Die Ahnen von Avalon
stellen…« In Mahadalkus Lächeln war keine Spur von Wärme. »Das gefällt mir«, sagte sie. »Es dürfte unseren Zwecken sehr dienlich sein.«
Timul betrachtete angelegentlich die Menge, die sich auf dem großen Jahrmarkt drängelte, der jedes Jahr am Ende des Sommers hier abgehalten wurde. »Ich glaube, ich verstehe die Leute, die den Tempel in Belsairath besuchen, jetzt ein bisschen besser«, sagte sie, »nun, da ich sie in ihrer heimischen Umgebung erlebe.«
Elara lächelte pflichtschuldigst und dachte, dass sie eigentlich schon immer ziemlich viel Gefallen an den verschiedenen Stammesfeierlichkeiten gefunden hatte, auch wenn der Lärm und das Gewühl in ihr das Heimweh nach dem Markttag in Ahtarra weckten. Für sie alle, so vermutete sie, wurden die unausweichlichen Erinnerungen an das Seereich zwar immer weniger quälend, doch ein bestimmter Geruch oder Anblick, dem man unversehens ausgesetzt war, hatte nach wie vor die Macht, einem mit seiner täuschenden Vertrautheit das Herz zu durchbohren. Allerdings wurden solche Augenblicke seltener. Und heute gab es hier eine Unmenge von Bildern, Lauten und Gerüchen, die sie in dieser Form noch nie erlebt hatte.
Die einsame Ebene außerhalb des Steinkreises hatte sich durch das Heranströmen der Leute verwandelt. Die fünf Stämme hatten ihre Lager aus Fellzelten und Pferche aus verflochtenen Zweigen errichtet; gekennzeichnet waren die verschiedenen Bereiche jeweils durch einen Pfahl, der von einem gehörnten Stierschädel gekrönt und in den Farben des betreffenden Stammes - Rot, Blau, Schwarz, Gelb-Ocker oder Weiß - bemalt war. Sie hatte dies für reichlich überflüssig gehalten, bis sie es mit eigenen Augen sah. König Khattars Volk folgte dem Roten Stier, und seine Standarte ragte am höchsten empor, genau wie der von ihm ausgewählte Trilith.
»Wohin gehen wir?«, fragte Timul, als Elara sie zwischen den plappernden Leuten hindurchführte, die sich versammelten, wo Handwerker ihre Waren feilboten: getöpferte Becher, Schalen und Tassen, feine Lederarbeiten und Holzschnitzereien, Knäuel gekämmter Wolle und gewebte Wollstoffe, Steinäxte, Pfeilspitzen und Messer für Pflüge. Bronze jedoch gab es nirgendwo. Waffen aus diesem teuren Metall besaßen nur Könige und wurden ausschließlich von diesen verteilt.
»Zum Blauen Stier…« Elara deutete zu dem mit Waid gefleckten Schädel, der über den Köpfen der Menge soeben sichtbar wurde. Stränge blau gefärbter Wolle hingen von ihm herab und flatterten sanft im Wind. Die Hörner waren mit Sommerblumen umwunden. »Das ist der am nördlichsten beheimatete Stamm der Ai-Zir. Ihr heiliger Mittelpunkt ist Carn Ava.«
»Ach, wo die Priesterin lebt!« Timul nickte erfreut. »Ich hatte gehofft, dass sie hier sein würde. Lass uns schnell weitergehen - du voran!«
Ayos Zelt war leicht zu finden, denn es war so groß wie das eines Häuptlings. Die Pfosten waren reich geschnitzt, und die Fellplane war mit heiligen Zeichen in Waidblau bemalt. Die Augen der Göttin schienen sie von ihrem Platz über der Öffnung zu beobachten, während sie näher kamen, und eine junge Frau, die am Eingang Getreide durch eine Mühle gedreht hatte, erhob sich anmutig.
»Tretet ein, verehrte Damen! Meine Herrin erwartet Euch.«
Der Tag war warm, und die Seiten des Zelts waren hochgebunden worden, um Licht und Luft ins Innere zu lassen. Das Mädchen, das sie begrüßt hatte, forderte sie mit einer Handbewegung auf, auf den mit Stroh gefüllten Lederkissen Platz zu nehmen, und reichte ihnen kühles Wasser in Tonbechern mit Schnurmustervertiefungen, die das Halten erleichterten. Während sie sich zurückzog, wurde der Vorhang, der den vorderen Teil des Zelts von den Privatgemächern trennte, beiseite geschoben, und Ayo persönlich erschien.
Genau wie ihre Dienerin trug die Priesterin ein schlichtes ärmelloses Gewand in Blau, das mit beinernen Fibeln an den Schultern zusammengehalten wurde. Ihr Haar war zu einem Knoten gewickelt und wurde von einem Netz gehalten, dessen Band über die Stirn verlief. Im Gegensatz zu allen anderen hochgestellten Frauen, die Elara gesehen hatte, trug Ayo keine Halsketten. Sie brauchte sie auch kaum - sie war von einer Machthülle umgeben, die Elara an Mahadalku erinnerte oder sogar an Timul. Micails Gemahlin Tiriki hatte so ausgesehen, wenn sie ein Ritual geleitet hatte, erinnerte sich Elara traurig.
Timul entbot ihrem Gegenüber die formelle Ehrbezeugung, die einer Hohen Caratra-Priesterin zukam, und Ayo
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