lieberman zeigte sein breites amerikanisches Lächeln. »Ihre Großmutter war eine, wie sagt man, extraordinary – eine nicht gewöhnliche Frau. Das ich vermute jedenfalls, von was meine Vater hat erzählt.« Er nahm einen Schluck von seinem Sherry. »Mein Vater, Sie müssen wissen, war Jude, wie ich. Er hat gelebt in Nazideutschland und ist emigriert vor dem Krieg, in 1939. Er hatte ein kleines Modegeschäft hier in Hamburg, an Große Bleichen. Was ich weiß, er wollte nicht gehen, ist lange geblieben unentdeckt von die Nazis, weil er hatte falsche Papiere. Sie wissen, was ein Ahnenpass war in diese Zeit?«
    Paulus nickte. Jeder, der ein öffentliches Amt bekleidenwollte, hatte nach den Nürnberger Rassegesetzen eine lückenlose arische Herkunft vorweisen müssen. Dazu hatte der Ahnenpass gedient, der entweder bei Vorlage der entsprechenden Geburts- und Todesurkunden der Eltern und Großeltern ausgestellt wurde oder von einem örtlichen Standesamt beglaubigt werden konnte.
    »Mein Vater hatte eine solche Pass. Ihre Mutter hat ihn gemacht, ein Fake, eine Fälschung, für ihn, und für eine Menge andere Juden, ich glaube. Er hat gedacht, er kann bleiben unbehelligt, so tun, als sei er ein, wie nennt man das, Aryan. Aber dann er ist doch ausgereist, als Gefahr wurde zu groß, entdeckt zu werden. Über die Schweiz er ist gekommen nach USA.«
    »Haben Sie diesen Ahnenpass noch?«, fragte Paulus. Die Vorstellung, darin die Handschrift, vielleicht sogar die Unterschrift seiner Großmutter zu finden, elektrisierte ihn. Er konnte ihr vielleicht nach all den Jahren endlich die Anerkennung zuteilwerden lassen, von der sein Vater immer gewusst hatte, dass sie ihr gebührte.
    Lieberman schüttelte den Kopf. »Nein, sorry. Mein Vater hat ihn vernichtet vor Einreise in US. Wäre nicht gut gewesen, Pass zu haben, worin steht, er ist ein Aryan.« Er lachte trocken. »Außerdem, andere Juden waren nicht gut zu sprechen auf solche, die haben getan, als wenn sie wären Nichtjuden. Daher mein Vater hat kaum je darüber gesprochen. Deshalb niemand hat jemals sich bedankt bei Ihre Großmutters Familie. Sie alle, denen sie geholfen hat, haben sich – wie sagt man – geschämt. Mein Vater hat mir das erst erzählt kurz vor seine Tod.«
    »Meine Großmutter wurde 1941 von der Gestapo verhaftet und in ein Arbeitslager gebracht. Dort ist sie dann ein Jahr später gestorben. Wissen Sie etwas über die Umstände Ihres Todes?«
    Lieberman schüttelte den Kopf. »Nein. Ich nur kann vermuten, dass sie ist geworden entdeckt, verhaftet, und dann schlecht behandelt in Lager. Vielleicht sie ist geworden krank. War eine schlimme Zeit.«
    »Mein Großvater hat sich kurz nach ihrer Verhaftung das Leben genommen. Er war Kohlenhändler, Mitglied der NSDAP, soweit ich weiß. Er muss sie all die Jahre gedeckt haben. Wahrscheinlich ist er nur seiner eigenen Internierung oder Hinrichtung zuvorgekommen. Mein Vater hat nie erfahren, was sie getan hat. Leider ist er vor ein paar Jahren gestorben.«
    »I’m sorry.«
    »Sie sprachen von etwas, das Sie mir zeigen wollten«, sagte Paulus, der seine Neugierde kaum zügeln konnte.
    Lieberman nickte. Er griff in eine Ledertasche, die er auf die Bank neben sich gestellt hatte, holte ein Kästchen und ein vergilbtes, gefaltetes Blatt Papier hervor und legte beides auf den Tisch. »Hier, bitte.«
    Paulus nahm den Zettel und öffnete ihn vorsichtig. Es war ein Brief, geschrieben mit Tinte in einer sorgfältigen Handschrift.
    Lieber J.,
    die Zeit ist gekommen, vor der ich immer Angst gehabt habe. Wir müssen nun Abschied nehmen, vielleicht für immer.
    Ich weiß nicht, welches Schicksal mir hier bevorsteht, aber ich beneide Dich darum, daß Du New York sehen wirst. Ich wünschte, wir könnten Euch begleiten. Doch man würde uns nicht gehen lassen, und allein den Wunsch zu äußern könnte uns und die Kinder in Gefahr bringen. Krieg liegt in der Luft, und überall herrschen jetzt Angst und Mißtrauen. Ich weiß nicht, wie lange meine Taten noch unentdeckt bleiben.
    Eine Bitte habe ich noch. Das Buch, das sich in dem

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