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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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schlafen, ehe das durchdringende Geräusch erneut erklang. Tim ließ den Arm aus dem Bett hängen und zwang sich, die Augen geschlossen zu halten. Er tat so, als sei er daheim, als hätte dieses ganze Zombie-Theater nie stattgefunden.
    Seine Glieder fühlten sich steif an, ihm tat der Rücken weh. Wahrscheinlich das Resultat von Lokis Fahrkünsten, die ihn hin und her geworfen hatten wie in einem Fahrgeschäft auf der Kirmes.
    Ein Geräusch, so als würde sich jemand bewegen, brachte ihn schließlich doch dazu, über das Aufstehen anders zu denken. Automatisch fuhr seine Hand zu der Heckler & Koch auf dem Nachtkästchen, schloss sich um den Griff, und dann setzte er sich mit einer schnellen Bewegung auf und richtete die Waffe in Richtung des Geräuschs.
    »Guten Morgen, mein Lieber«, sagte Loki. Er saß am Tisch, die Beine übergeschlagen. Er war geduscht und frisch rasiert. Und schlürfte an einer Tasse Kaffee. Er deutete auf die zweite Tasse, die vor ihm stand. »Ich habe dir Frühstück mitgebracht.«
    Tim ließ die Waffe sinken. »Mein Gott, hast du mich erschreckt.« Er warf einen Blick auf den Wecker – drei Minuten nach sieben Uhr –, schaltete den Alarm aus und legte die Pistole weg. »Wie lange sitzt du schon da?«
    »Etwa fünf Minuten.«
    Mit einem Seufzer schwang Tim die Beine aus dem Bett, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und rieb sich die Augen. Er gähnte. »Ich gehe davon aus, dass ich nicht die Zeit zum Duschen habe?«
    Loki ließ sein Mundwinkel-Lächeln sehen. »Richtig kombiniert. Zieh dich bitte an und trink deinen Kaffee.«
    Tim stand auf, streckte sich, hob die Jeans, das T-Shirt und den Pullover auf, die er am Abend zuvor einfach von sich geworfen hatte, und machte sich auf den Weg ins Bad. Er wusch sich ab, schlüpfte in die Kleidung und kehrte zu Loki zurück. Müde setzte er sich an den Tisch und nippte am Kaffee.
    »Ich soll heute nicht der Schulinspektion nachgehen?«
    Loki schüttelte den Kopf. »Es wird Zeit, dass wir die Sache voranbringen. Dazu gehört, dass wir die Maskerade fallen lassen. Ich will heute zunächst einen anderen Fall lösen.«
    Tim runzelte die Stirn. »Welchen anderen Fall?«
    Sein Cousin zündete sich eine Zigarette an, zog sein Smartphone aus der Hosentasche, wischte mit dem Zeigefinger über den Touchscreen und hielt das Gerät schließlich Tim hin. Dieser erkannte eine Karte Kiels, auf der mehrere Punkte eingetragen waren. Eindeutig dieser Ring, von dem Loki gesprochen hatte. Der war allerdings nicht so rund, wie es ein Kreis von einem Zirkel gewesen wäre, trotzdem beschrieben die Koordinaten eindeutig einen solchen. Die Abweichungen waren gering – bis auf eine. Die lag bestimmt mehrere Kilometer abseits dieses Rings.
    Tim atmete tief ein, stieß den Atem geräuschvoll aus und sah Loki abwartend an. Dabei hob er die Tasse und nahm einen weiteren Schluck.
    »Du siehst diese eine Abweichung?«
    Tim nickte.
    »Diese Sache werden wir jetzt gleich aufklären.«
    »Du.« Tim richtete den Blick in seinen Kaffee. » Du wirst sie aufklären, nicht wir . Ich wusste nicht einmal, dass es einen zweiten Fall gibt.«
    Loki lächelte wieder. »Ich wollte nur höflich sein.« Er ließ den Finger erneut über den Touchscreen gleiten, hielt sich anschließend das Handy ans Ohr. Rauchend sah er zum Fenster hinaus und wartete darauf, dass abgehoben wurde. »Guten Morgen, Herr Kommissar«, sagte er schließlich ins Telefon. »Von Schallern hier. Haben sie die Ereignisse gut verarbeitet?«
    Tim hörte eine leise Stimme am anderen Ende der Leitung, konnte aber nichts verstehen.
    Das Grinsen auf den Lippen seines Cousins wurde breiter, echter. »Sie werden alsbald Grund zur Freude haben, mein Lieber. Darf ich Sie bitten, mit zwei Kollegen in dreißig Minuten zur Familie Gerber zu kommen?« Eine Pause. »Nur Geduld, Sie werden dort alles erfahren. Aber das will ich Ihnen einstweilen offenbaren: Noch heute werden Sie den kleinen Kevin finden, und zwar wohlauf.«
    Wieder konnte Tim die Stimme am anderen Ende hören.
    »Bis in dreißig Minuten, Herr Kommissar. Auf Wiederhören.« Loki senkte das Smartphone mit der Hand und steckte es sich wieder in die Hosentasche.
    Tim musterte seinen Cousin eine Weile, während der noch immer aus dem Fenster schaute. »Du wirkst so ruhig«, sagte Tim schließlich, »als wäre das gestern alles nicht passiert. Schon vergessen, dass ein Zombie in deinen Armen gestorben ist?«
    Loki richtete die grauen Augen auf Tim. »Wie könnte ich das

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