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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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abfüllten, die lieber ihre Angst ertränken als etwas unternehmen wollten, um sich selbst vor dem Ertrinken zu retten. Der Marktplatz aber war verlassen. Der eine oder andere mochte sich noch einreden, das Beben vom Morgen sei das letzte gewesen, doch die meisten Menschen waren nach Hause gelaufen und packten ihre Wertsachen ein, um sie mit auf ein Schiff zu nehmen oder damit aufs Land zu fliehen.
    Vom Dach des Hauses der Zwölf hatte Damisa gesehen, dass unzählige Wagen die Straßen verstopften. Die Menschen strömten zu den Häfen oder in die weiter landeinwärts gelegenen Hügel, auf jeden Fall weg vom Sternenberg, dessen rollende Pyramidenspitze vorläufig auf halber Höhe des Hanges zum Stillstand gekommen war. Auch der neue flache Gipfel schickte eine Rauchfahne gen Himmel wie eine ständige Warnung vor weiterem Unheil.
    Hatte es tatsächlich Augenblicke gegeben, in denen sie sich auflehnte gegen den gleichförmigen Tempelalltag mit seiner strengen Ordnung, die unentwegten Mahnungen zu Geduld und Disziplin? Wenn der heutige Tag ein Vorgeschmack auf das war, was ihnen bevorstand, würde ihr die Zeit hier bald vorkommen wie ein verlorenes Paradies.
    Die Not war so groß, dass man sogar die Zwölf zu einfachen Botendiensten heranzog. Damisa hatte sich die für Prinz Tjalan bestimmte Nachricht gesichert und war fest entschlossen, sie auch abzuliefern.
    Mit zusammengebissenen Zähnen tastete sie sich auf Zehenspitzen an einer Ekel erregenden Pfütze vorbei, die sich vor einem Marktstand gebildet hatte, und strebte durch eine enge, stinkende Gasse dem Hafen zu.
    Auf den Schiffswerften herrschten auch an gewöhnlichen Tagen Lärm und Gedränge, aber heute spürte sie eine kaum unterdrückte Hysterie. Sie zog sich den Schleier vors Gesicht und beschleunigte ihre Schritte. Überall wurde mit dem besonderen Zungenschlag von Alkonath gesprochen, doch ein Instinkt half ihr, aus einer Gruppe von Männern, die unzählige Ausrüstungsgegenstände verstauten, Tjalans Stimme herauszuhören.
    Der Prinz sprach mit einem Matrosen. Damisa trat näher und hörte den Mann protestieren: »Was macht es denn schon für einen Unterschied, ob das Saatgut über oder unter den Stoffballen liegt?«
    »Kannst du Stoff essen?«, fragte Tjalan scharf. »Nasses Linnen trocknet wieder, aber wenn die Gerste mit Salzwasser getränkt war, keimt sie nicht mehr, sondern verschimmelt. Du steigst jetzt noch einmal hinunter und machst deine Arbeit ordentlich!«
    Erleichtert sah Damisa, wie sich die Miene des Prinzen aufhellte, als er sie erkannte.
    »Meine Liebe - wie geht es euch da oben?« Er deutete auf die Tempel und den Palast auf dem Hügel.
    »Wie überall.« Damisa bemühte sich um einen ruhigen Ton, vermied es aber, ihm in die Augen zu sehen. »Ach ja!«, strahlte sie dann. »Eine gute Nachricht habe ich doch! Die Priester auf dem Gipfel des Sternenberges haben tatsächlich überlebt! Vor einer Stunde sind sie eingetroffen, nur ihr Anführer war nicht dabei. Er ließ ausrichten, er lebe seit seiner Kindheit auf diesem Gipfel, und wenn der Berg seine Pyramide abwürfe, dann wolle er auch ohne sie da oben ausharren.«
    Tjalan lachte. »Solche Männer sind mir schon öfter begegnet - sie stehen ›tief in der Gunst der Götter‹, wie man so sagt. Womöglich überlebt er uns alle.«
    »Manche Leute sagen«, entfuhr es ihr, »wir hätten ein besonderes Opfer bringen sollen, als die Erde zum ersten Mal bebte…«
    Tjalan blinzelte, tiefe Falten gruben sich in seine Stirn. »Kindchen - an so etwas darfst du nicht einmal denken!« Sein gebräuntes Gesicht war bleich und starr geworden. »Wir opfern keine Kinder - wir sind doch keine Barbaren! Sonst würden uns die Götter ja mit Recht vernichten!«
    »Sie tun es doch auch so«, murmelte sie, ohne den Blick von dem abgeflachten Gipfel und seiner Rauchsäule wenden zu können.
    »Sie vernichten die Inseln«, verbesserte Tjalan sie sanft. »Aber wir wurden immerhin gewarnt, nicht wahr? Zuerst durch die Prophezeiungen und nun durch die Erdstöße. Sie geben uns die Zeit, unsere Flucht vorzubereiten.« Er wies mit weit ausholender Geste auf die Schiffe, die Menschen und die Kisten, die Säcke und Fässer mit den Vorräten. »Nicht einmal die Götter können uns alle Arbeit abnehmen!«
    Er ist so weise wie ein Priester. Damisa bewunderte sein kräftiges Profil, als er sich abwandte, um eine Frage des Kapitäns zu beantworten. Der Mann hieß Dantu. Ich bin wahrhaftig stolz darauf, mit einem solchen Mann

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