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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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erwiesen, aber dafür zumindest deutscher aussahen.
    Ich hielt mich größtenteils aus diesen Dingen heraus, doch als meine Kollegin meinte, im Adlon kündigen und Berlin verlassen zu müssen, fühlte ich mich verpflichtet, ihr zu helfen.
    Frieda Bamberger war mehr als eine alte Freundin. Von Zeit zu Zeit waren wir ein Liebespaar, aus Bequemlichkeit, was nur eine hübsche Umschreibung dafür war, dass wir gerne miteinander ins Bett gingen und nicht mehr voneinander wollten - schließlich hatte sie einen Ehemann in Hamburg, von dem sie getrennt lebte. Frieda war eine olympische Fechterin und Jüdin, und allein aus diesem Grund war sie im November 1933 aus dem Berliner Fechtclub ausgeschlossen worden. Ein ähnliches Schicksal, wie es nahezu jedem Juden in Deutschland widerfahren war, der in einem Turn- oder Sportverein war. Im Sommer 1934 erging es einem Juden in Deutschland ähnlich wie einem Kind in Grimms schauerlichem Märchen, das sich in einem Wald verlief, wo hungrige Wölfe lauerten.
    Nicht, dass Frieda glaubte, die Situation in Hamburg wäre besser als in Berlin, doch sie hoffte, dass die Diskriminierung, die sie hier in Berlin erdulden musste, dort erträglicher wäre, weil ihr Mann nicht jüdisch war.
    «Hör zu», hatte ich zu ihr gesagt. «Ich kenne jemanden bei der Gestapo, der im Judenreferat arbeitet. Einen ehemaligen Kollegen aus meiner Zeit am Alex. Ich habe ihn einmal für eine Beförderung vorgeschlagen, deswegen schuldet er mir noch einen Gefallen. Ich besuche ihn und rede mit ihm; mal sehen, was wir tun können.»
    «Du kannst nicht ändern, wer ich bin, Bernie», antwortete sie.
    «Vielleicht nicht, wer du bist, aber vielleicht das, was andere über dich sagen.»
    Zum damaligen Zeitpunkt wohnte ich in der Schlesischen Straße, im Osten der Stadt. Am Tag meines Termins bei der Gestapo war ich in die U-Bahn gestiegen, nach Westen bis zum Halleschen Tor gefahren und von dort aus zu Fuß weiter in die Wilhelmstraße gegangen - und hatte mir bei dieser Gelegenheit den Ärger mit dem kadavergesichtigen Schmiermichel vor dem Hotel Deutscher Kaiser eingefangen. Von meinem vorübergehenden Zufluchtsort im Excelsior bis zum Gestapo-Hauptquartier in der Prinz-Albrecht-Straße 8 war es nur ein Katzensprung. Das Gebäude sah weniger wie die Zentrale der neuen deutschen Geheimen Staatspolizei aus als vielmehr wie ein elegantes Hotel aus wilhelminischen Tagen, ein Eindruck, der durch das direkt benachbarte ehemalige Hotel Prinz Albrecht (in dem inzwischen die «Reichsführung SS» untergebracht war) noch verstärkt wurde.
    Nur wenige Passanten waren in der Prinz-Albrecht-Straße zu sehen, nur derjenige, der unbedingt musste, ging durch diese Straße. So wie ich, der ich gerade erst einen Beamten niedergeschlagen hatte. Vielleicht dachte ich deshalb, dass dies der letzte Ort wäre, an dem jemand nach mir suchen würde.
    Mit den bemerkenswerten Balustraden, den hohen Gewölbedecken und einer Treppe so breit wie Eisenbahngeleise sah die Gestapo-Zentrale wie ein Museum aus, ganz gewiss nicht nach Geheimpolizei - oder vielleicht nach einer Abtei, deren Mönche in schwarzen Ledermänteln herumliefen und Freude daran hatten, Menschen Schmerzen zuzufügen, bis sie ihre Sünden gestanden. Ich betrat das Gebäude und näherte mich einer uniformierten, nicht unattraktiven jungen Frau am Empfang, die mich eine Treppe hinaufbrachte, wir bogen um eine Ecke und gelangten zur Sektion n.
    Als ich meinen alten Bekannten sah, lächelte ich erfreut und winkte ihm zu, bis zwei Frauen aus dem Schreibzimmer die Köpfe hoben und mich mit einem halb belustigten, halb überraschten Blick fixierten - als hätte ich mich mit meinem Verhalten der Lächerlichkeit preisgegeben und als wäre ich völlig fehl am Platz. Ihre Überraschung war kaum gespielt - die Gestapo mochte erst seit achtzehn Monaten existieren, doch sie hatte sich bereits einen furchterregenden Ruf erworben, weshalb ich ja so nervös war und erfreut lächelte beim Anblick von Otto Schuchardt. Er winkte nicht zurück. Er lächelte auch nicht. Schuchardt war nie eine Stimmungskanone gewesen, doch ich war ziemlich sicher, dass ich ihn hin und wieder lachen gehört hatte, als wir noch Kollegen am Alex gewesen waren. Andererseits - vielleicht hatte er nur gelacht, weil ich sein Vorgesetzter gewesen war, und während wir uns jetzt die Hände schüttelten, dachte ich bereits, dass es ein Fehler gewesen war herzukommen und dass der fleißige junge Beamte, an den ich mich erinnerte,

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