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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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atlantidischen Pläne, in Azan einen großen Kreis aus Steinen zu errichten. Tiriki hätte am liebsten sofort die wochenlange Reise nach Azan angetreten; als man sie daran gehindert hatte, war sie zusammengebrochen. Wenn man bedachte, wie gut sie mit unzähligen Gefahren fertig geworden war, war es kaum zu fassen, dass sie sich von einer an sich erfreulichen Neuigkeit derartig hatte niederschmettern lassen. Aber Chedan hatte die Erfahrung gemacht, dass so etwas nach einer langen Zeit des Trauerns häufig geschah.
    Nachdem man Tiriki zu Bett gebracht hatte und sich die Gäste in ihre Unterkünfte für die Nacht zurückgezogen hatten, saß Chedan noch stundenlang am Feuer. Das Himmelsrad drehte sich über ihm und zeigte sowohl vertraute als auch unbekannte Sterne am ungewöhnlich klaren Nachthimmel. Man hatte Tiriki bestimmte Kräuter zum Einschlafen verabreicht. Die anderen jedoch kamen einer nach dem anderen wieder, um sich zu ihm zu gesellen; ihnen allen ging zu viel im Kopf herum, als dass sie hätten Schlaf finden können. Als das Feuer bis zu einer schwachen Kohleglut und ein paar weißen Rauchkringeln heruntergebrannt war, war jedes Gesicht deutlich zu erkennen, denn der Morgen dämmerte bereits.
    »Wir müssen uns mit ihnen zusammentun«, sagte Rendano, »und zwar je früher, desto besser. Diese Ai-Zir-Stämme verfügen über entschieden mehr Mittel als die Eingeborenen hier. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass wir durch sie unsere gewohnte Lebensweise wieder aufnehmen können.« Der viel sagende Blick, den er zu den groben Bauten warf, deren strohgedeckte Dächer zwischen den Bäumen zu sehen waren, verriet deutliche Verachtung.
    »Ich bin nicht sicher«, warf Liala ein. »Vor Alyssas Tod… sie erwähnte etwas von Kreisen und Steinen. Jetzt erfahren wir, dass sich unsere Landsleute gleich auf der anderen Seite dieser Berge befinden - und einen Kreis aus Steinen bauen. Ist es nicht möglich, dass die Gefahr, vor der Alyssa uns gewarnt hat, von ihnen ausgeht?«
    »Von unserem eigenen Volk?«, rief Damisa entrüstet aus.
    »Ohne schlecht über eine Tote reden zu wollen… Aber wir alle wissen doch, dass Alyssa verrückt war«, bekräftigte Reidel ihre Zweifel.
    Chedan hob bei dieser Bemerkung den Blick, doch er verkniff sich die Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Reidel hatte große Fortschritte gemacht, aber er verstand nichts von den seltsamen Kräften, mit denen eine Seherin ringen musste - niemand, der nicht selbst diesen Pfad beschritten hatte, vermochte dies wirklich zu begreifen.
    »Seit wann hat Verrücktheit jemals eine Person daran gehindert, die Wahrheit zu sehen?«, fragte die kleine Iriel, die - wie Chedan plötzlich bemerkte - gar nicht mehr so klein war. Während der letzten sechs Jahre war sie zur Frau herangereift. Er sinnierte darüber, dass sich zu Hause vermutlich alle Priesterschüler und Priesterschülerinnen inzwischen zu voll ausgebildeten Priestern und Priesterinnen entwickelt hätten.
    »Alyssa lebte in ihrer eigenen Welt«, fuhr Iriel fort, »doch wann immer wir ihrem Wahn einen Sinn entnehmen konnten, enthielt er für gewöhnlich einen Teil Wahrheit. Also… ich glaube, Liala hat Recht. Was ist, wenn diese Leute in der Ebene unsere Priester zwingen, für sie zu bauen? Taret sagt, sie sind ein mächtiger Stamm.«
    »Ich glaube, dieses Mädchen hat uns nicht alles gesagt, was es weiß«, warf Forolin unerwartet ein. »Ihr Vater ist der König. Falls Prinz Tjalan tatsächlich die Herrschaft übernommen hat, wie stehen die anderen Stämme dazu? Wenn einer von ihnen einen Aufstand plant, so wären wir wertvolle Geiseln… Etwas Ähnliches ist einst auf einer Handelsroute geschehen, auf der ich als junger Mann gereist bin. Mir ist genauso viel wie jedem anderen hier daran gelegen, in eine zivilisiertere Umgebung zu gelangen«, fuhr Forolin ernst fort, »aber wir dürfen die Dinge nicht überstürzen. So schlimm sind die Bedingungen hier auch wieder nicht.«
    »Stimmt, das Leben ist zwar hart und entbehrungsreich, aber zumindest sind wir hier sicher.« Selast legte sich schützend die Hand auf den Bauch. »Und ich kann mich in meinem derzeitigen Zustand kaum auf die Wanderschaft begeben.«
    Chedan strich sich nachdenklich über den Bart. Er hatte nichts dagegen, wenn die anderen sich Gedanken über eine von den Eingeborenen ausgehende Gefahr machten, doch Alyssas Worte hallten noch in seiner Erinnerung nach. Sie hatte nicht von einer Gefahr durch das Volk, sondern durch die Steine an

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