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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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konnte sich um einen schweren Verkehrsunfall, ein Großfeuer in einem Hafensilo oder ein brennendes Mietshaus handeln, in dem Kinder von den Flammen eingeschlossen waren. Es konnte sich um alles mögliche handeln. Miller hatte stets eine kleine Yashica mit Blitzlicht im Handschuhfach seines Wagens, weil man nie wußte, was sich im nächsten Augenblick vor der eigenen Nase abspielen mochte. Er kannte einen Mann, einen Engländer, der am 6.   Februar 1958 durch München ging, als nur wenige hundert Meter vor ihm das Flugzeug mit der Mannschaft von Manchester United abstürzte. Sofort hatte der Mann, der beileibe kein Berufsphotograph war, die Kamera, die er immer auf seine Reise mitnahm, vors Auge gerissen und die ersten Bilder der brennenden Maschine geschossen. Einer Illustrierten hatte er sie dann exklusiv für 50   000 DM verkauft.
    Der Unfallwagen ließ den Altonaer Hauptbahnhof links liegen und raste durch das Gewirr der engen und düsteren Straßen, das sich bis zur Elbe erstreckte. Der Mann am Steuer des Ambulanz-Mercedes mußte sich in dem Viertel gut auskennen und verstand etwas vom Fahren. Miller spürte, wie die hartgefederten Hinterräder des Jaguars über das regennasse Kopfsteinpflaster rutschten, wenn er in den Kurven beschleunigte.
    Miller hetzte an Mencks Auto-Ersatzteillager vorüber. Zwei Straßenecken weiter wurde seine Neugier gestillt. Der Unfallwagen bog in eine schlecht beleuchtete, von abbruchreifen Mietskasernen und schäbigen Stundenhotels gesäumte Straße ein, die in dem vom Wind gepeitschten, mit Schnee vermischten Regen um diese Zeit noch trostloser wirkte als bei Tageslicht. Der Unfallwagen hielt vor einem Haus, vor dem bereits ein Polizeiwagen stand, dessen kreisendes Blaulicht geisterhaft über die Gesichter der Zuschauer am Hauseingang strich.
    Ein stämmiger Polizeimeister in einem Regenumhang befahl der Menge in barschem Ton, zur Seite zu treten und dem Unfallwagen Platz zu machen. Der Fahrer und ein Sanitäter stiegen aus, liefen zur hinteren Tür des Wagens und zogen eine Bahre heraus. Sie wechselten ein paar Worte mit dem Polizeibeamten und eilten in das Mietshaus.
    Miller parkte den Jaguar zwanzig Meter weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite und hob die Brauen. Kein Zusammenstoß, kein Feuer, kein von Flammen eingeschlossenes Kind. Vermutlich nur ein Herzanfall. Er stieg aus und schlenderte zu den Leuten, die auf Weisung des Polizisten zurückgewichen waren. Sie standen da in einem Halbkreis, der einen Durchgang von der Haustür zum Unfallwagen freiließ.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich hinaufgehe?« fragte Miller.
    »Allerdings. Sie haben da nichts zu suchen.«
    »Ich bin von der Presse«, sagte Miller und zog seinen Presseausweis hervor.
    »Und ich bin von der Polizei«, entgegnete der Beamte. »Hier kommt niemand durch. Die Treppen sind viel zu schmal und außerdem baufällig. Die Krankenträger werden sowieso gleich wieder hier sein.«
    Er war ein Hüne von einem Mann, wie sich das für einen Polizeimeister gehörte, der in einem der verkommensten Viertel Hamburg-Altonas Dienst tat. Annähernd zwei Meter groß, wirkte er mit seinen ausgestreckten Armen, mit denen er die Menge zurückhielt, und in seinem weiten Regenumhang unbeweglich wie ein verriegeltes Scheunentor.
    »Was ist denn überhaupt los?« fragte Miller.
    »Ich darf keine Erklärungen abgeben. Am besten erkundigen Sie sich auf dem Revier.«
    Ein Mann in Zivil kam die Treppe hinunter und trat auf die Straße. Das rotierende Blaulicht auf dem Dach des VW-Streifenwagens huschte über sein Gesicht, und Miller erkannte ihn. Sie hatten zusammen die Oberschule in Altona besucht. Der Mann war kürzlich zum Kriminalinspektor bei der Hamburger Polizei befördert und der Altonaer Hauptwache zugeteilt worden.
    »Guten Abend, Karl.«
    Der junge Inspektor drehte sich um und blickte suchend in die Menge hinter dem Polizisten. Im aufblitzenden Blaulicht erkannte er Miller, der die rechte Hand erhoben hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das zugleich freudiges Wiedererkennen und schicksalsergebene Resignation verriet. Er nickte dem Polizeimeister zu.
    »In Ordnung, Wachtmeister. Er ist mehr oder weniger harmlos.«
    Der Beamte senkte den Arm, und Miller drängte sich an ihm vorbei.
    Sie gaben sich die Hand.
    »Was tust du hier?« fragte Brandt.
    »Bin dem Unfallwagen nachgefahren.«
    »Alter Geier … Gibt’s was Neues bei dir?«
    »Immer noch das gleiche. Wurstele mich nach wie vor als freier

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