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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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dem Aufrichten grob bearbeitet worden, und bei jedem war eine Seite besonders glatt geschliffen und leicht konkav geformt worden. Doch erst wenn ein solcher Stein aufgerichtet war, konnte man daran gehen, ihn oben und unten so zu behauen, dass die Seiten vollkommen gerade wirkten.
    »Ja, sehr gut. Du kannst jetzt runterkommen. Sag den Leuten, dass ich angeordnet habe, sie sollen eine Extraration Bier bekommen.« Er lächelte leutselig.
    Micail legte die Hand auf die raue Oberfläche des Steins. Jedes Mal, wenn er einen bearbeiteten Stein berührte, spürte er das feine Pulsieren von Energie in seinem Innern. Wenn das Bauwerk erst einmal fertig gestellt wäre, so vermutete er, würde er die Kraft spüren, ohne den Stein überhaupt zu berühren.
    Die einfachen Leute mochten Stein für etwas Lebloses halten, doch Sandstein barg so etwas wie eine mystische Kraft in sich, und wenn mehrere davon in einem Bauwerk vereint waren, dann vervielfältigte sich diese Kraft, was die einheimischen Arbeiter besonders im Morgengrauen und bei Sonnenuntergang spürten. Viele von ihnen weigerten sich infolgedessen, zu diesen Zeiten zum Baugelände zu kommen. Sie sagten, die Steine redeten dann miteinander, und Micail glaubte ihnen halbwegs.
    »Bald werden euch alle hören«, raunte er dem Monolithen zu. »Wenn du dich zu deinen Brüdern gesellst und die anderen neben dir stehen, werden wir die Erweckung eures Geistes erflehen, und dann werden alle begreifen.« Für einen Augenblick verwandelten sich die in seinem Unterbewusstsein wahrnehmbaren Schwingungen in ein hörbares Brummen. Ein Schauder durchfuhr ihn, und er bemerkte, dass Lanath es ebenfalls vernommen hatte.
    »An diesem unverdorbenen Ort ist es leicht, allen vergangenen Glanz zu vergessen«, sagte er zu dem Jungen, »doch unser wahrhaftiger Schatz war schon immer die Weisheit der Sterne, und wir werden an dieser Stätte ein Denkmal errichten, das, wenn der eigentliche Name von Atlantis längst vergessen sein wird, immer noch Zeugnis davon ablegen wird, dass wir einst hier gewesen sind.«

    »Da ist es!« Elara deutete hinter die Baumreihe, die den gewundenen Lauf des Flusses Aman kennzeichnete. »Man sieht schon die Pfähle der Palisade.«
    Timul hielt sich die Hand schützend über die Augen. »Ah… ja. Anfangs habe ich diese Pfähle für weitere Bäume gehalten… Was ist da oben auf ihren Spitzen? Stierhörner? Ach! Wie barbarisch - aber wirkungsvoll!«
    Die anderen plapperten ebenfalls voller Erleichterung und Neugier, als der Rest des Ai-Zir-Dorfes in Sicht kam. Micail hatte die Kunde verbreiten lassen, dass die Arbeit am Steinkreis ein Stadium erreicht habe, in dem jedermann gebraucht werde, und selbst jene, die bis jetzt in Belsairath geblieben waren, waren dem Ruf gefolgt.
    Elara ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Ocathrel war zurückgekehrt, diesmal mit seinen drei Töchtern. Auch Micails Base Galara war gekommen und mit ihr die großartige Sängerin Sahurusartha und ihr nicht minder begabter Gemahl Reualen; außerdem Aderanthis und Kyrrdis und Valadur sowie Valorin mit ihren verschiedenen Zöglingen, von denen die meisten zuvor schon mindestens einmal hier gewesen waren. Doch jetzt waren auch die Oberhüter bei ihnen - der grimmige Haladris, die strenge Mahadalku und sogar, in Sänften getragen, die gebrechliche Stathalkha und der alte Metanor. Und wirklich, da war auch Vialmar, beinahe am Ende der Reihe und nervös um sich blickend, als ob er erwartete, jeden Augenblick von etwas angegriffen zu werden, trotz der Anwesenheit von Tjalans bewaffneten Männern.
    Beinahe jeder Priester und jede Priesterin, die ehemals nach Belsairath gesegelt waren, hatten sich eingefunden - zumindest jene, die den schlimmen Husten des letzten Winters überlebt hatten. Elara hatte sich in Belsairath aufgehalten, als die Epidemie ausgebrochen war, und Timul hatte sie sofort zum Dienst als Heilerin verpflichtet.
    Die Priesterschülerin war so lange Elend und Tod ausgesetzt gewesen, dass sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen danach sehnte, Azan wieder zu sehen. Armer Lanath!, dachte sie. Er muss sich zu Tode langweilen. Ich wüsste gern, ob er Micail dazu hat überreden können, das Federspiel zu erlernen…
    »Ich weiß, verglichen mit Belsairath sieht es klein aus«, sagte sie laut, »aber die anderen Stammessiedlungen bestehen lediglich aus ein paar Häusern nahe den Hügelgräbern, obwohl während der Festlichkeiten an allen Seiten des Hügels Zelte und Hütten aus dem Boden

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