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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bestimmt.«
    »Massenhaft Motive. Hier gibt es eine Menge Hass, Thomas. Merkwürdige Kombination, findest du nicht auch? Warum ausgerechnet Jensen? Der Direktor hat uns angewiesen, anhängige Fälle zu recherchieren und kürzlich gefällte Urteile und das jeweilige Stimmenverhältnis und all diesen Mist.«
    »Das ist großartig, Gavin. Jetzt spielt jeder Verfassungsrechtler im Lande Detektiv und versucht, die Morde aufzuklären.«
    »Und du tust es nicht?«
    »Nein. Ich habe mich vollaufen lassen, als ich es erfuhr. Jetzt bin ich wieder nüchtern. Aber das Mädchen hat sich in die gleiche Sorte von Recherchen vergraben, die auch ihr anstellt. Sie ignoriert mich.«
    »Darby. Was für ein Name. Wo kommt sie her?«
    »Aus Denver. Sehen wir uns am Montag?«
    »Vielleicht. Voyles verlangt, dass wir rund um die Uhr arbeiten, bis die Computer uns verraten, wer es getan hat. Aber ich werde versuchen, dich einzuplanen.«
    »Danke. Ich erwarte einen eingehenden Bericht, Gavin. Nicht nur den Klatsch.«
    »Thomas, Thomas. Immer auf Informationen aus. Und ich kann dir wie gewöhnlich keine liefern.«
    »Du wirst dich betrinken und alles erzählen, Gavin. Das tust du immer.«
    »Warum bringst du Darby nicht mit? Wie alt ist sie? Neunzehn?«
    »Vierundzwanzig, und sie ist nicht eingeladen. Vielleicht später einmal.«
    »Vielleicht. Und jetzt muss ich Schluss machen. In einer halben Stunde bin ich beim Direktor. Die Atmosphäre hier ist so geladen, dass man sie direkt riechen kann.«
    Callahan wählte die Nummer der juristischen Bibliothek und fragte, ob Darby Shaw dort gesehen worden war. Sie war es nicht.
    Darby stellte ihren Wagen auf den fast leeren Parkplatz des Bundesgerichts in Lafayette und ging dann ins Verwaltungsbüro im ersten Stock. Es war Freitagmittag, Verhandlungen fanden nicht statt, die Flure waren leer. Sie blieb vor dem Tresen stehen, schaute durch ein offenes Schalterfenster und wartete. Schließlich erschien eine Angestellte, die noch keine Zeit gefunden hatte, zum Lunch zu gehen und deshalb stocksauer war, auf der anderen Seite des Fensters. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie mit dem Tonfall einer kleinen Angestellten, die alles lieber tat, als jemandem zu helfen.
    Darby schob einen Zettel durch das Fenster. »Ich möchte diese Akte einsehen.« Die Angestellte warf einen flüchtigen Blick auf den Namen des Falls, dann sah sie Darby an. »Weshalb?« fragte sie.
    »Das brauche ich nicht zu erklären. Es sind öffentliche Unterlagen, oder etwa nicht?«
    »Halb öffentlich.«
    Darby nahm den Zettel und faltete ihn zusammen. »Kennen Sie das Gesetz zur Wahrung des Rechts auf Auskunft?«
    »Sind Sie Anwältin?«
    »Ich brauche nicht Anwältin zu sein, um diese Akte einsehen zu dürfen.«
    Die Angestellte öffnete eine Schublade im Tresen und entnahm ihr ein Schlüsselbund. Sie nickte und deutete mit dem Kopf die Richtung an. »Kommen Sie mit.«
    An der Tür stand JURY ROOM, aber drinnen gab es weder Tische noch Stühle, nur Aktenschränke und Kartons an den Wänden. Darby schaute sich um.
    Die Angestellte zeigte auf eine Wand. »Dort ist sie. Alles andere in diesem Zimmer ist für Sie uninteressant. Im ersten Aktenschrank finden Sie die Plädoyers und die gesamte Korrespondenz. Der Rest sind Darlegungen, Beweismaterial und der Prozess.«
    »Wann hat der Prozess stattgefunden?«
    »Im Sommer. Er dauerte zwei Monate.«
    »Wo finde ich die Berufung?«
    »Die steht noch aus. Ich glaube, die Frist endet am 1. November. Sind Sie Reporterin oder so etwas?«
    »Nein.«
    »Gut. Wie Sie offensichtlich wissen, sind dies in der Tat öffentliche Unterlagen. Aber der Richter, vor dem der Fall verhandelt wurde, hat gewisse Einschränkungen angeordnet. Erstens muss ich Ihren Namen notieren und die Zeit, die Sie in diesem Raum verbringen. Zweitens darf nichts aus diesem Raum entfernt werden. Drittens, nichts aus dieser Akte darf kopiert werden, bis die Berufung vorliegt. Viertens, alles, was Sie hier drinnen anrühren, muss genau da wieder hingelegt werden, wo Sie es gefunden haben. Anweisungen des Richters.«
    Darby betrachtete die Aktenschränke an der Wand. »Weshalb darf ich keine Kopien machen?«
    »Danach müssen Sie Seine Ehren fragen. Also, wie heißen Sie?«
    »Darby Shaw.«
    Die Angestellte schrieb den Namen auf ein Clipboard, das neben der Tür hing. »Wie lange werden Sie bleiben?«
    »Das weiß ich noch nicht. Drei oder vier Stunden.«
    »Wir schließen um fünf. Sagen Sie mir im Büro Bescheid, wenn Sie gehen.«

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