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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Tür hinweg, hörte ein Wimmern aus dem angrenzenden Raum und folgte diesem Geräusch.
    Nummer Sechzig drückte sich ins Zimmereck, versteckt hinter einer gammligen Couch. Sein Haarschopf war deutlich zu sehen.
    Chest sprang auf die Couch, krallte die Rechte in diesen Haarschopf und riss den Kerl auf die Beine. Als sich ihre Blicke begegneten, grinste Chest verächtlich. Er riss ihn herum. Danach hatte er nur noch einen blutigen Skalp in der Hand, den er neben dem jetzt kreischenden Kerl auf den Boden warf.
    Chest wischte die Hand an der Couch ab, setzte sich auf dieselbe und holte aus seiner Hosentasche seine Utensilien hervor. Indes sich Nummer Sechzig schreiend den Kopf hielt und den Fußboden vollblutete, drehte sich Chest einen Joint.
    Nummer Sechzig kroch an das andere Ende des Zimmers, drückte sich dort gegen die Wand und spähte mit aufgerissenen, irren Augen zu Chest hinüber.
    »Du wusstest es, stimmt’s?«, fragte Chest, zündete sich den Joint an und nahm einen tiefen Zug. Als er Nummer Sechzig anschaute, sah dieser sofort weg.
    »Ich, was, äh«, stammelte der Kerl.
    Chest starrte ihn an. »Die GP haben dich erwischt. Du hast uns verraten. Was hast du dafür bekommen, Bastard? Einen Fick?«
    ›Den bekommt er von mir‹, hörte Chest Hora in Gedanken sagen, und schon trat sein Kompagnon ins Zimmer.
    Er sah nicht besser aus als Chest, bevor er geduscht hatte. Die Klamotten hingen ihm in Fetzen vom Leib, überall zeigten sich blutige Striemen. Von einer Verletzung über dem Bauchnabel floss beständig Blut, ebenso aus der Platzwunde an der Augenbraue. Seine Schuhe waren nur noch braune Klumpen, als wäre Hora über einen nassen Acker gelaufen.
    Chest grinste. ›In einer solchen Aufmachung geht man doch nicht auf eine Beerdigung.‹
    ›Ich wollte das auf keinen Fall verpassen. Bin spät dran.‹
    Hora ging zu Nummer Sechzig hinüber, welcher erneut unkontrollierte jammerte. »Hast du wirklich geglaubt, wir würden nicht entkommen?«
    »Nein! B itte ! Bitte tut mir nichts! Was hätte ich denn machen sollen? Sie haben mich gezwungen! Bitte!«
    »Das hättest du uns vorher sagen müssen, mein Freund. Wäre doch kein Problem gewesen, nachdem sie dich haben gehen lassen. Jetzt ist es zu spät. Du hast uns Umstände gemacht, und wir können Umstände nicht leiden.«
    Hora bückte sich, packte Nummer Sechzig und zog ihn auf die Beine. Während er ihn weiterhin mit der Rechten festhielt, schleifte er ihn aus dem Zimmer und ins Bad. Chest folgte rauchend, lehnte sich in den Türrahmen und sah zu.
    Hora schubste Nummer Sechzig in die Badewanne. Der Idiot ruderte mit den Armen, kippte hintenüber und schlug sich erneut den Schädel auf. Er sackte in der Wanne zusammen wie eine Marionette, war aber noch bei Bewusstsein.
    Wieder packte Hora zu, zog ihn hoch und verhakte sein Hemd in der Duschvorrichtung, sodass seine Füße jetzt einige Zentimeter über dem Boden hingen.
    Chest zog am Joint, inhalierte tief und beobachtete still.
    Hora hob die Linke, die Faust mit jenem Schlagring, welcher mit den Zacken versehen war. Er hielt die Faust vor sich, als würde er für ein Foto posieren, und lächelte dabei Nummer Sechzig fast freundlich ins Gesicht.
    ›Ein Lebender‹, sagte Hora in Gedanken.
    ›Ich habe heute schon einige auf dem Gewissen. Du bist dran.‹
    ›Abend für Abend‹, antwortete Hora.
    Seine Faust vollführte eine beinahe unscheinbare Bewegung. Die Bauchdecke von Nummer Sechzig klaffte auseinander, die Gedärme purzelten wahllos heraus und hingen in Schlingen nach unten. Es sah aus, als hätte man einen Sack voller Garn aufgeschnitten.
    Nummer Sechzig kreischte, sodass sich seine Stimme überschlug und schließlich erstarb. Sein Mund stand weiterhin offen. Man konnte nur noch ein leises Schaben hören, die Stimmbänder hatten kapituliert. Seine Augen waren Zeugen der Kollision von Irrsinn mit Wahrnehmung; wild kreisende Murmeln, die nicht bereit waren, hinzunehmen, was sich momentan als Erkenntnis offenbarte: Sein Körper verteilte seine Innereien.
    Hora senkte die Faust, trat zurück und drehte sich zu Chest um. Chest reichte ihm ihre Utensilien.
    ›Wir hätten besser aufpassen müssen‹, meinte Hora. ›Die SP waren ein Vorzeichen. Wir haben nicht darauf geachtet.‹
    Chest nickte nur. Nebeneinander setzten sie sich auf die Fliesen, rauchten ihr Harz und sahen dabei zu, wie Nummer Sechzig verblutete.

* * *

    Tim steckte die Akten zurück in ihr zugehöriges Fach und wischte sich die staubigen

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