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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sollte. «Sie sagten, Colonel Ventura war gestern Nacht im Kasino? Heißt das, Sie waren ebenfalls dort?»
    «Allerdings. Ich habe bis gegen zehn Uhr fünfundvierzig Backgammon gespielt. Anschließend bin ich nach oben gefahren, um mich auf einen Drink mit Senor Reles und seinen Gästen zu treffen. Mr. Lansky und sein Bruder waren unter den Gästen. Und der Gentleman im Wohnzimmer, Mr. Dalitz. Außerdem Waxey. Ich blieb bis gegen elf Uhr dreißig; das war der Zeitpunkt, an dem wir alle aufgebrochen sind, weil Mr. Reles ein Telefongespräch mit dem Präsidenten vorbereiten musste. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass mein Spielpartner - Senor Garcia, der Inhaber des Shanghai Theater - ins Kasino zurückkehren würde, um unser Spiel fortzusetzen. Nun, ich wartete, doch er kam nicht mehr. Während ich wartete, habe ich mit Senor Nunez, dem Manager, einen Kaffee getrunken. Anschließend bin ich nach Hause gefahren.»
    «Um welche Zeit war das?»
    «Kurz nach halb eins. Ich erinnere mich deswegen an die Zeit, weil das Feuerwerk zu Ende war, als ich in meinen Wagen stieg.»
    «Ich verstehe.» Der Hauptmann zündete sich ein weiteres Zigarillo an und ließ ein wenig Rauch zwischen den extrem weißen Zähnen hindurch entweichen. «Dann könnten Sie der Mann gewesen sein, der Senor Reles ermordet hat, meinen Sie nicht?»
    «Das könnte ich gewesen sein, ja. Und ich könnte es auch gewesen sein, der den Angriff auf die Moncada-Kaserne geführt hat. Aber ich war es nicht. Max Reles hatte mir gerade erst eine äußerst gut bezahlte Stelle gegeben. Eine Stelle, die ich nun nicht länger habe. Mein Motiv, ihn zu ermorden, ist alles andere als überzeugend.»
    «Da hat er vollkommen recht, Captain», meldete sich Meyer Lansky zu Wort. «Max hatte Mr. Hausner hier zu seinem General Manager ernannt.»
    Der Hauptmann nickte, als akzeptierte er Lanskys Bestätigung meiner Geschichte, doch er war noch nicht fertig mit mir. Jedenfalls verfluchte ich mich jetzt dafür, dass ich so unbedacht gewesen war, Lansky so bereitwillig auf seine Frage nach meiner Meinung geantwortet zu haben.
    «Wie lange kannten Sie den Verstorbenen?», wollte Sanchez von mir wissen.
    «Wir haben uns in Berlin kennengelernt, vor mehr als zwanzig Jahren. Bis vor ein paar Tagen hatte ich ihn seit damals nicht mehr gesehen.»
    «Und er bietet Ihnen so schnell eine so gut bezahlte Stelle an? Er muss eine sehr hohe Meinung von Ihnen gehabt haben, Senor Hausner.»
    «Ich nehme an, er hatte seine Gründe.»
    «Vielleicht hatten Sie etwas gegen ihn in der Hand? Etwas aus der Vergangenheit?»
    «Sie meinen Erpressung, Senor?» «Ganz genau das meine ich, ja.»
    «Das mag vor zwanzig Jahren zutreffend gewesen sein. Tatsächlich haben wir uns gegenseitig erpresst. Doch das ist Vergangenheit. Es hat keine Bedeutung mehr in der Gegenwart.»
    «Wie stand es mit ihm? Hatte er etwas gegen Sie in der Hand?»
    «Sicher. So könnte man es nennen, warum nicht? Er bot mir Geld an, damit ich für ihn arbeite. Das ist so ungefähr das stärkste Druckmittel, das es auf dieser Insel gibt.»
    Der Hauptmann schob sich die Schirmmütze in den Nacken und kratzte sich an der Stirn. «Ich bin immer noch verwirrt. Warum? Warum hat er Ihnen diese Stelle angeboten?»
    «Wie ich bereits sagte, er hatte seine Gründe. Wenn Sie möchten, dass ich spekuliere, Senor, dann würde ich sagen, er wusste zu schätzen, dass ich zwanzig Jahre lang den Mund gehalten hatte. Dass ich ihm gegenüber Wort gehalten hatte. Und dass ich keine Angst hatte, ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren.»
    «Und vielleicht hatten Sie auch keine Angst, ihn zu töten?»
    Ich grinste und schüttelte den Kopf.
    «Nein, hören Sie mich zu Ende an», sagte Sanchez. «Max Reles lebt seit vielen Jahren in Havanna. Er war ein gesetzestreuer, aufrechter Bürger, der pünktlich seine Steuern gezahlt hat. Er ist mit dem Präsidenten befreundet. Dann, eines Tages, begegnet er Ihnen. Sie haben sich seit zwanzig Jahren nicht gesehen. Zwei oder drei Tage später wird er ermordet. Meinen Sie nicht, dass das ein höchst ungewöhnlicher Zufall ist?»
    «Wenn Sie es von dieser Warte betrachten, dann frage ich mich, warum zum Teufel Sie mich nicht verhaften. Es würde Ihnen die Zeit und die Mühen ersparen, eine ordentliche Untersuchung durchzuführen, Indizien zu sichern und Zeugen zu suchen, die mich gesehen haben. Die übliche Geschichte halt. Warum nehmen Sie mich nicht mit auf die Wache? Vielleicht können Sie mir ein

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