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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Kollegen Dettmann gegenüber einer Dame zu tun.«
    »Na, so viele Damen gibt es ja nicht in unserer Inspektion. Aber Fräulein Ritter weiß sich durchaus selbst zu helfen, das können Sie mir glauben, da müssen Sie nicht den edlen Rächer spielen. Es geht doch um Charly, oder?«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Mein lieber Rath, dieser Vorfall erinnert mich fatal an eine andere Geschichte, vor zwei Jahren ungefähr. Als Sie den Kollegen Brenner krankenhausreif …«
    »Das waren gefälschte Atteste, Brenner lag niemals im Krankenhaus.«
    »Meinetwegen: Als Sie den Kollegen Brenner seinerzeit zusammengeschlagen haben und das Disziplinarverfahren mit einem blauen Auge überstanden haben, da ging es doch auch um eine Dame, oder?«
    Rath schwieg.
    »Herr Kommissar, Ihr Privatleben geht mich tatsächlich nichts an. Aber es geht mich etwas an, wenn es in dienstliche Belange hineinreicht.«
    »Ich … ich wollte es Ihnen … wollte es eigentlich schon bald bekannt geben. Aber ich möchte nicht, dass die betroffene Kollegin dadurch berufliche Nachteile erfährt.« Rath schaute unsicher zu Gennat, doch dessen Gesicht wirkte jetzt wieder so gutmütig wie zuvor. »Also …« Rath räusperte sich. »… ich und die Kollegin Ritter, wir sind seit vorgestern … verlobt.«
    Gennat schien tatsächlich zu lächeln, sein Gesicht sah zwar so unbeweglich aus wie immer, aber seine Augen lachten. Er streckte seine dicke Pranke aus. »Na, dann gratuliere ich«, sagte er, »herzlichen Glückwunsch, Herr Kommissar!«
    »Danke, Herr Kriminalrat.« Rath schüttelte die Hand seines Chefs, ein wenig überrascht, wie einfach das jetzt gelaufen war. Nur Charly gegenüber hatte er ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hatten sie ja noch warten wollen …
    »Dann hat Herr Dettmann also die Ehre Ihres Fräulein Braut beleidigt. In welcher Form?«
    »Mit Verlaub, Herr Kriminalrat: Wenn Fräulein Ritter die Sache Ihnen gegenüber nicht anspricht, möchte ich es auch nicht tun. Ich habe schon viel zu viel erzählt.«
    »Schon gut, schon gut, ich will nicht weiter insistieren. Gab es Zeugen für den Vorfall in Dettmanns Büro?«
    »Da waren nur Dettmann und ich.«
    Gennat nickte. »Mit etwas Glück kommen Sie in dieser Sache um ein Disziplinarverfahren herum. Vielleicht war es ja wirklich Ihre Ungeschicklichkeit, die den Bericht versaut hat.«
    Ein Grinsen wollte sich in Raths Gesicht drängen, doch er unterdrückte es und pflegte weiterhin den in solchen Situationen bewährten Ausdruck dankbarer Demut. »Ich danke Ihnen, Herr Kriminalrat.«
    »Bedanken Sie sich nicht zu früh. Dettmann ist nicht Ihr einziges Problem. Sie wissen, dass es in dieser Behörde als äußerst problematisch angesehen wird, wenn privat liierte Kollegen in einer Abteilung arbeiten?«
    »Ich möchte noch einmal betonen: Ich möchte nicht, dass Fräulein Ritter meinetwegen berufliche Nachteile bekommt. Ich weiß, wie gern sie in der Mordinspektion arbeitet, und ich …«
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen um Fräulein Ritter. Die wird Ihretwegen keine Nachteile bekommen, das wäre ja noch schöner! Charly wird so lange an diesem Fall weiterarbeiten, bis die Akte Vaterland geschlossen ist. Ich bin froh, dass die Inspektion G sie mir zur Verfügung gestellt hat.« Gennat schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich habe da eine ganz andere Lösung im Sinn. Eine, die auch ein wenig die Spannung aus Ihrem Verhältnis zu Kommissar Dettmann nehmen könnte.«
    26
    S ie schrubbte und schrubbte mit der Wurzelbürste, doch den verdammten Zwiebelgeruch wurde sie einfach nicht los. Was für ein Tag, sie spürte ihn in allen Knochen. Sogar ihre Augen waren immer noch verquollen und verheult. Verdammt, wie sie aussah!
    So hatte sie einfach nicht in die Carmerstraße fahren können, nicht so, wie sie aus dem Vaterland gekommen war: die Hände nach Zwiebeln, die Haare und die Kleidung nach Bratenfett stinkend. Du musst noch verdammt viel lernen, Charlotte Ritter , dachte sie, wenn du wirklich eine Ehe eingehen willst. Da solltest du deinem Mann auch einen solchen Anblick zumuten können.
    Aber wollte sie das überhaupt, eine Ehe eingehen?
    Obwohl sie Ja gesagt hatte zu seinem Antrag, war sie da immer noch nicht so ganz sicher. Sie wusste einfach nicht, wie das zu dem Leben passen sollte, das sie sich vorstellte. Eigentlich wusste sie nicht einmal genau, wie sie sich ihr Leben vorstellte. Nur dass sie anders leben wollte als ihre Mutter, die zu Hause geblieben und damit unglücklich

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