Die Adlon - Verschwoerung
Aufgabe gewachsen fühlte, zum Haus von Hemingway zu fahren und Dinah mein Beileid auszusprechen. Trotz der Tatsache, dass Max' Tod mich um ein Salär von zwanzigtausend Dollars im Jahr gebracht hatte, tat mir sein Tod nicht leid, nicht ein Stück. Doch um Dinahs willen war ich bereit, wenigstens so zu tun.
Der Pontiac war nicht da, nur ein weißer Oldsmobile mit einer Sonnenblende, der mir bekannt vorkam.
Ramón ließ mich ein, und ich traf Dinah in ihrem Zimmer an. Sie saß in einem Lehnsessel und rauchte unter den missmutig dreinblickenden Glasaugen eines Wasserbüffels eine Zigarette. Der Büffel erinnerte mich an mich selbst, und es war nicht weiter schwer zu erkennen, warum er so dreinblickte: Dinahs Koffer lag offen auf dem Bett. Er war ordentlich gepackt mit ihrer Kleidung, als hätte sie alle Vorbereitungen getroffen, das Land zu verlassen. Auf einem Tisch neben ihr standen ein Drink und ein Aschenbecher aus Holz. Ihre Augen waren gerötet, doch sie hatte sich längst ausgeheult.
«Ich bin hergekommen, um zu sehen, wie es Ihnen geht», sagte ich.
«Es geht, wie Sie sehen.»
«Wollen Sie abreisen?»
«Sie waren also ein Ermittler.»
Ich grinste. «Das hat Max immer gesagt, ja. Wenn er mich ärgern wollte.»
«Und? Hat es Sie geärgert?»
«Damals? Ja. Damals hat es mich geärgert. Aber heute gibt es nicht mehr viel, das mich ärgern könnte. Ich habe ein dickes Fell bekommen über die Jahre.»
«Das ist mehr, als man über Max sagen kann.»
Ich antwortete nicht darauf.
«Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, dass meine Mutter ihn umgebracht hat?», fragte sie unvermittelt.
«Ich würde sagen, dass Sie diese wilde Verdächtigung besser für sich behalten. Nicht alle Freunde von Max sind so vergesslich wie ich.»
«Aber ich habe den Revolver gesehen!», sagte sie. «Die Mordwaffe! Im Penthouse des Hotels. Es war der Revolver meiner Mutter. Der Revolver, den Ernest ihr gegeben hat.»
«Es ist ein weitverbreitetes Modell», widersprach ich. «Ich habe im Krieg mehr als genug davon gesehen.»
«Ihr Revolver ist aber weg», beharrte Dinah. «Ich habe schon nachgesehen.»
Ich schüttelte den Kopf. «Erinnern Sie sich an vorgestern? Als Sie gesagt haben, Sie glauben, dass Ihre Mutter Selbstmordgedanken hat? Ich habe den Revolver weggenommen, für den Fall, dass sie beschließt, ihn gegen sich zu richten. Ich hätte es Ihnen sagen müssen. Bitte entschuldigen Sie.»
«Sie lügen.»
Sie hatte natürlich recht, aber ich war nicht bereit, dies zuzugeben. «Nein, ich lüge nicht», sagte ich.
«Der Revolver ist weg, und Mutter ist auch weg.»
«Ich bin sicher, dass es eine vollkommen plausible Erklärung für ihre Abwesenheit gibt.»
«Nämlich, dass sie ihn ermordet hat. Sie war es. Oder Alfredo Lopez. Das ist sein Wagen da draußen. Keiner von beiden mochte Max. Einmal hat Mutter mir mehr oder weniger gestanden, dass sie ihn am liebsten umbringen würde. Um mich daran zu hindern, ihn zu heiraten.»
«Wie viel wissen Sie eigentlich über Ihren verstorbenen Freund?»
«Ich weiß, dass er nicht gerade ein Heiliger war, falls es das ist, was Sie meinen. Er hat nie vorgegeben, einer zu sein.» Sie errötete. «Worauf wollen Sie hinaus?»
«Nur so viel: Max war weit, weit davon entfernt, ein Heiliger zu sein. Es wird Ihnen nicht gefallen, aber Sie werden es trotzdem hören. Max Reles war ein Gangster. Während der Prohibition war er ein skrupelloser Alkoholschmuggler. Max' Bruder Abe war ein Auftragskiller für den Chicagoer Mob, bevor ihn jemand aus dem Hotelfenster warf.»
«Ich höre mir das nicht an!»
Dinah schüttelte den Kopf und sprang auf, doch ich drückte sie auf ihren Sessel zurück.
«Doch, das werden Sie», sagte ich. «Sie werden es sich anhören, weil Sie es irgendwie aus irgendeinem Grund noch nie gehört haben. Oder falls doch, dann haben Sie den Kopf in den Sand gesteckt wie ein dummer Vogel Strauß. Sie werden es sich anhören, Dinah, weil es die Wahrheit ist. Jedes verdammte Wort. Max Reles hatte die Finger in allen erpresserischen Geschäften, die man sich vorstellen kann. In jüngerer Zeit war er Mitglied in einem Verbrechersyndikat, das Meyer Lansky und Charlie Luciano in den 1930ern in Chicago aufgezogen haben. Er blieb so lange im Geschäft, weil es ihm nichts ausmachte, seine Rivalen umzulegen.»
«Halten Sie den Mund!», fauchte sie. «Davon ist kein Wort wahr!»
«Er hat mir selbst gestanden, dass er und sein Bruder zwei Männer ermordet haben. Die
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