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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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sie versuchte es noch einmal. »Bringt mich zu Chedan. Er muss erfahren… was ich gesehen habe.«

14. Kapitel
    Eine Staubsäule bewegte sich über die Ebene und kennzeichnete das Vorankommen eines weiteren gewaltigen Steinbrockens auf dem Weg zum Baugelände. Micail kletterte auf die Eindämmung, welche die Kultstätte umgab, und blickte über den Graben nach Norden. Als er mit der flachen Hand die Augen beschirmte, konnte er im grellen Licht die Reihe schwitzender Männer ausmachen, die den Koloss zogen. Andere rannten voraus, bereit, in die Bresche zu springen und diesen oder jenen zu ersetzen, den die Kräfte verlassen hatten, und gleichzeitig den Boden für die gerundeten Holzkufen freizuräumen, auf denen die Fracht befördert wurde.
    Eine Gruppe von Sängern konnte einen solchen Stein zwar für eine kurze Zeit anheben, und sieben Mal so viele konnten ihn kraft des Gesangs vielleicht sogar ein Stück über Land befördern, wenn die Entfernung nicht zu groß war, aber es gab auf der ganzen Welt keine ausreichende Anzahl von Sängern mehr, um einen solchen Brocken die ganze Strecke über die Ebene in der Schwebe zu halten. Um die Steine aufzurichten, wenn sie erst einmal zum Kreis gebracht worden waren, bedurfte es der Begabung aller ausgebildeten Sänger, die ihnen noch verblieben waren.
    Man hatte versucht, die Steine mit Hilfe von Ochsen zu bewegen, aber Menschen arbeiteten härter und ausdauernder, und sie waren leichter auszubilden. König Khattar konnte anscheinend nicht verstehen, warum Micail darin ein Problem sah. Seit Generationen schon war es die Gepflogenheit, dass der König, nachdem Weizen und Gerste auf den Feldern standen und eine gute Ernte versprachen und das Vieh in der Obhut von Hütejungen und -mädchen auf die Weiden getrieben worden war, die Steuereintreibung anordnete. In diesem Zusammenhang wurde erwartet, dass ein kräftig gebauter Mann von jedem Hof oder aus jedem Weiler sich zur Gemeinschaftsarbeit meldete. Auf diese Weise waren die großen Umgrenzungsgräben entstanden, ebenso wie die Hügelgräber, die Holzgehege und wahrscheinlich auch die älteren Kreise aus aufrecht stehenden Steinen.
    Und doch gibt es noch so vieles, das wir nicht wissen, dachte Micail. Ich hoffe nur, wir werden unseren Mangel an Wissen nicht eines Tages büßen müssen. Er drehte sich um und betrachtete die fünf Steinpaare, die bereits im Kreis standen. Trotz seines Unbehagens empfand er eine gewisse Zufriedenheit beim Anblick der kantig behauenen Formen, die sich gegen den Himmel abzeichneten. Atlantidische Magie bewerkstelligte nicht alles, aber sie hatte bestimmt zum schnelleren Fortgang der Arbeiten beigetragen. Allmählich sah es so aus, als würde diese Aufgabe, die die gesamte Arbeitskraft aller von König Khattar regierten Stämme über zehn Jahre erfordert hätte, in weniger als drei Jahren erledigt sein. Innerhalb eines einzigen Jahres hatten sie fünf Monolith-Paare für den inneren Halbkreis aufgestellt. Und auch die großen Querblöcke lagen bereit und warteten nur mehr darauf, als Decksteine aufgelegt zu werden.
    Wenn erst die restlichen Sänger aus Belsairath einträfen und die Quersteine auf den Schwingen des Gesangs an ihre Plätze gehievt würden, dann würden die Schamanen die Notwendigkeit einsehen, mit dieser neuen Kraft anstatt gegen sie zu arbeiten. Und anschließend werden wir den neuen Tempel ohne weitere Schwierigkeiten errichten können, dachte er.
    Micail hatte sich während der letzten zweieinhalb Jahre so sehr auf den Bau des Steinkreises konzentriert, dass er nun Mühe hatte, sich die Arbeit vorzustellen, die darauf folgen würde.
    »Herr?« Eine Berührung an seinem Ellbogen riss ihn aus seinen Gedanken, und er sah Lanath, der wartend neben ihm stand.
    »Was gibt's?«
    »Wäre es Euch jetzt genehm, den dritten Stein zu begutachten?« Die bronzefarbene Haut des Priesterschülers schimmerte im Licht der Sommersonne. Die schwere Arbeit hatte den Jungen zum Mann werden lassen. Es war eine lange Zeit her, überlegte Micail, während er Lanath zu dem Halbkreis aus Steinen folgte, dass er den Jungen aus einem Albtraum hatte wecken müssen.
    Der dritte Stein war von einem Holzrahmen umgeben, von dessen oberstem Brett ein einheimischer Arbeiter herabgrinste.
    »Ist eine wie andere Seite, ja? Ihr schauen und sehen…«
    Micail ging einmal um den Stein herum und noch einmal. Dabei verglich er die beiden Seiten miteinander und mit denen des zweiten Steins. Jeder einzelne Monolith war vor

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