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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Beispielsweise könnte es passieren, dass Sie eine Erklärung über Ihre Herkunft abgeben müssen, falls Sie ein Geschäft eröffnen wollen.»
    «Tatsächlich habe ich daran gedacht, mich als Privatdetektiv selbstständig zu machen. Vorausgesetzt, ich kann das Geld aufbringen. Die Arbeit als Hausdetektiv im Adlon ist ziemlich langweilig, wenn man vorher bei der Mordinspektion am Alex gearbeitet hat.»
    «In diesem Fall wären Sie gut beraten, wenn Sie Ihren jüdischen Großelternteil aus den offiziellen Aufzeichnungen verschwinden ließen. Glauben Sie mir, Sie wären nicht der Erste, der so etwas tut. Es gibt sehr viel mehr Mischlinge, als Sie vielleicht glauben. Allein in der Regierung weiß ich von drei Personen.»
    «Wir leben in einer verrückten, falschen Welt, so viel steht fest», sagte ich, nahm meine Zigaretten hervor, steckte mir eine in den Mund, überlegte es mir anders, schob sie wieder in die Packung zurück. «Wie würden Sie so etwas anstellen? Einen Großelternteil verschwinden lassen, meine ich?»
    «Offen gestanden, Bernie, das weiß ich auch nicht. Andererseits wäre es keine schlechte Idee, wenn Sie sich mal mit Otto Trettin am Alex unterhielten.»
    «Trettin? Wie soll Trettin mir helfen?»
    «Otto ist ein äußerst erfindungsreicher Mann mit ausgezeichneten Beziehungen. Sie wissen, dass er Liebermann von Sonnenbergs Abteilung übernommen hat, als Erich der neue Chef der Kripo wurde.»
    «Falschmünzerei und Urkundenfälschung», sagte ich. «Ich verstehe allmählich. Ja, Otto war schon immer ein sehr geschäftstüchtigerjunge.»
    «Was Sie nicht von mir wissen.»
    «Von Ihnen? Ich war nie hier.» Ich erhob mich.
    Wir schüttelten uns die Hand. «Erzählen Sie Ihren jüdischen Freunden, was ich Ihnen gesagt habe, Bernie. Sie sollen aus Deutschland verschwinden, solange es noch geht. Deutschland ist nur noch für die Deutschen.» Er hob den rechten Arm und fügte ein beinahe betrübt klingendes «Heil Hitler» hinzu, halb Gewohnheit, halb Überzeugung.
    An jedem anderen Ort hätte ich es vielleicht ignoriert. Nicht jedoch in der Gestapo-Zentrale. Außerdem war ich ihm zu Dank verpflichtet - nicht nur, weil er mir geholfen hatte, sondern auch um Friedas willen. Und ich wollte nicht, dass er mich für ungehobelt hielt. Also erwiderte ich seinen Hitlergruß, den ich nun schon das zweite Mal an diesem Tag entbieten musste. Wenn das so weiterging, wäre ich bald ein richtiges Nazischwein, noch bevor die Woche zu Ende ging. Drei Viertel von mir jedenfalls.
    Schuchardt begleitete mich nach unten, wo sich mehrere uniformierte Polizeibeamte herumdrückten. Sie schienen aufgebracht. Schuchardt blieb stehen und redete einen der Männer an, während ich weiterging.

     
    «Was ist passiert?», fragte ich, als Schuchardt wieder zu mir aufgeschlossen hatte.
    «Ein Kollege wurde tot im Hotel Deutscher Kaiser gefunden», sagte er.
    Beinahe hätte ich mich verschluckt. «Das ist schlimm», sagte ich, bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, dass sich mein Magen krampfartig zusammenzog. «Was ist passiert?»
    «Niemand hat etwas gesehen. Die Arzte meinen, dass er einen Schlag in den Unterleib bekommen hat.»
     

Kapitel 4
    Frieda reiste nach Hamburg ab, und danach schien es keinen Juden mehr lange im Adlon zu halten. Max Prenn, der Empfangschef des Hotels und ein Cousin von Daniel Prenn, dem besten deutschen Tennisspieler jener Tage, kündigte an, dass er seinem Verwandten ins Ausland zu folgen gedachte, nachdem Daniel aus der deutschen Rasentennisvereinigung ausgeschlossen worden war. Er wollte zukünftig in England leben. Als Nächstes verabschiedete sich ein Isaac Sowieso, einer der Musiker des Hotelorchesters, um zukünftig im Ritz in Paris zu arbeiten. Und schließlich ging auch Ilse Szrajbman, eine Stenotypistin, die Sekretariatsarbeiten für die Hotelgäste erledigt hatte. Sie kehrte in ihre Heimatstadt Danzig zurück, die entweder in Polen lag oder eine freie Stadt im alten Preußen war, je nachdem, von welcher Seite man die Sache sah.
    Ich zog es vor, keine Meinung dazu zu haben - so, wie ich mich im Herbst 1934 bemühte, über viele andere Dinge auch nicht weiter nachzudenken. Danzig war nichts weiter als ein zusätzlicher Streitpunkt des Versailler Vertrags, wie das Rheinland und das Saarland und Elsass-Lothringen und unsere afrikanischen Kolonien und die Größe unserer militärischen Streitkräfte. Zumindest in dieser Hinsicht war ich viel weniger deutsch als die drei Viertel in mir, die im neuen

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