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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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und stellten ein Vermächtnis aus ihrer Vergangenheit dar. Er selbst war mit einem sehr kunstvoll gearbeiteten, aber reichlich großen Gewand bekleidet, das er sich von Ocathrel ausgeliehen hatte; es rief bewundernde Ausrufe bei den anderen hervor - und sogar ein paar wehmutsvolle Tränen. Doch bald war keine Zeit mehr für solche Gefühle; die Sänger begaben sich an ihre Plätze, aufgereiht nach ihrer jeweiligen Stimmlage.
    Als vollkommene Stille herrschte, nickte Micail und warf eine Hand voll Weihrauchkräuter in jedes der drei Becken, die auf Dreifüßen am Platz von Nar-Inabi im östlichen Viertelsegment aufgestellt waren. Die heißen Kohlestücke blinkten wie rote Sterne, als das Harz zu schmelzen begann und den duftenden Rauch freisetzte, der in Schwaden in die Luft aufstieg. Die vertraute schwere Süße legte sich ihm in die Kehle, und für einen kurzen Augenblick befand sich Micail wieder im Tempel des Lichtes auf Ahtarrath. Gleichzeitig flüsterte Jiritaren, der an der Südseite stand, seinerseits das Wort des Feuers, und seine schwarze Fackel flammte lichterloh auf.
    Sahurusartha kniete vor einer kleinen Marmorschale, die in einen niedrigen Altar an der Westseite eingelassen war, und intonierte die alkonische Version der Hymne der Beschwichtigung an den Viergesichtigen Banur, den Zerstörer und Bewahrer, den Gott des Winters und des Wassers, während der tarissedische Priester Delengirol eine filigrane Platte mit Salz zweimal nach Norden hob und dann senkte, denn die Huldigung Ni-Terats geschah ohne Worte.
    Micail schritt zum südlichen Rand der Eindämmung, den Stab hoch erhoben. Der Orichalkum-Knauf an seinem oberen Ende leuchtete wie ein Stern in der Mittagssonne.
    »Die Macht des heiligen Lichtes möge diesen Ort reinigen!«, rief er. »Die Weisheit des Heiligen Lichtes möge ihn behüten! Die Kraft des Heiligen Lichtes möge ihn schützen!«
    Er wandte sich nach rechts und begann, mit gemessenen Schritten den Kreis zu umrunden, gefolgt von den anderen drei Priestern, wobei sie die Segmente reinigten, die jeweils eines der vier geheiligten Elemente darstellten. Während sie dies taten, sangen die anderen Priester und Priesterinnen leise:
    » Manochs Auferstehung befreit durch seine Macht
Die Welt aus dunkler Nacht;
Wiedergeboren in einer neuen Zeit, in neuer Gestalt,
Grüßen wir das Licht, das uns erhält'! «
    Micail spürte die vertraute Verschiebung der Schwerkraft, die ihm verriet, dass die Steine um ihn herum sich hoben. Es lag nicht nur an dem schweren Weihrauchgeruch, dass alles außerhalb des Kreises waberte, als sähe er es durch Wasser. Die Sänger trennten die Steine von der gewöhnlichen Welt:
    » In diesem Tempel dürfen wir mit erleuchtetem Blick
Und zu unserem unendlichen Glück
Euch Herren des Glaubens und der Weisheit begegnen.
Möget Ihr uns auf ewig segnen! «
    Er schritt um den Kreis herum, als der Singsang endete, und blieb für einen Augenblick stehen, um zu lauschen. Sie hatten die Steine so geschickt bearbeitet, dass sie sowohl Schall als auch Energie auffingen. Welchen Lärm die Ai-Zir außerhalb des Kreises auch immer machten, er würde leiser als das Rauschen des Windes in den Bäumen zu ihm dringen. Erleichtert atmete er aus. Durch seine Gespräche mit den eingeborenen Arbeitern war er daran gewöhnt, in den Steinen das ›Sonnenrad‹ zu sehen, doch ihrer Gestaltung nach waren sie eigentlich als Resonanzkörper gedacht, um Schallwellen in einem Maße zu verstärken, dass sie in die Energieströme eingespeist werden konnten, die durch das Land flossen. Durch die Beherrschung dieser Kräfte wären sie in der Lage, einen Tempel zu bauen, der dem alten in nichts nachstünde. Genau genommen war eine so wirkungsvolle Abschirmung bei dieser Art von Arbeiten eigentlich nicht nötig, doch er hatte genügend Achtung vor dem Können von Drochrads Schamanen, um Vorkehrungen gegen jede denkbare Störung durch magische Einflüsse zu treffen.
    Nachdem die geheiligten Elemente wieder zu ihren Altären gebracht worden waren, legten Micail und die anderen ranghohen Priester die Masken ab und reihten sich bei den Sängern ein. Er nahm sich die Zeit, jeden im Vorbeigehen prüfend anzusehen - die Gesichter der erfahreneren Priester zeigten bereits den Ausdruck konzentrierter Entrücktheit, die jüngeren hatten die Augen weit aufgerissen in aufgeregter Erwartung dessen, was nun kommen würde.
    Haladris hatte seinen Platz eingenommen und wandte sich jetzt an alle.
    »Ihr wisst, was ihr zu tun

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