Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
überstrahlte alles andere.
    Mit einem Mal bemerkte sie das winzige Wesen, das sich leise glucksend in ihre Armbeuge schmiegte, und verstand, woher diese Genugtuung kam.
    Staunend betrachtete sie die vollkommene Rundung des Köpfchens, das feuerrote Haarbüschel. Dann bewegte sich das Kind, sie sah die winzigen Züge, die geschlossenen Augen, und fühlte sich an eine Rosenknospe erinnert.
    Ein Schatten fiel über sie. Sie blickte auf und erkannte Liala. Die Priesterin lächelte.
    »Ist er gesund?«, flüsterte Tiriki.
    » Sie ist vollkommen«, ließ sich Tarets Stimme von der anderen Seite vernehmen.
    Tiriki sah wieder auf ihr Kind nieder. Kein Sohn also, der Micails Kräfte geerbt hatte - falls diese Kräfte in einem neuen Land überhaupt noch von Bedeutung wären. Eine Tochter. Was würde sie erben? Die Frage beschäftigte sie, doch sie konnte sie nicht aussprechen. Stumm blickte sie zu Taret auf.
    »Tochter von heiliger Stätte«, sagte die Weise Frau vergnügt. »Wird hier Priesterin sein eines Tages.«
    Tiriki nickte. Ich werde sie nach Micails Mutter nennen.
    Sie hatte nur mit halbem Ohr gehört, was Taret sagte, aber sie spürte, wie die versprengten Teile ihrer Seele sich wieder zusammenfügten. Doch die Anordnung war nicht mehr die gleiche. Ein Teil verband sie mit dem Kind an ihrer Seite, und ein zweiter berührte die Erde, auf der sie lag. Und da war noch etwas, das sie weder beschreiben noch benennen konnte. Sie wusste nur, dass mit dieser Geburt ein Vorgang abgeschlossen war, der mit dem Ritual auf dem Gipfel des Heiligen Berges begonnen hatte. Nun gehörte sie für immer zu diesem Land.
    Der Gedanke zog einen zweiten nach sich. »Danke«, sagte sie zu Taret. »Und sagt auch der Frau, die mich herbrachte, meinen Dank. Ohne ihre Hilfe hätte ich nicht überlebt. Wart Ihr das, Liala? Oder Metia? Oder…?«
    »Wie?« Liala zog verwirrt die Stirn in Falten. »Ich konnte nicht viel tun. Damisa wurde unruhig, als Ihr nicht zum Festmahl kamt und sie Euch nirgendwo finden konnte. Deshalb ging ich zu Taret in der Hoffnung, sie könne mir helfen. Ich hatte die Hütte kaum betreten, da hörten wir Euch rufen und ließen Euch ein. Aber ich dachte, Ihr wärt allein gekommen!«
    Tarets Lächeln war breiter geworden. »Die Königin der Leuchtenden«, sagte sie stolz. »Sie kümmert sich um die ihren.«

10. Kapitel
    Micail seufzte im Schlaf und tastete nach Tiriki, eine Geste, die ihm so in Fleisch und Blut übergegangen war, dass selbst die Einsamkeit der letzten neun Monate nichts daran geändert hatte. Und diesmal war ihm tatsächlich, als schlösse er sie in die Arme. Er fühlte ihren harten, gerundeten Bauch, spürte, wie er sich zusammenzog, und wusste so sicher, wie man nur im Traum sein konnte, dass sie im Begriff war, sein Kind zu gebären.
    Sie wimmerte vor Schmerz, und er drückte sie fester an sich und sprach ihr Mut zu. Mit einem Mal waren sie im Morgengrauen vor Sonnenaufgang auf einer weiten grasbewachsenen Ebene. Die Erde schüttelte sich in Krämpfen wie der Leib seiner Frau, doch diesmal waren nicht die Feuer der Verwüstung die Ursache, sondern überall sprießte neues Leben aus dem Boden. Plötzlich begann Tiriki zu zappeln, dann schrie sie laut auf und stieß das Kind in die Welt. Als sie sich schwer atmend zurücklegte, beugte er sich hinab und hob das Kleine auf. Es war ein Mädchen, vollkommen der winzige Körper, mit einem widerspenstigen Haarbüschel auf dem Kopf, das wie eine Flamme züngelte.
    Lachend hielt er es hoch. »Sehet das Kind, das uns geweissagt wurde, mein Unterpfand an dieses neue Land!«
    Und alle Wesen, menschliche und andere, versammelten sich auf der Ebene, um das Kind mit Jubelrufen zu begrüßen. Micail fühlte sich aufgehoben und fortgerissen von einer Welle des Glücks.

    Er befreite sich aus den zerwühlten Decken und blinzelte verwundert. Noch immer hörte er lauten Jubel und Gesang aus rauen Kehlen.
    War es ein Traum, fragte er sich, oder ist ein Albtraum alles, woran ich mich aus dem vergangenen Jahr erinnere? Doch was er im trüben Licht von seiner Umgebung erkennen konnte, war ihm nur allzu vertraut und mit Erinnerungen verbunden, in denen weder Tiriki noch ein Kind vorkamen.
    Es war also ein Traum gewesen - eine Lüge. Seltsamerweise stürzte ihn die Erkenntnis nicht in tiefe Verzweiflung wie sonst, wenn sich die strahlenden Verheißungen der Nacht als nichtig herausstellten. Wenn dies ein Trugbild gewesen war, dann immerhin ein erfreuliches.
    Draußen wurde der

Weitere Kostenlose Bücher