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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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guten alten Tagen, weißt du noch? In Berlin? Wenn sich die Dinge anders entwickelt hätten, hätten wir vielleicht sogar etwas bewirken können. Denk nur, wenn ich diesen Artikel veröffentlicht hätte, hätten wir vielleicht Hitlers Olympiade verhindert.»
    «Ich bin froh, dass du ihn nicht veröffentlicht hast. Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.»
    Sie nickte. «Wir waren ein richtig gutes Team, Bernie. Du warst mein Galahad. Mein himmlischer Ritter.»
    «Sicher, ich erinnere mich an deinen Brief. Ich würde dir ja gerne sagen, dass ich ihn noch habe, aber die Amerikaner haben bei der Bombardierung von Berlin mein gesamtes Ablagesystem umorganisiert. Möchtest du wissen, was ich dir wegen deiner Tochter empfehle? Du solltest ein Schloss an ihrer Zimmertür anbringen und ab neun Uhr abends eine Ausgangssperre verhängen. Das hat damals in Wien wunderbar funktioniert. Als die Stadt von den vier Mächten kontrolliert wurde. Auch solltest du überlegen, ob du ihr jedes Mal den Wagen geben musst, wenn sie danach fragt. Wenn ich mit solchen Absätzen durch die Gegend stöckeln müsste, würde ich mir zweimal überlegen, ob ich die zehn, zwölf Kilometer bis nach Havanna zu Fuß laufe oder nicht.»
    «Das würde ich gerne sehen.»
    «Mich in Stilettos? Sicher, ich bin Stammgast im Palette-Club, obwohl ich dort unter dem Namen Rita bekannt bin. Weißt du, es ist gar nicht schlecht, wenn Kinder ihren Eltern gelegentlich nicht gehorchen. Insbesondere, wenn man bedenkt, welche Fehler diese Eltern begangen haben. Und erst recht, wenn sie schon so erwachsen sind, wie es Dinah offensichtlich ist.»
    «Vielleicht würdest du das Problem eher verstehen, wenn ich dir sämtliche Fakten genannt hätte.»
    «Du kannst es ja versuchen. Ich bin kein Detektiv mehr, Noreen.»
    «Du warst einer, oder etwa nicht?» Sie lächelte verwegen. «Ich war schließlich diejenige, die dir den Start ermöglicht hat. Als Privatdetektiv. Muss ich dich daran erinnern?»
    «Da liegt also der Hase im Pfeffer.»
    Sie schürzte missgestimmt die Lippen. «Ich wollte nicht, dass du es so siehst. Nicht im Mindesten. Aber ich bin eine Mutter, der allmählich die Möglichkeiten ausgehen.»
    «Ich schicke dir einen Scheck. Mit Zinsen.»
    «Oh, hör auf damit, Herrgott nochmal! Ich will dein Geld nicht. Ich habe mehr als genug davon! Du könntest wenigstens mal für eine Minute die Klappe halten und mich höflicherweise ausreden lassen, bevor du aus allen Kanonen das Feuer eröffnest. So viel bist du mir schuldig, schätze ich. Das ist nur fair.»
    «Also gut, einverstanden. Ich kann nicht versprechen, dass ich eine Idee habe. Aber ich werde dir zuhören.»
    Noreen schüttelte den Kopf. «Weißt du, Bernie, es ist mir ein Rätsel, wie du den Krieg überlebt hast. Ich bin dir gerade erst begegnet, nach so vielen Jahren, und ich könnte dich schon erschießen.» Sie lachte verächtlich. «Du solltest vorsichtiger sein, weißt du? In diesem Haus gibt es mehr Waffen als beim kubanischen Militär. An manchen Abenden habe ich hier mit Hem zusammengesessen und getrunken, und er hatte eine Schrotflinte im Schoß, um damit auf die Vögel in den Bäumen zu ballern.»
    «Klingt, als lebten die Katzen gefährlich.»
    «Nicht nur die verdammten Katzen.» Sie lachte immer noch und schüttelte den Kopf. «Auch die Menschen.»
    «Mein Kopf würde sich bestimmt gut machen in deinem Badezimmer.»
    «Was für ein grausiger Gedanke - jedes Mal würdest du mir dabei zusehen, wenn ich ein Bad nehme!»
    «Ich dachte eigentlich eher an deine Tochter.»
    «Das reicht jetzt.» Noreen sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. «Verdammter Kerl, raus mit dir! Verschwinde, los, mach, dass du wegkommst.»
    Ich ging erneut zur Haustür. «Warte!», schnappte sie. «Bitte. Warte.»
    Ich blieb stehen.
    «Warum bist du nur so ein Kotzbrocken?»
    «Ich schätze, ich bin menschliche Gesellschaft nicht mehr gewöhnt», erwiderte ich.
    «Bitte hör mich an. Du könntest Dinah helfen. Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch, der ihr helfen könnte, auch wenn dir das nicht klar ist. Ich weiß wirklich nicht, wen ich sonst fragen soll.»
    «Steckt sie in der Klemme?»
    «Nein, eigentlich nicht. Noch nicht. Es gibt da einen Mann, verstehst du? Sie hat etwas mit ihm. Er ist viel älter als sie. Ich mache mir Sorgen, dass sie so endet wie ... wie Gloria Grahame in diesem Spielfilm von Fritz Lang, Heißes Eisen. Du weißt schon, wo dieser Mistkerl ihr kochendheißen Kaffee ins Gesicht

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