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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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brauchte. Die alte, weise Frau diente der Großen Göttin schon länger, als sie sich vorzustellen vermochte. Sie würde ihnen helfen zu verstehen.
    Die Tür zu Tarets Haus stand offen, und als sie sich ihr näherten, hörten sie folgende Worte in der Sprache des Volkes vom See: »Siehst du, jetzt ist sie hier, genau wie ich es dir gesagt habe… Kommt herein, meine Töchter«, fügte Taret hinzu. »Meine Besucherin hat eine Nachricht für euch.«
    Auf der anderen Seite des Feuers saß eine junge Frau, bekleidet mit einer kurzen, ärmellosen Tunika aus blau gefärbter Wolle. Sie war schlank und von geschmeidiger Gestalt, ihr aschblondes Haar war am Hinterkopf zu einem Schwanz zusammengebunden. Sie hatte ihre Reiseschuhe abgelegt, und ihre Füße, kräftig und mit hohem Spann, verrieten die Tänzerin.
    Beim Anblick der blauen Tunika entbot Liala den Gruß, der zwischen Caratra-Priesterinnen üblich war - und Tiriki tat das Gleiche. Die dunklen Augen der Fremden wurden groß.
    »Die beiden dienen ebenfalls der Großen Mutter, ja«, erklärte Taret, und ihr vogelähnlicher Blick schoss zwischen ihnen hin und her. »Das hier ist Anet, Tochter von Ayo, Heilige Schwester beim Volk von Azan. Man hat sie mit einer Nachricht hergeschickt, die man keinem anderen Boten anvertrauen wollte.«
    Anet erhob sich und verneigte sich mit fließenden Bewegungen zu dem offiziellen Gruß, der sich für eine Jungpriesterin gegenüber einer Hohen Priesterin ziemte. Tiriki zog eine Augenbraue hoch. Glaubte das Mädchen vielleicht, sie zweifelten an ihrem Status, oder gab es einen anderen Grund, warum sie sie beeindrucken wollte?
    »Bei allen Sternen, Kind, du brauchst es nicht so feierlich zu machen!«, sagte Liala lächelnd.
    »Ich möchte nicht anmaßend erscheinen«, antwortete Anet, während sie sich anmutig niederließ und die Beine übereinander schlug. Tiriki hatte ein deutliches Gespür dafür, dass der Beweggrund für diese Begrüßung, welcher auch immer es gewesen sein mochte, ganz bestimmt keine demütige Bescheidenheit war. »Die anderen Leute des Meeresvolkes benehmen sich meist sehr förmlich, besonders im Umgang mit uns. Sie sind überaus stolz.«
    Tiriki merkte, wie ihr plötzlich das Blut in den Ohren rauschte. »Meeresvolk? Was meint Ihr damit?«
    »Die Fremden«, antwortete Anet schlicht, »die Priester und Priesterinnen, die in geflügelten Booten vom Meer kamen. Leute Euresgleichen.«
    Tiriki musste sich mit Mühe zurückhalten, um nicht den Arm des Mädchens zu packen. »Wer waren sie? Könnt Ihr uns irgendwelche Namen nennen?«
    »Als sie kamen, dachten wir zunächst, der alte Schamane sei ihr Oberhaupt. Der, den sie Ardral nennen.«
    Tiriki rang nach Luft. »Ardral?«, wiederholte sie. »Doch nicht Ardral von Atalan! Der Siebente Hüter des Tempels von Ahtarrath? Ardravanant?«
    »Ich habe gehört, dass man ihn so genannt hat. Aber wir bekommen ihn jetzt nicht mehr so oft zu Gesicht, seit der Prinz…«, Anet verzog das Gesicht, »Tjalan… mit seinen Soldaten die anderen Priester hergebracht hat, um durch ihren Gesang die Steine aufzurichten. Aber jetzt fällt mir auf, dass Ihr Euch so ziemlich auf dieselbe Weise kleidet, wie es deren Priesterinnen tun. Vielleicht kennt Ihr sie auch. Da sind zum Beispiel Timul und Elara…«
    »Elara!« Jetzt war Liala die Aufgeregte. »Meint Ihr die Priesterschülerin Elara?«
    »Ja, die sich auskennt mit Kräutern«, bestätigte Anet mit einem zaghaften Nicken und weit aufgerissenen Augen.
    »Eine Heilerin? Ich wusste es!«, rief Liala lachend.
    »Das ist…« Tirikis Stimme bebte. »Ihr sagtet, es gibt noch andere Priester. Wie heißen sie? «
    »Ach, es sind so viele…« Das Mädchen verstummte kurz und setzte ein hübsches Blinzeln auf. »Da sind Haladris und Ocathrel und Immamiri… ganz viele. Ich bedauere, leider sind mir nicht all ihre Namen bekannt, weil mein Vater so sehr wünschte, dass ich ihren anderen Prinzen heiraten sollte.« Anet bedachte Tiriki mit einem Lächeln von der Seite. »Einen groß gewachsenen, gut aussehenden Mann, mit einer Haarpracht wie frisch entzündetes Feuer. Micail heißt er…«

    Es war schade, dachte Chedan, dass diese Nachricht ausgerechnet jetzt eingetroffen war. So hatte die arme Alyssa nicht einmal bei ihrer Bestattung die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller bekommen.
    Es hatte nicht lange gedauert, die Gemeinde zusammenzurufen, und auch nicht viel länger, sich die Geschichte des Ai-Zir-Mädchens anzuhören, einschließlich der

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