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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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Begleiterin.
    »Ich freue mich sehr«, sagte Anna Rosländer. »Es ist nicht so, dass ich von unfreundlichen Gesichtern umgeben wäre. Aber wenn Ihr dabei seid, habe ich das Gefühl, es gehört sich so.«
    »Ich musste sie am Strick hinter mir herziehen«, rief Hedwig, die gerade dabei war, die Handkuss-Technik der Lübecker Männer über sich ergehen zu lassen.
    Trine Deichmann sagte: »Wenn ich nicht in der Nähe gewesen wäre   …« Sie spürte, wie missverständlich sie sich äußerte, und fügte schnell hinzu: »Ihr wisst, wie es mir geht.«
    Das wusste Anna Rosländer in der Tat: »Ihr glaubt, Ihr gehört nicht dazu, wenn sich die Pfeffersäcke den Wanst vollschlagen .«
    Im selben Moment wisperte Gleiwitz : »Keine Feier ohne Hexe.«
    »Hexen waren es früher«, entgegnete Schnabel, »jetzt heißen die Damen Hebammen und tun so, als könnten sie nicht mehr fliegen.«
    Mit beiden Armen simulierte er das Schlagen von Flügeln. Gleiwitz tat so, als habe er seit Langem keinen so guten Witz gehört. Es fiel ihm leichter, wenn es ihm gelang, die Erinnerung an seine Johanna auszublenden. 16 Stunden hatte Trine Deichmann um Johannas Leben gekämpft, 16 Stunden, in denen Gleiwitz um zehn Jahre gealtert war. So viel Blut, so viel Angst, so viel Ungewissheit. Und über allem Gejammer und Geschrei die energische Hebamme, die neben der Gleiwitz-Küche zwei weitere Räume mit Beschlag belegt hatte und am Ende elf Frauen in Trab gehalten hatte, dazu ein Kräuterweib, und als alles nichts mehr half, einen Barbier und zwei Ärzte aus dem Krankenhaus. Während die Mediziner mit Johanna unaussprechliche Dinge anstellten, hatte die Hebamme Gelegenheit gefunden, vor Gleiwitz zu treten, ihn in die Arme zu nehmen und sie hatte zu ihm gesagt: »Wenn Ihr keinen Mut habt, wird Eure Frau keinen Mut haben. Ihr beide müsst jetzt zusammenhalten. Wenn Ihr ein Paar seid, seid Ihr so stark wie wir anderen zusammen. Reißt Euch zusammen, Gleiwitz , ich will sehen, dass Ihr brennt und stark seid.«
    Er war stark gewesen, bis Johanna ihren letzten Atemzug getan hatte. Er hatte die Ärzte und den Barbier befragt, in den folgenden Tagen hatte er sie besucht und erneut befragt. Er wollte einfach nicht aufhören mit dem Fragen, aber soviel er auch fragte, keiner von ihnen hatte einen Fehler der Hebamme gefunden. Stattdessen hatte einer gesagt: »Ohne die Deichmann wäre Eure Frau nach zwei Stunden tot gewesen. Hätte Euch das besser gefallen?«
    Bis heute war Gleiwitz über die fürchterlichen Tage nicht hinweggekommen. Er wusste, dass die Hebamme keinen Fehler begangen hatte, aber er wusste auch, dass Johanna ohne sie nicht so lange gelitten hätte. Dafür hasste er Trine Deichmann und wartete auf die Gelegenheit, ihr die Quälerei heimzuzahlen. Der Ratsherr Gleiwitz war ein armer Mann, jedes Mal, wenn er seine kleine Tochter ansah, dachte er an Trine Deichmann. Mehr als einmal hatte er gedacht: Wenn sie Ähnlichkeit mit der Hexe bekommt, bringe ich sie um.
    »Das ist unsere städtische Hexe«, flüsterte Reeder Horn seinem Gast zu.
    »Ihr holt euch solche Frauen in den städtischen Dienst?«, fragte Stanjek staunend. »Bei uns leben sie in den Wäldern und müssen aufpassen, dass sie keinem über den Weg laufen, der Lust verspürt, sie ins Feuer zu werfen.«
    »Das ist bei uns im Grunde nicht anders«, entgegnete Horn großspurig, während er zusah, wie die Witwe mit den gerade angekommenen Frauenzimmern palaverte. »Bei uns fällt es nur sofort auf, wenn einer ein Feuerchen anzündet. Deshalb haben wir sie angestellt, das ist der beste Weg, sie unter Kontrolle zu halten.«
    Trine Deichmann war die oberste der Hebammen, die von der Stadt Geld bekamen, um arme und reiche Frauen zu betreuen, während der Schwangerschaft, bei der Geburt und 14 Tage nach der Geburt. Die Deichmann besaß »guten Ruf« und »gute Hände«. Nicht alle Hebammen waren im gleichen Maße talentiert, aber die Deichmann war über alle Maßen gewieft und gab ihr Wissen seit vielen Jahren an die Lehrtöchter weiter.
    Als Lübecker Mann musste man aufpassen, wer alles in der Nähe war, wenn man anfing, Witzchen über Hebammen zu machen. Mehr als einem Freund und Kollegen von Gleiwitz war der Himmel auf den Kopf gefallen, nachdem seiner besseren Hälfte hinterbracht worden war, zu welch gemeinen Äußerungen sich ihr Gatte in geselliger Männerrunde hatte hinreißen lassen. Gleiwitz wusste von einem Fall, in dem es zur Scheidung gekommen war. Das hatte nicht allein an der

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