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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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um und hauchte eine Kusshand zu der schmalen, perlmutthellen Sichel, die am dämmerigen Himmel schwebte.
    » Neuer Mond, wahrer Mond - so rein,
O du sollst mein Glücksbringer sein! «
    Ein alberner Kinderreim, dachte Damisa lächelnd, und sie fragte sich, was der Mond ihr heute wohl beibringen wollte.
    Ein plötzlich auffrischender Wind bewegte die Baumwipfel, und sie zitterte. Als sie sich zum Ufer wandte, wo sie ihre Kleidung abgelegt hatte, fiel ihr ein, dass sie Alyssa versprochen hatte, ihr etwas Wasser von der Quelle mitzubringen. Sie hielt den Keramikbecher unter den kleinen Wasserfall, der den Teich speiste, dann stieg sie aus dem Wasser und machte sich daran, sich die Haut mit einem wollenen Handtuch kräftig abzurubbeln.
    Als Damisa bei der Hütte ankam, wo die Seherin wohnte, warf der Abend bereits sanfte blaue Schatten über das Land. Sie klopfte behutsam an der Tür, erhielt jedoch keine Antwort. In letzter Zeit schlief die Meisterin der Grauen Magie ziemlich viel, aber eine der Saji-Frauen, die sich um sie kümmerten, hätte irgendwo in der Nähe sein müssen. Sie war geneigt, den Becher einfach an der Tür abzustellen und wegzugehen, doch als sie sich bückte, drang ein sonderbarer Laut von innen an ihr Ohr.
    Zögernd schob sie das Fell zur Seite, das als Vorhang vor der Tür diente, und sah etwas, das sie zunächst für einen Haufen grauen Stoffs hielt, achtlos neben die Feuerstelle hingeworfen - bis sie bemerkte, dass es bebte und dass davon die seltsamen Laute kamen. Mit flinken Schritten war sie an Alyssas Seite.
    »Wo sind denn Eure Gehilfinnen?«, fragte Damisa, während sie vorsichtig den Stoff vom Gesicht der alten Frau zog und versuchte, ihre verdrehten Glieder zu richten. Sie vermutete, dass die Person, welche immer hier gewesen war, wahrscheinlich davongeeilt war, um Hilfe zu holen. »Jetzt ist alles in Ordnung - keine Sorge… ich bin da«, sagte Damisa, wobei sie sehr wohl wusste, dass dem nicht so war. Mit Alyssa war ganz eindeutig nicht alles in Ordnung.
    »Der Kreis ist nicht ausgewogen«, hauchte die Seherin schwach, »wenn sie ihn benutzen, werden sie sterben.«
    »Wovon sprecht Ihr? Wer wird sterben?«, fragte Damisa verzweifelt. »Sagt es mir!«
    »Der Sonnenfalke windet sich wie eine Schlange am Himmel…« Alyssa öffnete blinzelnd die Augen und blickte verstört um sich. »Der Kreis ist eckig noch, rund ist der Sonne Lauf jedoch; der Stein, ungebunden, wird sich durch die Klänge runden…«
    Für einen flüchtigen Augenblick sah Damisa eine Ebene vor ihrem inneren Auge, wo drei riesige eckige Bögen innerhalb eines Kreises von gewaltigen Säulen standen, als ob Alyssa dieses Bild auf ihren Geist übertragen hätte. Der Kopf der Frau wurde von wilden Zuckungen geschüttelt, und Damisa hatte alle Mühe zu verhindern, dass er gegen den gemauerten Kamin schlug.
    Sie hörte gedämpfte Stimmen, und als sie aufblickte, sah sie voller Erleichterung Virja, die den Vorhang zurückzog. Dann humpelte Chedan herein, gefolgt von Tiriki.
    »Ist sie noch nicht aufgewacht?«, fragte der Magier in schneidendem Ton.
    »Sie hat gesprochen«, antwortete Damisa, »sie hat mich sogar sehen lassen, was sie… was sie vor Augen hatte. Aber ich habe es nicht begriffen.«
    Das rötliche Licht, welches das Feuer auf das Gesicht der Meisterin der Grauen Magie warf, erzeugte die flüchtige Illusion von Gesundheit. Doch ihre geschlossenen Augen waren eingesunkene Schattenteiche. Tatsächlich sah sie bereits aus wie eine Tote, aber sie atmete noch.
    Chedan ließ sich vorsichtig auf einen Hocker nieder, stützte sich mit dem ganzen Gewicht auf seinen geschnitzten Stock und beugte sich vor, um Alyssas wachsfahle Hand in die seine zu nehmen. »Alyssa von Caris!«, sagte er streng. »Neniath! Ihr hört meine Stimme, Ihr kennt mich. Ich rufe Euch aus Raum und Zeit hierher, kommt zurück!«
    Virja flüsterte Tiriki zu: »Sie war den ganzen Tag schon so schläfrig. Zuerst konnte ich sie nicht dazu bringen, etwas zu essen, und dann bekam ich sie nicht mehr wach.«
    »Ich habe dich gehört, Sohn von Naduil…« Die Worte kamen kräftig und klar, doch Alyssas Augen blieben immer noch fest geschlossen.
    »Sagt mir, Seherin, was schaut Ihr?«
    »Freude, wo Kummer gewesen… Angst, wo Freude sein sollte. Derjenige, der die Tür öffnen wird, ist unter euch, aber seht weiter als nur bis zu ihm. Kleine Sängerin…«
    Alle sahen Tiriki an, denn das war die Bedeutung ihres Namens. Schnell kniete sie zwischen Chedan und

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