Die Adlon - Verschwoerung
es wollte. Schätze ich.»
«Was ist mit Ihrer Karriere als Sängerin?»
«Ich nehme an, Max hat Ihnen das erzählt?»
«Das hat er in der Tat. Er schien sehr überzeugt von Ihren Talenten.»
Dinah lächelte traurig. «Ich kann nicht singen», gestand sie. «Auch wenn Max anderer Meinung war. Keine Ahnung, warum. Ich nehme an, er hat immer nur das Beste in mir gesehen, in jeder Hinsicht. Aber ich kann weder singen, noch kann ich schauspielern. Für eine Weile war es lustig, so zu tun, als wäre all das möglich. Aber eigentlich wusste ich, dass alles nur Luftschlösser waren.»
Ein Wagen näherte sich über die Auffahrt. Ich blickte aus dem Fenster und sah den Pontiac neben dem weißen Oldsmobile halten.
Die Türen wurden geöffnet, und ein Mann und eine Frau stiegen aus. Sie waren nicht für den Strand angezogen, doch genau dort waren sie gewesen, keine Frage, und man musste kein Detektiv sein, um das zu erkennen. Bei Alfredo Lopez war der Sand hauptsächlich an den Knien und Ellbogen, bei Noreen überall sonst. Sie bemerkten mich nicht. Sie waren damit beschäftigt, sich anzugrinsen und gegenseitig den Sand von der Kleidung zu klopfen, während sie die Treppe zur Haustür hinaufflanierten. Noreens Lächeln geriet ein wenig ins Wanken, als sie mich am Fenster bemerkte. Vielleicht errötete sie sogar. Vielleicht.
Ich ging in die Halle und empfing die beiden, als sie eintraten. Inzwischen war das Grinsen auf ihren Gesichtern verschwunden und schuldbewussten Blicken gewichen, doch diese Blicke hatten nichts mit dem Tod von Max Reles zu tun, dessen war ich sicher.
«Bernie», sagte sie verlegen. «Was für eine schöne Überraschung.»
«Wenn du meinst.»
Noreen ging zum Barwagen und mixte sich einen großen Drink. Lopez rauchte eine Zigarette und blätterte verlegen in einem Magazin aus einem Stapel so groß wie ein Zeitungskiosk.
«Was führt dich hierher?», fragte sie.
Bis jetzt war es ihr großartig gelungen, meinem Blick auszuweichen. Nicht, dass ich versuchte, ihre Augen einzufangen. Doch wir wussten beide, dass ich wusste, was sie und Lopez gemacht hatten. Man konnte es sogar riechen. Wie frittiertes Essen. Ich beschloss, die Sachlage kurz zu erklären und mich dann zu verdünnisieren.
«Ich bin hergekommen, weil ich nach Dinah sehen wollte und ob alles in Ordnung ist.»
«Warum sollte nicht alles in Ordnung sein mit ihr? Ist etwas passiert?» Noreen sah mich an. Ihre Verlegenheit war vorübergehend der Sorge um ihre Tochter gewichen. «Wo ist sie? Geht es ihr gut?»
«Es geht ihr gut», sagte ich. «Aber Max Reles sieht im Moment nicht gerade vorzeigbar aus. Jemand hat vergangene Nacht sieben Kugeln in ihn gepumpt. Eine davon hat ihn wohl umgebracht.»
Noreen hielt mit dem Mixen inne. «Ich verstehe», sagte sie. «Der arme Max.» Dann schnitt sie eine Grimasse. «Hör sich das einer an! Wie verdammt scheinheilig von mir. Als würde es mir tatsächlich leidtun, dass er tot ist. Ha! Ich muss gestehen, ich bin nicht im Mindesten überrascht angesichts der Tatsache, wer und was er war.» Sie schüttelte den Kopf. «Es tut mir leid, wenn ich gefühllos klinge. Wie hat Dinah es verkraftet? Oh, gütiger ... sie war doch wohl nicht dabei, als ... als er ...?»
«Nein», sagte ich. «Dinah geht es gut. Sie ist schon halb darüber hinweg, soll man es für möglich halten?»
«Hat die Polizei einen Verdacht, wer es getan haben könnte?», fragte Lopez.
«Das ist eine gute Frage», erwiderte ich. «Ich hatte den Eindruck, die Polizei hofft, dass sich dieses Verbrechen von selbst aufklären wird. Oder jemand anderes wird es für sie tun.»
Lopez nickte. «Ja. Wahrscheinlich haben Sie recht. Natürlich. Die militia kann nicht riskieren, zu viele Fragen zu stellen, ohne das ganze Rattennest aufzuschrecken. Nicht auszudenken, wenn sich herausstellt, dass einer der anderen Gangster in Havanna verantwortlich ist für den Mord an Max. Bis jetzt hat es keinen Bandenmord in Kuba gegeben. Keinen an einem Boss jedenfalls. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Bandenkrieg das Letzte ist, was sich Batista vor seiner Türschwelle wünscht.» Er grinste. «Ja. Ich denke, ich liege richtig, wenn ich behaupte, dass diese Geschichte teuflisch kompliziert werden könnte.»
Wie sich herausstellen sollte, war das noch untertrieben.
Kapitel 15
Gegen sieben war ich wieder in meiner Wohnung und verzehrte die kalt gewordene Mahlzeit, die Yara mir auf einem zugedeckten Teller hingestellt hatte. Während ich aß, las
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