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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Weile mit eingeschalteten Außenscheinwerfern hindurch, dann mündete der Tunnel in einen Megaozean. Kurz darauf entdeckte er einen Planeten.«
    Die eingefrorene Videoaufzeichnung lief weiter. Horst hatte sich vorgebeugt, offenbar ganz im Bann seiner Erinnerungen. Er gestikulierte mit den Händen.
    »Das war … unerwartet und seltsam schön, eine leuchtend blaue Kugel. Kurz darauf meldete das Schiff, es könne weder Masse noch lokale Gravitationseffekte detektieren, da wir offenbar ein Trugbild oder eine Projektion vor uns hätten. Ich ließ die Planetenoberfläche vergrößern und betrachtete die Küsten und Inseln, die Berge und Wälder, die unübersehbaren Spuren von Besiedlung und Landwirtschaft. Ich konnte die Netze von Transportwegen erkennen, die dunklen Strukturen von Dörfern und Städten. Über den Wolken flogen sogar Flugzeuge. Ich wunderte mich, dass jemand sich die Mühe machte, ein solch detailreiches Bild zu erschaffen, da meldete das Schiff auf einmal, dass sich jemand nähere.«
    Neben Horst öffnete sich ein weiterer Rahmen mit Videosequenzen aus dem Bordspeicher, welche die gewaltigen Ausmaße der Welt und die in Blauschattierungen detailgenau ausgeführte Oberfläche wiedergaben. Dann sah man ein Objekt von der Planetenoberfläche aufsteigen, einen Punkt, der sich zu einem Lebewesen ausdehnte. Die obere Hälfte war annähernd humanoid, ein Torso mit Kopf und Armen, die untere Körperhälfte lief in Tentakel aus. Auch dieses Wesen war blau, aber undurchsichtig.
    Auf dem Bildschirm schüttelte Horst den Kopf. »Die Gestalt sah genauso aus wie der Verweser, dem wir in Schicht 92 im Urcudrelriss begegnet sind.«
    »Wohin der Sonnenfluss-Oszillant Sie geschickt hatte, dieser Bargalil-Mystiker?«
    Der Mensch nickte. »Dort hat die erste Rosa-Sim sich geopfert, um einen Legionsritter zu vernichten.« Horst lächelte dünn. »Alles, was wir vom Verweser bekommen haben, waren Kursdaten, die uns in eine Falle führten … Als die gewaltige Gestalt sich uns näherte, teilte mir das Schiff jedenfalls mit, dass dies ebenfalls eine Projektion sei. Dann detektierte es eigenartige Energieemissionen, und im nächsten Moment begann das Wesen zu sprechen.
    Es sagte: ›Ihr stört die Ruhe der Toten.‹ Ich hörte die Stimme in meinem Kopf. Als es noch näher herangekommen war, stellte ich fest, dass das Wesen die mehrfache Größe meines Schiffes aufwies.«
    Auf dem Bildschirm sah man das gewaltige Tentakelwesen – beziehungsweise die Projektion – vor dem Konstruktschiff schweben. Dann wurden Aufnahmen der Schiffssensoren aus verschiedenen Winkeln wiedergegeben.
    »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte«, fuhr Horst fort. »Nach kurzem peinlichen Schweigen sagte das Wesen: ›Verzeih mir, aber ich muss die Gezeiten deiner Wahrheiten bestimmen.‹ Dann erstarrte alles.
    Anschließend versicherte mir das Schiff, es habe keine Unterbrechung im Zeitfluss gegeben. Ich hingegen hatte in dem Moment das Gefühl, eine Million Nadeln aus Licht würden umherstochern, suchen, erkunden, so als wären ich und das Schiff durchsichtig geworden …« Horst runzelte die Stirn und spitzte die Lippen. »Dann war es auch schon vorbei, und ich konnte wieder atmen. Ich war zornig, doch das Schiff verstand nicht, warum. Dann sagte das Wesen: ›Wie befürchtet suchst du nach Gott. Ein solches Unterfangen kann nur tragisch enden. Ich will dir zeigen, weshalb.‹ «
    Horst verstummte, und das Konstrukt sagte:
    »In Ihrem schriftlichen Bericht haben Sie erwähnt, Sie hätten eine Abfolge von Bildern gesehen.«
    Horst lächelte wehmütig. »Das war ein wenig untertrieben. Ich habe keine Ahnung, welcher Technik sich das Wesen bediente, aber als es aufhörte zu sprechen, hatte ich das Gefühl … mein Bewusstsein würde aus meinem Körper herausgelöst! Ich ließ das Schiff hinter mir und stürzte direkt auf den blauen Planeten hinunter. Das Riesenwesen zeigte mir die Welt mit ihren Bewohnern, und da bemerkte ich, dass mein Fremdenführer genauso aussah wie die vorherrschende Spezies und der Verweser, dessen falsche Kursdaten uns in die Falle des Taschenuniversums geführt hatten.«
    »Das Schiff versichert, Sie hätten reglos im Stuhl gesessen, ohne auf die Umgebung zu reagieren, aber mit messbarer Hirnaktivität. Folglich muss es sich bei Ihren Erlebnissen um eine Projektion gehandelt haben.«
    Ein Kopfnicken. »Die Projektion eines ausgestorbenen Volkes. Mein Fremdenführer war eine künstliche Intelligenz, die zurückgeblieben war, als

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